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Böses mit Bösem

Böses mit Bösem

Titel: Böses mit Bösem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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halb geöffnet vor. Alle Lichter im vorderen Raum waren an, als würden Gäste erwartet.
    »Verdammt«, sagte Benny leise. Wir zogen unsere Waffen und gingen hinein.
    Drinnen war alles verwüstet. Links von uns war eine Art Wohnzimmer. Zwei Sofas standen so, dass sie den besten Blick auf die wandhohen Fenster zu beiden Seiten der Haustür boten. Eine Lampe war von einem Beistelltisch heruntergeworfen worden. Bücher aus den Regalen an der hinteren Wand lagen auf dem Boden. Die Möbel waren aufgeschlitzt und umgeworfen. Es war zu methodisch für einen Einbruch und die Stereoanlage und der Fernseher standen noch da.
    Die Strahlerschiene an der Decke beleuchtete eine unregelmäßige Blutspur. Sie begann ein paar Schritte hinter der Tür und führte durch den Zentralkorridor in den hinteren Bereich des Hauses.
    »Weißt du, wohin diese Spur führt?«, fragte ich.
    »In die Küche, glaube ich.«
    Vom Zentralkorridor führte eine Treppe nach oben. Links und rechts gingen geöffnete Türen ab.
    Benny kniete sich neben dem Regal nieder und hob ein Foto auf, das in einen Goldrahmen und zerbrochenes Glas gefasst war. Darauf war die Familie Presmore zu sehen: zwei Eltern, zwei Mädchen und ein kleiner Junge. Den Hintergrund bildete eine Kirche, vielleicht presbyterianisch, das Foto war bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung oder sonst einem Gemeindeereignis aufgenommen worden. Die Familie lächelte in ihren besten Sonntagskleidern in die Kamera, alle glücklich und brav.
    »Wie lautete die Zahl neben seinem Namen?«
    |393| »Hundertneunundneunzig. Das ist der Code für eine geheime Verurteilung: Sie entführen ihn und streiten ab, dass er sich in ihrem Gewahrsam befindet. Die Familie sollte allerdings in Ruhe gelassen werden«, erklärte ich. »Vielleicht ist die zurzeit bei Verwandten.«
    Benny erwiderte nichts. Seine Augen waren noch immer auf das Foto geheftet.
    »Wir könnten nachschauen, ob sie irgendwas zurückgelassen haben«, sagte ich, obwohl mir klar war, dass die Chancen schlecht standen. »Ich nehme die Blutspur, wenn   …«
    »Das mache ich«, sagte Benny. »Falls sie da sind, möchte ich, dass sie von einem Freund gefunden werden. Übernimm du das Obergeschoss.«
    Das Licht ging aus. Benny und ich brauchten uns nicht abzustimmen, um zu wissen, dass es am besten war, hinter die aufgeschlitzten Sofas im vorderen Zimmer abzutauchen. Von dem Raum waren nur noch die Umrisse zu erkennen, die in einem grauorangefarbenen Licht badeten, da eine Mischung aus Mond- und Straßenlaternenlicht durch die cremefarbenen Vorhänge hereinsickerte. Die Haustür lag etwa sieben Meter entfernt, aber diese sieben Meter waren von allen drei Korridortüren einsehbar.
    Die Presmores hatten ihre Böden und Treppen mit echtem Hartholz ausgelegt und insgeheim dankte ich der Stange geerbten Geldes, die das möglich gemacht hatte. Von der Treppe war ein Knarren zu hören. Benny zeigte zur linken Tür und ich nickte. Ich zog den Stift meiner Blendgranate und ließ sie zur Treppe kullern.
    Der Knall war ohrenbetäubend und die Hände über meinen Ohren boten nur wenig Schutz. Ich war als Erster wieder auf den Beinen. Hinter uns klang es, als wäre ein Asthmatiker in den Raum getreten, ein krampfhafter Hustenanfall, der die leidgeprüften Möbelstücke weiter zerfetzte.
    Ich erreichte die Tür und spürte mehr, als ich sie sah, eine |394| Gestalt zu meiner Rechten, denn der Eidechsenteil meines Gehirns warnte mich vor etwas, das sich in unmittelbarer Nähe befand, bevor ich verarbeiten konnte, was meine Augen mir zeigten. Ich fing den Arm des Fisher-Angestellten mit dem meinen ab, bevor er seine Waffe auf mich richten konnte. Als ich erst mal seinen Arm gepackt hielt, fühlte ich, wo der Rest seines Körpers sich befand. Ich spürte, wohin er das Gewicht verlagert hatte und wo sein anderer Arm war. Wie es in dem alten Lied heißt, alle Knochen sind verbunden.
    Ich fand unmittelbar unterhalb des Handgelenks eine weiche Stelle und grub meinen Daumen hinein. Vor Schmerz ließ er seine Waffe los, die beim Aufprall auf den Boden in dem stillen Haus einen unglaublichen Lärm machte. Ich drehte ihm das Handgelenk auf die Schulter. Er verpasste mir einen Haken, von dem mir der Schädel brummte, aber da er aus dem Gleichgewicht war, konnte er nicht richtig zulangen. Er musste sich in einer unbequemen Stellung zu mir herüberbeugen, damit sein Handgelenk nicht brach, und das brachte seinen Kopf genau in die Position, in der ich ihn haben wollte. Ich

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