Bondage (German Edition)
stumm, während Carlos sachte und behutsam die Klammern nacheinander löst und das Folterinstrument beiseitelegt; ich höre es am Rasseln der Ketten. Fast zärtlich ist die Bewegung zu nennen, mit der er über meinen Schwanz und meinen Body hinauffährt, bis er an meinen Nippeln verharrt, die linke Brustwarze zwischen die Finger nimmt und sie leicht zu zwirbeln beginnt. Ich ziehe leise die Luft zwischen die Zähne, denn diese Bewegung erinnert mich an früher. An einen Freund, einen Kunden, der Carlos hieß, und der mir Lust bereitete, anstatt einen Verrückten auf mich zu hetzen, der mir wehtut.
„Ich habe mir gut gemerkt, was dir gefällt“, fährt Carlos fort, während er mit einem Handgriff die Lederschnüre an meinem Schwanz löst und dem Blut somit ermöglicht, wieder frei und ungehindert zu pulsieren. Danach wandert seine Hand zu meiner Rosette und entfernt auch dort alle störenden Instrumente.
„Ich werde dich jetzt alleine lassen. Denk nach, mein Schatz. Du hast eine Stunde Bedenkzeit. Und dann werde ich wiederkommen und dir eine Frage stellen. Beantwortest du sie in meinem Sinne, wirst du mich begleiten. Wenn nicht, werde ich in ein paar Tagen wiederkommen und die Frage erneut stellen. Derweil kannst du dir ja mit Ismael die Zeit vertreiben ...“, lächelt Carlos, doch die Drohung ist offenkundig.
„Keine Angst, mein Häschen.“ Er streichelt mir beruhigend über die Wange, während er Brix’ Kosewort für mich verwendet. „Ismael wird die nächste Stunde bei mir bleiben. Du hast also deine Ruhe, um zu denken.“
Dann tätschelt Carlos noch einmal meine Brust und lässt mich liegen. Seine Schritte entfernen sich, und eine Tür schließt sich. Ich weiß, was er von mir verlangt, und ich weiß, dass ich zustimmen werde – zumindest zuerst. Denn eine andere Chance habe ich scheinbar nicht mehr, das ist mir gerade klar geworden. Kalte Angst erfasst mich.
Kapitel Dreißig
Brix
Als mich eine Hand an der Schulter rüttelt, ist mir klar, dass irgendetwas nicht so rund läuft, wie es sollte. Neben meinem Bett steht ein rothaariger junger Mann und fordert mich auf, mich sofort anzuziehen und dann dringend zu Seth in den Thronsaal zu kommen. Au, mein armer Kopf. Ich weiß nicht, wie viele „grüne Skarabäen“ durch meine Kehle gekrabbelt beziehungsweise geronnen sind, mein Schädel fühlt sich jedenfalls so an, als wären all diese kleinen Käfer genau dort und würden darin nach dem Sinn der ganzen Aktion suchen – oder so etwas Ähnliches.
So schnell es unter diesen Umständen geht, streife ich das rot-schwarze Gewand über, das mir irgendeiner im Laufe des gestrigen Abends in die Hand gedrückt hat, und taumele zum Thronsaal. Bei diesen Kopfschmerzen ist es ein Wunder, dass ich den überhaupt finde. Aber es gelingt mir doch, und so trete ich vor Seth.
Ich habe gelernt, dass seine Anhänger sich vor ihm auf den Boden werfen, aber das schaffe ich heute bestimmt nicht, mal abgesehen davon, dass ich ja eigentlich auch kein Anhänger von Seth bin. Aber da ich ein höflicher Mensch bin, verneige ich mich doch vor ihm und schaue dann auf den Boden. Das Muster der Fußbodenplatten hilft mir, mein Gleichgewicht zu halten, eine Sache, für die ich nicht garantieren würde, wenn ich statt dessen zum Beispiel an die Decke schauen müsste.
Seth mustert mich belustigt und schnippst dann mit den Fingern. Eine Dienerin bringt ihm einen Becher, den er mir weiterreicht.
„Trink das“, fordert er mich auf, und ich folge seinem Wunsch. Es schmeckt metallisch, irgendwie komisch, aber meine Kopfschmerzen lassen in dem Moment nach, als ich den letzten Schluck genommen habe, und mein Kater verschwindet.
„Was ist das?“, frage ich mehr als nur erstaunt.
Seth grinst fies.
„Du wolltest doch eine ‚Bloody Mary’, oder?“
„Ja, schon, aber das war doch kein Tomatensaft?“, staune ich.
„Dummes Geschwätz“, brummt Seth. „Du hast dir eine ‚Bloody Mary’ bestellt, und ich habe extra eine in England für dich holen lassen. Ihr Blut ist noch ganz frisch“, behauptet er, und ich lasse vor Schreck den Becher fallen.
„Blut??!! Habt Ihr eben ‚Blut’ gesagt?“, frage ich entsetzt.
„Ja, Blut. Was glaubst du? Etwa Tomatensaft?“, fragt Seth provozierend zurück.
Ich muss mich echt zusammenreißen, um ihm nicht meinen Mageninhalt vor die Füße zu gießen, als mich Delora an der Schulter berührt.
„Er macht nur Spaß“, raunt sie mir zu. „Das sind Eberraute, Echinacea, Baldrian und
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