Bondage (German Edition)
Lars stößt Sven mit dem Ellenbogen an und beide kichern wie zwei frischverliebte Teenager, als die Tür mit der Aufschrift „WC“ in drei verschiedenen Sprachen wieder aufgeht und eine Frau mit gebärfreudigem Becken, Fleecemantel, Lederhose und Stulpenstiefeln heraustritt, die mir wohlbekannt ist – Nora.
Okay, es scheint so, als wäre unser Team gerade auf vier Mann angewachsen – wenn sie will, beschließe ich. Wenn sie es bis hierher geschafft hat, dann scheint es ihr ernst zu sein. Natürlich erkennt sie mich in meinem Sommeranzug nicht gleich, wie sollte sie auch, sie hat mich ja bisher nur in meinem Stricheroutfit oder in meiner Djellaba gesehen – oder nackt. Ich grinse und trete an ihren Tisch, während Lars und Sven mich staunend ansehen.
„Wenn du willst ... ich habe ein Flugzeug in die Wüste gechartert“, biete ich ihr an.
Nora fällt fast die Brille von der Nase, als sie mich so plötzlich vor sich stehen sieht.
„Betthäschen ...“, stottert sie, „... ähm, ich meine, Shahin. Was in drei Götter Namen machst du denn hier?“. Sie ist mehr als nur verwundert.
„Das Gleiche wie du“, entgegne ich trocken. „Ich versuche Brix zu befreien. Das sind Lars und Sven – Nora Zimmermann“, stelle ich die Drei einander vor und fahre dann interessiert fort. „Seit wann bist du denn hier?“
„Ich bin eben mit der Maschine aus Frankfurt gelandet“, gibt sie zurück, offensichtlich immer noch unter Schock stehend ... denn sonst würde sie sicher beginnen, mir einzureden, dass ich in einer solchen Expedition mehr stören als helfen würde oder so.
„Wir auch“, grinst Lars, der sich als Erster wieder gefasst hat und Nora nun neugierig mustert.
„Ich hab euch gar nicht im Flugzeug gesehen“, merkt Nora plötzlich misstrauisch.
„Wir dich auch nicht“, entgegne ich, „jedenfalls nicht in der First Class.“ Ich genieße es, wie Nora zusammenzuckt. Sie ist garantiert Economy geflogen ... ihr Pech, wenn sie uns gleich gesagt hätte, dass sie mitkommt, hätte ich eben vier Plätze geordert statt nur drei.
„Also, kommst du nun mit oder nicht?“ frage ich sie beiläufig, und Nora nickt, verhältnismäßig widerstandslos.
„Bleibt mir ja auch nichts anderes übrig“, grummelt sie leise. „Der nächste Linienflug in Brix’ Richtung wäre erst morgen gegangen, und mit dem Bus bin ich viel zu langsam.“
Ich grinse.
„Waffenstillstand?“, biete ich ihr an.
Sie mustert mich kurz, schiebt ihre Brille auf ihrer Nase zurecht. „Nur, wenn du dich raushältst. In der Wüste bin ich wohl am erfahrensten von uns Vieren“, trumpft sie auf, und meine beiden „Bodyguards“ können sich ihr Lachen nur schwer verkneifen. Nora hat halt keine Ahnung. Und ich beschließe, das Spiel mitzumachen und nicke deshalb demütig.
„Hauptsache, Brix kommt so schnell wie möglich wieder frei“, säusele ich in tuckigem Ton zur Antwort.
Nora ist so überrascht, dass ich klein beigebe, dass sie meinen Spott nicht bemerkt – zum Glück. Naja, es wird sich schon ein Weg finden lassen, Nora ein wenig zu bremsen, falls sie allzu krasse Fehlentscheidungen trifft, da bin ich mir sicher.
Wir gehen also gemeinsam zum Hangar B, werden uns auch mit dem Piloten einig und lassen uns von ihm nach Serghet bringen, einem kleineren Ort mit eigener Landebahn, in dem ich als Kind zwei-, drei Mal gewesen bin. Und spätestens dort beginnt das Abenteuer, dessen bin ich mir ganz sicher.
Auf den sechs Stunden Flug bis dorthin kommen wir jedoch alle zuvor in den einschläfernden Genuss von Noras Ausführungen, die zuerst auch wirklich interessant sind, als sie von den fünf Pyramiden berichtet, die ihren Unterlagen zufolge im „Tal der schwarzen Katakomben“ gelegen sein sollen. Ihre Verhaltensregeln über das Leben in der Wüste sind zumindest für mich sehr lustig und ihre Anekdoten vom Ausgrabungsalltag in Abu Simbel, wo Nora wohl vor zehn Jahren ihr Ausgrabungssemester gehabt hat, langweilen mich nur noch tödlich. Ich beweise ihr, dass mein Gehirn noch schwächer ist, als sie ursprünglich angenommen hat, und schlafe inmitten ihrer Ausführungen einfach ein. Dumm gelaufen, Nora.
Als wir in Serghet auf der Betonpiste aufsetzen, werde ich gerade erst wach. Ich spüre die Ausstrahlung der Wüste und würde am liebsten nach draußen gehen und meiner Freude, wieder in meiner Heimat zu sein, lautstark Luft und Raum schaffen ... aber es ist wohl besser, hier kleinere Brötchen zu backen. Schließlich bin
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