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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dich zusammen. Du bist ein gläubiger Christ und musst den Tatsachen ins Auge schauen! Erika und Anja sind, wenn ich deinen Thesen Glauben schenken sollte, ohne Qualen. Sie sind bei ihm!« Dabei wies er mit seinem schlohweißen Kopf zur Decke, und in seinen Augen lag der zweiflerische Blick seiner siebzigjährigen Lebenserfahrung. Sein kämpferisch wirkender, weißer, gestutzter Schnurrbart erschien mir wie ein Haltebalken. Gregor fuhr fort, wobei er mit Kraft die Speisereste vom Geschirr rieb. »Wenn ich dein Haus ohne die Möbel vorführen müsste, könntest du gut zwanzigtausend Euro verlieren.«
    »Geld!«, stöhnte ich.
    »Sieh es als Schmerzensgeld an.«
    »Ich kann sie nicht zurückkaufen«, antwortete ich und weinte. Mir wurde bewusst, dass ich die wundervollen Möbel, die Erika in Frankreich während unserer vielen Ferienfahrten ausgesucht hatte, nie weggeben würde. Ich konnte an ihnen vorbeigehen, meine Hände über Eichenkanten gleiten lassen und an sie denken. Aber das Zimmer von Anja, die Wiege, die Steiftiere, die Strampelhöschen und alles das, was noch sauber in akkuraten Stapeln lag, wollte ich hier zurücklassen. Hoffentlich hat der Käufer Kinder, dachte ich.
    »Anjas Zimmer bleibt hier!«, sagte ich und wunderte mich über die Härte meiner Forderung.
    »Da werde ich schon einen Dreh finden«, sagte Gregor und zog den Stöpsel aus dem Spülbecken. »Hast du die übrigen Zimmer in Ordnung?« Seine Worte drängten mich in die Wirklichkeit zurück.
    Wir gingen gemeinsam durch das Haus. Gregor ordnete Deckchen, zog an Teppichen, ließ die Toilettenspülung noch einmal aufbrausen und wischte im Bad den Spiegel blank. »Gut«, sagte er, »setzen wir uns und warten auf den Käufer.«
    Gregor hatte mir eine Eigentumswohnung mit meinem Geld gekauft. Aber nur zum Teil. Die Bausparbeträge blieben erhalten, die Hypotheken hatte er für mich abgelöst, und nach Verhandlungen mit Banken hatte er mir vorgerechnet, dass ich für die Sechzig-Quadratmeter-Wohnung ab jetzt tausend Euro zu zahlen hätte. Ich hatte ohne die Verträge zu lesen Gehaltsabtretungen unterschrieben, denn ich brauchte für mich nicht viel. Einige Flaschen Bier am Abend, Tabak für etwa zehn Pfeifen und meine kargen Mahlzeiten.
    Ich hatte die Möbel im Wohnzimmer in der Anordnung platzieren lassen, wie sie in Carolinensiel in unserem Bungalow am Kanal gestanden hatten. Das Segelboot, eine einfache Jolle, wollte ich nicht mehr sehen. Sollte der Käufer, der jetzt durch die Räume des Bungalows schritt, die Erika damals mit Liebe ausgefüllt hatte, mit seinen Kindern den Weg durch die Schleuse suchen und bei schönem Sommerwetter die Inseln ansteuern.
    Das Schiff hatte eine zentrale Bedeutung für unser damaliges Glück. In ihm träumten wir vom eigenen Haus, und ich glaube immer noch, dass wir Anja in ihm zeugten, als wir verliebt unter einer verwöhnenden Julisonne, die hinter Wangerooge im Meer versank, das Segel weggenommen hatten und uns nackt im Boot mit der Flut vom aufbrisenden Wind dem Jachthafen hatten träumend entgegentreiben lassen.
    Meinen Lieblingssessel, ein mit rotem Samt bezogenes Sitzmöbel, dessen Füße ein geflochtener Volant verbarg, hatte ich wie »zu Hause« an die Stehlampe gerückt, die Erika rein zufällig bei einem Bummel durch Lyon gesichtet hatte. In diesem Sessel hatte ich abends oft gesessen. Den Kanal, an dem entlang sich die hübschen Bungalows reihten und diese von den weitläufigen grünen Wiesen trennte, hatte ich seit meinem Umzug nicht mehr aufgesucht.
    Meine Wohnung lag zehn Minuten vom Bismarckpark entfernt und gestattete mir vom Balkon den Blick in die verkehrsreiche Moltkestraße, auf das grüne Dach des Wasserturms und auf die stillstehenden Flügel der einzigen erhaltenen Mühle der Stadt. Meinen Schulweg konnte ich von hier ohne Auto zurücklegen. Das war mir lieb.
    Gregor hatte sich seit einigen Tagen nicht sehen lassen. Im Vorbeigehschnack mit Bekannten erfuhr ich, dass es seiner Frau nicht gut ging. In dem Alter verständlich, dachte ich.
    In die Sauna war ich einige Male nicht gegangen, da ein Kollege erkrankt war und ich seinen Handballkurs übernommen hatte. Der Sportunterricht, vor dem grässlichen Ereignis Teil meiner Lieblingsstunden, ödete mich an, da es mir nicht mehr gelingen wollte, die saloppen Redensarten der Schüler mit Humor zu kontern, und mich das Gefühl, bei den jungen Leuten »in« zu sein, verlassen hatte. Lieber stand ich vor ihnen, wenn sie im Klassenzimmer den

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