Bold, Emely
Bereich meines sonst sehr ordentlichen und aufgeräumten Lebens, in dem Anarchie herrschte! Eigentlich hatte ich gedacht ich hätte das Tagebuch oder was auch immer dieses Lederbüchlein darstellte und die anderen Fundstücke in mein Regal geräumt, aber anscheinend hatte ich in diesem Wust das rote Buch übersehen. Jetzt zog ich es unter meinem Stiftmäppchen hervor und blätterte durch die Seiten. In schönen alten geschwungenen Handschriften war jede einzelne Seite eng beschrieben. Bei Gelegenheit würde ich mich damit beschäftigen, denn wie es aussah, würde ich die ganzen Sommerferien hier in meinen vier Wänden verbringen, um mir den Anblick von Ashley und Ryan zu ersparen. Da würde ich genug Zeit übrig haben, meine Fundstücke zu studieren. Ich erwartete sowieso keine allzu spannenden Anekdoten. Aber als mir das Tagebuch in die Finger fiel, erinnerte ich mich an meinen eigentlichen Fund. Die Kette. Wo hatte ich nur die staubige Hose hin? Im Bad durchsuchte ich den Wäschekorb, bis ich ganz unten fündig wurde. Ich hatte vergessen die Taschen zu leeren, als ich sie zum Waschen gegeben hatte. Neugierig zog ich die Kette heraus und ging zurück in mein Zimmer. Unter meiner alten Schreibtischlampe drehte und wendete ich den Anhänger. Nun konnte ich erkennen, dass auf der Vorderseite über den Pfeilen auch ein Schriftzug angebracht war:
Leider konnte man nicht mehr alle Buchstaben erkennen. Als ich über die alten Worte strich, ging plötzlich eine Hitze von dem Medaillon aus, dass ich es fast fallen gelassen hätte. Doch so plötzlich dieses Gefühl gekommen war, so schnell war es auch wieder verschwunden und ich fragte mich, ob ich mir nur eingebildet hatte, dass das Metall beinahe meine Hand verbrannt hätte. Verbrannt war eigentlich nicht das richtige Wort, denn es hatte nicht wehgetan. Vielmehr hatte es sich auf eine sehr intensive Art irgendwie richtig angefühlt. Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen. Neugierig ließ ich meine Finger erneut über das Schmuckstück streichen, aber nichts passierte.
Natürlich passierte nichts! Es war ein Stück Silber an einer alten Kette! Insgeheim hatte wohl Indiana Jones in mir auf ein magisches Amulett gehofft!
Etwas enttäuscht drehte ich den Anhänger im Licht hin und her. Die elegante Gravur auf der Rückseite war sehr viel filigraner, und deswegen auch leider kaum zu entziffern. Ich rieb vorsichtig mit einem feuchten Tuch darüber, bis das Schmuckstück wieder etwas von seinem ursprünglichen Glanz zurückbekommen hatte.
Das schrille Klingeln des Telefons beendete meine Grübeleien über die Kette.
„Sam? Weißt du, was gerade passiert ist?“
Natürlich war Kim am anderen Ende der Leitung. Es waren ja auch schon beinahe zwei Stunden vergangen, seit ich mich am Footballfeld von ihr verabschiedet hatte.
„Was denn?“
„Du wirst es nicht glauben! Justin Summers hat mich geküsst!“
„Wie, ich verstehe nicht? Justin? Was ist denn passiert?“
„Ich weiß auch nicht, aber als du weg warst, hatte es Ryan plötzlich sehr eilig und ich stand mit Justin allein da.“
„Justin? Der beste Freund von Ryan?“
„Ja. Was ist denn los? Du klingst nicht gerade so, als freust du dich für mich.“
Die Endtäuschung in Kims Stimme war nicht zu überhören und ich schlug schnell einen anderen Ton an.
„Quatsch, natürlich freue ich mich! Ich verstehe bloß nicht, was eigentlich passiert ist. Fang doch noch mal ganz von vorne an, okay?“
„Also wir standen da so rum, und - übrigens finde ich den Center unseres Footballteams schon länger süß – jedenfalls hat Justin dann plötzlich so verlegen ausgesehen und gesagt er fände es schade, dass ich immer nur Augen für Ryan hätte. Ich war total perplex, und ehe ich etwas sagen konnte, hat er mich auch schon geküsst.“
„Wow!“
„Ja, unglaublich!“
Kim redete so schnell, dass ich Schwierigkeiten hatte, alles mitzubekommen. Ich kannte sie schon seit dem Kindergarten doch so aufgeregt hatte ich sie noch nie erlebt.
„Oh Gott, es war Wahnsinn! Ich glaube ich bin total verliebt.“, schwärmte sie.
„Ja und was ist mit Ryan?“
„Justin hat gesagt, dass ich ihn vergessen soll, denn Ryan hätte sich wohl in eine andere verknallt.“
Kims Stimme überschlug sich fast, als sie es nicht länger aushielt und herausplatzte:
„Und diese andere bist du !“
Sie schrie voller Begeisterung in den Hörer.
„Ich?“
Diese Neuigkeit kam nun aber wirklich
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