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Bombay Smiles

Bombay Smiles

Titel: Bombay Smiles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Sanllorente
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keinen Fall! Das ist wahrscheinlich ein wunderschönes Land, aber da will ich wirklich nicht hin. Der ganze Dreck, die Armut … Ich glaube, das möchte ich mir nicht ansehen.«

    »Ich denke, dass es dir dort gefallen würde«, meinte Marta. »Du interessierst dich doch auch für Yoga, und das kommt schließlich aus Indien.«
    »Also bitte!«, rief ich empört. »Ich bin doch nicht irgend so ein Hippie, der zu einem Selbstfindungstrip nach Indien fliegt. Hört bloß auf!«
    Der spanische Schriftsteller Miguel de Unamuno hat gesagt, wer reise, sei entweder auf der Suche nach seinem Schicksal oder auf der Flucht vor jenem Ort, von dem aus er aufbricht. Ich wollte weder das eine noch das andere. Aber irgendwie - wie und warum, das ist mir bis heute nicht ganz klar - überzeugten mich Marta und Ramón am Ende dann doch noch.
    Ich buchte das Paket »Indien in Freiheit« und reiste wenige Tage später durch Rajasthan bis hinunter nach Varanasi. Wie sich zeigen sollte, lag Unamuno gar nicht so falsch: Indien sollte mein Schicksal werden.

2
    Das Puzzle

    Wir müssen uns immer bewusst sein, dass wir nicht irgendwann frei sein werden, sondern dass wir es bereits sind.
    Jeder Gedanke, wir seien gebunden, ist eine Illusion.
Jeder Gedanke, wir seien glücklich oder unglücklich,
ist eine große Illusion.
    SWAMI VIVEKANANDA

    Mein Flug ging morgens in aller Frühe. Am Abend hatte ich noch im Restaurant gearbeitet und nur wenige Stunden geschlafen. Um halb vier nahm ich ein Taxi zum Flughafen El Prat.
    »Sie sind mein Guinness-Rekord«, meinte der Taxifahrer zu mir. »So früh habe ich noch nie einen Gast zum Flughafen gefahren.«
    Am Terminal angekommen, setzte ich mich erst mal in ein Café und frühstückte. Immer schon haben mich Flughäfen fasziniert, sie sind der ideale Ort, um Menschen zu beobachten. Wohin flogen die Leute? Woher kamen sie? Manche waren vielleicht
auf der Suche nach etwas aufgebrochen, was ihnen fehlte, und brachten es jetzt mit nach Hause. Oder sie suchten erneut, anderswo. Einige verreisten vielleicht, um in der Ferne ihr Glück zu versuchen. Oder weil sie hofften, eine große Liebe fernab von hier zu finden. Für manche dieser Menschen konnte die Reise der Beginn eines neuen Lebens werden. Für andere bedeutete ihre Rückkehr das Ende einer Flucht, die aber für immer in ihre Erinnerung eingebrannt sein würde - als etwas, das Wirklichkeit hätte werden können und doch nur ein Wunschtraum geblieben war.
    Manch einem kam ein Teil seiner Seele in irgendeiner fernen Stadt abhanden. Und so, wie ein Duft oder ein Lied einen in eine vergangene Zeit zurückversetzen kann, würde dieser Reisende jenes Glück noch einmal erleben, wenn er eines Tages an diesen bestimmten Reiseort zurückkehrte und sich an Augenblicke erinnerte, in denen er das Leben rein und intensiv gespürt hatte.
    Sicher waren manche dieser Reisen nicht nur ein einfacher Urlaub, wie ich ihn vor mir hatte. Es machte mir jedenfalls großen Spaß, mir alles Mögliche auszumalen.
    Dann dachte ich wieder über meine eigene Reise nach, ging in Gedanken noch einmal die Route durch und notierte mir die einzelnen Stationen in meinem kleinen Notizbuch: Zuerst würde ich in Amman zwischenlanden, wo ich ein paar Stunden
Aufenthalt hatte. Ich hoffte, dass ich Gelegenheit haben würde, mir die jordanische Hauptstadt wenigstens kurz anzusehen. Dann ginge es weiter nach Delhi.
    Ich freute mich darauf, allein zu reisen. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Einzelkind bin und immer schon gewohnt war, mich mit mir selbst zu beschäftigen, ohne Gesellschaft auszukommen. Es ist mir nie schwer gefallen, alleine zu sein. Im Gegenteil. Ich habe es immer genossen, Zeit für mich zu haben - und ich genieße es heute noch.
    Über den Flug gibt es nicht allzu viel zu erzählen. Ich kann mich nicht erinnern, wer neben mir saß, oder ob unterwegs etwas los war. Ich vermute, es war ein ziemlich normaler Flug, wie ich schon einige erlebt hatte: ein wenig Schlaf, ein bisschen lesen, ein paar unwesentliche Turbulenzen.
    Der Zwischenstopp in Amman allerdings war sehr vergnüglich. Ich kam mit vier sehr sympathischen und amüsanten jungen Spanierinnen ins Gespräch, die mit dem gleichen Reiseveranstalter nach Indien unterwegs waren wie ich und denen ich auf meiner Route später noch einmal begegnen sollte.
    »In wenigen Minuten landen wir in Delhi.«
    Der Singsang der Stewardess holte mich aus dem Schlaf. In Kürze würde ich Indien sehen, wo ich vorhatte, einen knappen

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