Böses mit Bösem
Direktors steht nicht hier«, sagte Benny.
»Diese Liste ist nur für New York bestimmt. Das Flugzeug muss von einem Fisher-Partners-Team in Washington manipuliert worden sein. Du kannst es dir an den Fingern abzählen, Benny: Wenn dein Chef auf der Liste steht, dann auch wir.«
»Ich muss Dave warnen«, sagte Benny, womit er seinen Chef, den stellvertretenden Direktor Presmore meinte. »Ich habe ihn angerufen, gleich nachdem ich die Nachricht gehört hatte. Er hat nicht abgenommen.«
Es war gut möglich, dass sie ihn sich schon geschnappt hatten. Benny wusste das, aber er würde trotzdem hinfahren.
»Ich komme mit.«
Benny nickte und stand auf. »Wie soll ich das nur Miriam erklären?« Er seufzte und ging die Treppe hinauf, als führte sie zu einem Schafott.
Ich schenkte mir eine Tasse schwarzen Kaffee ein und rührte ihn um, da ich sonst nichts hatte, womit ich die Hände beschäftigen konnte. Ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, was ich von hier aus als Nächstes tun sollte. Ich trug mich noch immer mit dem Gedanken, Stonebridge zur Strecke zu bringen, aber ich wollte Benny nicht da hineinziehen. Nachdem wir Presmores Schicksal geklärt hatten, würde Benny nach Kanada gehen, und wenn ich ihn selbst dort hinschleppen musste.
Das Weinen oben ging wieder los, während die Stimmen lauter wurden.
»Presmore war mein Rabbi im FBI, Miriam. Du warst bei ihm zu Hause und hast seine Kinder kennengelernt. Er hat mich geführt und beschützt. Das Mindeste, was ich verdammt noch mal für ihn tun kann, ist der Versuch, ihn zu warnen.«
|387| »Und was dann? Du klingst nicht so, als würdest du nach Kanada kommen.«
»Doch, natürlich, verdammt noch mal.«
»Wann?«
Benny ließ sich mit der Antwort Zeit. »Felix und ich müssen der Sache auf den Grund gehen.«
»Hast du verdammt noch mal den Verstand verloren?«, fragte Miriam. Ich hatte sie bisher noch nie fluchen hören.
»Das ist meine Aufgabe, Miriam, und ich bin es dem Direktor schuldig.«
»Und was ist mit deiner Familie? Was bist du uns schuldig?«
»Du kanntest meinen Beruf, als du mich geheiratet hast.«
»Und ich habe ihn akzeptiert. Es war meine Entscheidung. Aber Sharon kann diese Wahl nicht treffen. Jetzt muss ich fragen, ob heute der Tag ist, an dem mein kleines Mädchen seinen Vater verliert.«
»Keiner stirbt heute Nacht«, sagte Benny.
Selbst hier, ein Stockwerk tiefer, war unüberhörbar, dass er sich da nicht sicher war.
»Hat Felix dir das in den Kopf gesetzt?«
»Wovon zum Teufel sprichst du?«
»Ich mag Felix sehr, das weißt du. Aber er ist verrückt. Das hast du selbst gesagt. Seit dem Krieg tickt er nicht mehr richtig.«
»Felix hat mir überhaupt nichts in den Kopf gesetzt.«
»Du bist ein FB I-Agent , Himmel noch mal. Die hätten dich in Ruhe gelassen, wenn er nicht wäre.«
Eine Tür schlug krachend zu. Sharon hatte aufgehört zu heulen oder die Tür dämpfte das Geschrei jetzt. Ich sah aus dem Fenster. Das Licht in der Küche war zu hell. Statt des Nachbarhauses zeigte die Scheibe mein eigenes, unwillkommenes Spiegelbild.
Miriam kam in die Küche. Ihre Augen waren rot von |388| Zornestränen. Solange ich lebe, werde ich niemals vergessen, wie sie mich ansah. Es war eine Art Hass, aus der nachfühlbarsten aller Ängste geboren.
»Miriam, ich …«
Der Schlag traf mich hart. Ich hatte schon vorher die eine oder andere Ohrfeige kassiert, die waren aber eher symbolisch gewesen. Miriams Hand wollte dagegen Schmerzen verursachen, und das tat sie auf vielerlei Weise. Bevor der Nachhall verklungen war, packte sie mein Gesicht und drückte es dicht an ihres.
»Du bringst meinen Mann heil zurück«, flüsterte sie mir ins Ohr, »oder du bekommst es mit mir zu tun.«
Sie ließ mich los. Miriam weigerte sich, mich noch einmal anzusehen, und ging nach oben zu ihrem Kind.
Kurz darauf kam Benny fertig angezogen herunter, das Gesicht starr wie eine Maske des Krieges.
Wir standen eine kleine Weile da. Ich weiß nicht warum. Benny schaute sich ein letztes Mal in seiner Küche um, als hätte er sie schon jetzt seit Jahren nicht mehr gesehen.
»Gehen wir.«
|389| 22
Presmores Haus lag draußen in Connecticut. Unterwegs rief ich Cals Kontaktnummer an. Das Telefon läutete länger als früher, bevor abgenommen wurde. Es kam kein Hallo wie sonst und die Stille klang diesmal feindselig.
»Ich habe eine Eilbestellung«, sagte ich.
»Wie lautet Ihre Adresse?«, fragte die Frau, die die Schläfrigkeit von ihrer Stimme
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