Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
Rampe hinab zum Strand.
Wie sich herausstellte, hatte man den launischen Mann – zumindest an diesem Tag – durch ein junges Mädchen mit dicken, kastanienbraunen Zöpfen ersetzt. Sie sprang den Hügel praktisch hinab.
»Wow!«, sagte sie. »Ist ja ein Ding. Sehen Sie mal den Fluss, er ist so glatt.«
»Ja, er gefällt mir«, sagte ich.
»Sind Sie …« Sie blickte auf das Päckchen, das sie trug. »… Nick Sayler?«
Ich nickte, und sie reichte mir das Päckchen.
»Können Sie bitte unterschreiben?«, bat sie und reichte mir ihr Klemmbrett mit einer Quittung darauf. Dann zeigte sie auf die Schute. »Sie leben da? Was ist das für ein Ding?«
»Eine Schute«, erwiderte ich. »Sie heißt
Dumb Luck.«
»Ich finde sie wunderbar«, sagte sie und nahm ihr Klemmbrett wieder an sich. Dann wandte sie sich um und machte sich wieder auf den Weg den Hang hinauf. »Ihnen noch einen schönen Tag!«
»Ihnen auch«, murmelte ich und betrachtete das Päckchen, das als Absender eine mir unbekannte Londoner Adresse hatte.
Larry hatte einen Gummiball dabei, den er mir immer wieder vor die Füße warf, während ich weiterging. Dann hob er ihn auf und versuchte es aufs Neue. Schließlich warf ich ihn so weit weg, dass er loslaufen konnte. Dann ging ich die Rampe hinauf und begab mich wieder in meinen Liegestuhl an Deck.
Bei meiner Ankunft dort sah ich Rue, die gerade aus der Dusche gekommen war. Das Haar hatte sie in ein weißes Handtuch gehüllt, und sie sah besonders schön aus, wie sie da von der untergehenden Sonne angestrahlt wurde. Sie hatte mir ein Glas Wein eingeschenkt und brachte es herüber.
»Was ist das?«, fragte sie und zeigte auf das Päckchen.
»Weiß ich nicht«, erwiderte ich.
»Dann warte einen Moment«, sagte sie. »Vielleicht sollte Meriwether zuerst einen Blick darauf werfen.«
Rue war im Allgemeinen nicht nervös, aber sie dachte eindeutig an die Zeit kurz nach unserer ersten Begegnung, als mir jemandeine Briefbombe geschickt hatte – die nicht detonierte, weil Meriwether alles unter die Lupe nahm, was die Schute erreichte.
»Diese Tage sind längst vorbei, Rue.«
»Tut mir leid«, sagte sie. »Manchmal kommt das wieder hoch.«
»Na ja, du kannst jetzt beruhigt sein«, sagte ich.
»Drei Minuten«, erklärte Meriwether, der den Fisch auf dem Grill umdrehte.
»Ich hole den Salat«, sagte Rue und küsste mich auf die Wange. »Bin gleich wieder da, Cher.«
Ich öffnete das Päckchen und entdeckte ein weiteres im Innern. Geschenkpapier, dazu eine Notiz. Schräg stehende Handschrift auf blassblauem Papier.
Lieber Nick,
entschuldige bitte, dass ich mich erst jetzt wieder melde.
Nile und ich haben die Sache nicht mehr ans Laufen gebracht. Ich bin nach London umgezogen, wo ich einige gute Freunde habe, und ich gebe ein paar Stunden beim Royal Ballet.
Manchmal habe ich Kopfschmerzen, und mein Gedächtnis spielt mir immer noch Streiche, aber im Allgemeinen fühle ich mich ziemlich gut, und mir ist etwas eingefallen, das ich dir sagen möchte.
Als Margo mich anrief, um mir ihre neue Telefonnummer zu geben, war ich im Central Park, oben am Conservatory Garden, meinem Lieblingsplatz. Ich hatte einen Schreibstift, jedoch kein Papier. Es war sehr still, ein heißer Augusttag, vor dem Gewitter.
Wie aus dem Nichts kam eine Brise und blies mir eine Visitenkarte entgegen. Ich erinnere mich, gedacht zu haben, was für ein Glück! Ich habe den Namen nicht gelesen, sondern einfach Margos Nummer hinten draufgeschrieben und sie in meine Tasche gesteckt.
Du hast mich letzten Sommer gerettet, und ich fühle mich besser, aber falls ich jemals wieder etwas vergessen sollte, dann würde ich dich niemals vergessen. Du bist in meinem Herzen.
Hadley
Ich entfernte das Geschenkpapier von einer kleinen silbernen Dose, auf der die Initialen N.S. eingraviert waren.
Nur ein Ding lag darin. Eine zerknitterte, schmutzige Visitenkarte. Sayler Security.
»He, was gibt’s zum Abendessen?«
Es war Fallons unverwechselbares Krächzen.
An jenem Abend hatte er zwei Dates. Eine Blondine, wie all die Blondinen zuvor und all die Blondinen, die noch folgen würden. Und mit seiner Partnerin, die sich zäher als die Kugel erwiesen hatte, die sie in die Brust getroffen hatte. Detective Linda Goode von der Mordkommission.
Danksagung
Ich möchte folgenden Personen danken: William Clarke, Andy Bartlett, Michael Daly, Michael Featherston, Jerome Gary, Victoria Grifftih, Charlotte Hercher, Kay Kendall, Suzanne Maas, Samira
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