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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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ist nicht groß genug! , dachte Stolperzunge. Aber sie wurden noch schneller. Der Jäger nutzte die verbleibende Zeit, um das Kind seines Bruders an die Brust zu drücken – und dann waren sie durch. Oder fast. Ein lauter Knall ertönte unmittelbar neben ihm. Das gesamte Fahrzeug wurde durchgerüttelt, ein Blick nach draußen war nicht mehr möglich. Jetzt sah er nur noch den Schrecken auf Indranis Gesicht und Dutzende von blinkenden roten Lichtern.
    Stolperzunges Magen verriet ihm, dass sie sich drehten und mit hoher Geschwindigkeit abstürzten. Indrani rief Befehle – oder vielleicht Gebete –, bis die Sphäre wieder durchsichtig wurde. Stolperzunge wünschte sich, ihm wäre der Blick nach draußen weiter verwehrt geblieben. Sie hatten das Dach hinter sich gelassen, und unter ihnen raste die Welt vorbei: Hügel und Gebäude, die zu einem schrecklichen Strom verschwammen und rasch näher kamen. Sphären können eigentlich nicht landen! , dachte er. Wenigstens würden sie auf der Oberfläche sterben. Ihr Fleisch wäre nicht vergeudet.
    Ein Hügel raste auf sie zu, ein Gewirr aus Felsen und vielfarbigem Moos. Doch bevor sie ihn erreichten, schien die Hand eines Riesen sie aufzufangen, und sie wurden wieder in den Himmel geworfen, hoch über den gewaltigen glitzernden Feuchtpfad hinweg, den die Dachbewohner als Meer bezeichneten.
    Ihre Rotation hörte auf.
    Sie starrten sich an und waren nicht imstande, etwas zu sagen. Stolperzunge sah, dass die Schultern seiner Frau zitterten. Er wollte die Gurte lösen, um sie tröstend in die Arme zu nehmen, aber er wusste mit dem Mechanismus nicht umzugehen. Außerdem bezweifelte er, dass er oder sie in der Lage wären, aufrecht zu stehen.
    Draußen war in der Ferne eine berggroße Metallsäule zu sehen, die das Dach mit einem Punkt tief in der Oberfläche der Welt verband. In noch weiterer Ferne schimmerten weitere Säulen im Licht des Daches.
    »Wie … wie geht es Flammenhaar?«, fragte Indrani.
    »Sie … hat aufgehört zu weinen, als mir schlecht wurde. Tut mir leid.«
    Indrani lächelte, dann warf sie den Kopf zurück und lachte laut. »Mein dreckiger Wilder!«, sagte sie.
    »Warum verfolgt man uns nicht?«, wollte Stolperzunge wissen.
    »Ich glaube, sie haben es versucht. Vor Kurzem habe ich eine Explosion registriert. Nach unserem Durchflug ist das Loch möglicherweise noch instabiler geworden …«
    »Aber wir haben gesehen, dass andere hin und her geflogen sind. Können sie keine neuen Löcher machen?«
    »Schleusen«, sagte sie. »Wir nennen sie Schleusen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ein Riss im Dach wird als Notfall klassifiziert. Vielleicht benutzt niemand mehr diese Schleuse, bis alles repariert wurde. Aber mach dir keine Sorgen. Auf der anderen Seite des Planeten gibt es einen weiteren Schacht, der genauso wie dieser ist. Sie werden von dort kommen.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da und brachten nicht einmal die Energie auf, das Baby vom Erbrochenen zu säubern. Das Dach strahlte blau, während sich unter ihnen in allen Richtungen nur das Meer ausbreitete. Weil es keine Details gab, an denen er sich orientieren konnte, vergaß der Jäger völlig, in welcher Höhe sie sich befanden, und entspannte sich ein wenig. Doch nach einer Weile ruckte er hoch und schreckte damit sogar Flammenhaar auf.
    »Wir sind draußen«, sagte er.
    Indrani legte den Kopf schief.
    »Ich meine, wir sind nicht mehr im Dach. Wir sind darunter. Jetzt haben wir die Chance, zum Stamm zurückzukehren.«
    »Ach, Stolperzunge.« Sie schüttelte den Kopf. »Hast du schon vergessen, dass die Kommission mich braucht? Sie braucht mich so dringend, dass sie zu diesem Zweck einen kompletten Trupp ihrer kostbaren Elite in Gefahr gebracht hat. Was ist dagegen dein Stamm? Sie würden keine Sekunde lang zögern, euch alle zu töten.«
    Er wusste, dass es die Wahrheit war. Er hatte es die ganze Zeit gewusst.
    Indrani berührte seinen Arm. »Sie werden mich nicht in Ruhe lassen, bis sie mir das Geheimnis entlockt haben. Vielleicht werde ich es ihnen sogar freiwillig geben, wenn ich herausgefunden habe, was es ist. Vielleicht lässt man uns dann in Frieden. Vielleicht sind sie so verzweifelt, dass sie bereit sind, als Gegenleistung den Stamm zu retten. Überleg nur, was sie uns geben könnten! Waffen, um gegen die Wühler zu kämpfen, und was noch besser wäre: Saatgut . Mit diesem Saatgut könnten wir unsere eigene Nahrung anbauen, Stolperzunge. Genug, um den Stamm zu ernähren, damit wir nie

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