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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Drillichjacke, entsicherte sie in aller Seelenruhe, und ich beobachtete, wie sich sein Gesicht in eine abscheuliche Maske verwandelte. Er zielte mit der Pistole auf meinen Kopf.
    »Beten Sie, ich lasse Ihnen nur noch Sekunden!«, sagte er.
    Ich spürte seinen Ernst.
    »Haben Sie noch immer nicht genug Tote?«, brüllte ich ihn an und rechnete mir eine Chance aus, wenn ich mich ihm im Sprung entgegenwerfen würde.
    »Lassen Sie das, Vaterlandsverräter! Sie haben nichts anderes als den Tod verdient«, sagte er hart.
    »Man wird Sie überführen und verantwortlich machen!«, rief ich und spürte den Schweiß der Angst. Ich starrte auf das kleine runde Loch der Waffe und fand keinen Ausweg.
    Es klingelte an der Haustür. Schrill klang der Ton in den Raum. Der Landwirt fuhr erschrocken zusammen.
    »Bleiben Sie sitzen!«, befahl er und hoffte, dass sich der Besucher abwenden würde.
    Hartnäckig ertönte erneut das Rufzeichen.
    »Erwarten Sie jemanden?«, fragte der Landwirt.
    »Vor der Tür steht Kommissar Feenwegen«, sagte ich fest und sah, wie er seine Pistole auf den Boden richtete.
    »Öffnen Sie ihm die Tür«, sagte der Landwirt und folgte mir nach draußen.
    Feste Schritte drangen durch das Treppenhaus. Der Landwirt stand hinter mir, und ich spürte die Mündung seiner Pistole im Rücken.
    Der Mann, der aus dem Treppenhaus zu uns emporstieg, war kein anderer als Pekkeni. Er trug trotz der sommerlichen Temperaturen seine Rentierfellmütze.
    Mit einem Freudenschrei stürzte ich ihm entgegen.
    Ein Schuss drang in das Treppenhaus, und Pekkeni, mein Retter in höchster Not, schlug den Landwirt mit einem kräftigen Faustschlag zu Boden und entriss ihm die Pistole.
    Der abgefeuerte Schuss auf mich hatte nur meine Handoberfläche gestreift. Die wenigen Blutstropfen brachten mich darauf.
    Pekkeni drückte den Mann auf den Boden und blieb bei ihm stehen.
    »Police«, sagte er.
    Ich eilte in die Wohnung, rief die Kripo an und bat Feenwegen zu mir.
    Pekkeni hielt die Pistole in der Hand. Mir tat der Mann leid, der mein Schwiegervater hätte werden können, und ich begriff nicht, wie sich Männer seines Alters in ihrer politischen Blindheit hinter solche Machenschaften stellen konnten.
    Ich winkte Pekkeni in die Wohnung. Er ließ den Landwirt vor sich her gehen.
    »Setzen Sie sich hier in den Sessel, Herr Schaverding«, sagte ich.
    Pekkeni, der nichts verstand, blieb wachsam, suchte gelegentlich den Blick in mein Zimmer.
    Wir mussten nicht lange warten. Das Klingeln musste vom Kommissar kommen. Ich hastete an die Tür, und er war es tatsächlich.
    Kommissar Feenwegen kam in Begleitung zweier Assistenten.
    »Haben Sie für uns neue Erkenntnisse?«, fragte er unbekümmert.
    »Nein, nur Beweise für die Verseuchung des kleinen Ortes Upplewarf.« Ich fuhr fort: »Ohne Pekkeni hätten Sie mich jetzt als Leiche aus dem Haus tragen müssen, denn der Landwirt Schaverding wollte mir in der irren Annahme, ich sei der Hexenknabe, der alle Toten im Drama um das Donnermoor zu verantworten hätte, das Lebenslicht ausblasen.«
    Der Landwirt saß auf dem Stuhl. Er starrte hasserfüllt auf den Boden.
    »Das ist mein finnischer Freund Pekkeni, der in letzter Sekunde kam und mich vor der Selbstjustiz des Landwirts retten konnte«, sagte ich.
    »Folgen Sie uns«, forderte Feenwegen den Mann auf, der mit irren Blicken meine Wohnung in Begleitung der Polizisten verließ.
    Pekkeni reichte Feenwegen die Pistole.
    Ich zitterte vor Aufregung und dachte an das Allheilmittel Tee.
    Mein finnischer Freund schritt rastlos durch die Wohnung. Ich versuchte mit Zeichen ihn über das Geschehen aufzuklären. Unter seinen freundlichen Blicken bereitete ich den Ostfriesen-Tee.
    Wir setzten uns an den Tisch und bedienten uns. Der Tee war mir gelungen, aber ich selbst hatte Fragen an Pekkeni, und auch er wünschte das Gespräch. Entschlossen stand ich auf, wählte die Nummer nach Finnland und berichtete Toyala, was sich hier in der Zwischenzeit abgespielt hatte, und bat sie, ihrem Mann die Übersetzung zu liefern.
    Pekkeni und ich wechselten uns ab im Gespräch mit Toyala. Als er die Verbindung unterbrochen hatte, nickte er mir freundlich zu und sagte: »Helsinki teacher.«
    Ich lachte vor Freude und nahm mir vor, morgen mit Pekkeni eine Küstenrundfahrt zu machen.
    ENDE

 
    Theodor J. Reisdorf , geboren 1935 in Neuss, reiste quer durch Europa und Nordafrika, arbeitete in vielen Berufen, machte in Wilhelmshaven das Abitur und studierte Wirtschafts- und

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