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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Flüchen umgeben, von Furzen und Schnarchen, von Streitereien und Gesprächen. Er hörte sogar, wie sich nicht allzu weit entfernt ein Paar liebte, ohne sich an der Öffentlichkeit zu stören. Oben schienen die wahllos verteilten, funkelnden Sterne durch das gleiche Loch in den vielen Ebenen des Daches, durch das er zuvor die Sonne gesehen hatte.
    Vermutlich war sein Volk längst tot. Oder es kam noch schlimmer, und die Menschen überlebten die Nacht, um dann den Wühlern oder anderen fremden Wesen zum Opfer zu fallen, während er mit einer Gruppe von Feiglingen floh, die ihn verachteten.
    In der Nähe ärgerte ein zum Tode verdammtes Kind die Erwachsenen mit seinem Geheul. Stolperzunge versuchte sich vom Lärm wegzudrehen, aber auf der anderen Seite stieß er gegen den Rücken irgendeines Fremden.
    Er fragte sich, ob die Herrscher des Daches – die Kommission – in der Nacht Schlaf fanden. Sie hatten ihre Flucht schon mindestens so lange geplant, wie er lebte. Diese Zeit hatten sie benötigt, um das Kriegsschiff vorzubereiten. Sie hatten das Geheimnis gewahrt, sie hatten Ressourcen abgezogen, mit denen ansonsten das Leben vieler hätte gerettet werden können. Eine ganze Generation hatte sich einem widerwärtigen Egoismus hingegeben.
    Sein Körper zuckte, und der Hass drohte ihn zu überwältigen. Er wollte aufspringen und hinausschreien, was all den Menschen hier bevorstand, selbst wenn es für seine kleine Familie das sichere Verderben bedeutet hätte. Die Leute hatten das Recht, es zu erfahren, nicht wahr? Sie sollten sich zumindest auf den Tod vorbereiten können. Er konnte es nicht länger ertragen.
    »Ich werde nicht desertieren«, flüsterte er. »Ich werde Indrani ins Schiff bringen, aber ich werde nicht mitfliegen. Ich werde mit meinesgleichen in den Tod gehen.«
    Stolperzunges Traum, mit Indrani heimzukehren, würde nie mehr Wirklichkeit werden. Das war ihm klar. Aber jetzt hatte er endlich eine Möglichkeit gefunden, sie in Sicherheit zu bringen, während er weiterhin imstande war, gegenüber dem Stamm seine Pflicht zu erfüllen.
    Als er die Entscheidung traf, entspannte sich sein Körper. Es war, als hätte er den Atem angehalten, seit er sich auf die Suche nach seiner Frau gemacht hatte, und als könnte er nun endlich wieder nach Luft schnappen. Er schloss die Augen und blendete die Sterne aus.

19
    Welke Blätter
    Über dem Sonnenscheinpark brach der Morgen viel zu schnell an. Das war einer der Gründe, warum es den Menschen hier nicht gefiel – zumindest hatte Indrani das gesagt. Die Tage hatten die falsche Länge.
    Stolperzunge hörte Lachen in der Nähe und sah Indrani, die mitten in einer Gruppe von Frauen hockte. Die meisten waren Religiöse, wie er glaubte, und schon recht bejahrt, doch ein paar hatten faltenlose Gesichter. Sie sahen Flammenhaar lächelnd an und schienen darum zu konkurrieren, wer sie als Nächste halten durfte. Das Mädchen weinte nicht, sondern sah die Leute der Reihe nach mit großen Augen an. Als das Kind rülpste und etwas Milch erbrach, fanden alle das unglaublich komisch.
    Eine ältere Dame am Rand der Gruppe wirkte viel zu schwach, um das Baby halten zu können, und begnügte sich mit einem breiten, zahnlosen Grinsen, das halb hinter ihren knorrigen Händen verborgen war. Sie bemerkte Stolperzunge, und eine federleichte Hand legte sich auf seinen Arm.
    »So helle Haut! Bist du der Vater?«
    Für einen Moment glaubte er, seine Haut hätte die neue Pigmentierung wieder verloren. »Ich …«
    »Woher hast du die Nanos, um ihr diese Farbe zu geben?«, wollte die Frau wissen. »Es war Kosmetik, nicht wahr? Ach, sie ist so wunderschön!« Ihm wurde bewusst, dass es stimmte. Es war eine Schande, dass Flammenhaar nicht sein Kind war. Wenn er doch nur sich selbst täuschen könnte, wenn er so tun könnte, als wäre …
    Sein Blick traf den von Indrani, und sie sah ihn grinsend an. Für eine Weile war ihre Verzweiflung wie weggewischt.
    Schließlich bat Indrani die Frauen um ein wenig Privatsphäre, damit sich das Kind ausruhen konnte, und die Gruppe zerstreute sich. Einige verschwanden mit erstaunlicher Geschwindigkeit in der Menge. Stolperzunge kroch zu seiner Frau und ihrem süßen Baby hinüber. Er schloss beide in die Arme.
    »Wir müssen sofort aufbrechen«, sagte sie. »Ich habe … es tut mir leid, Stolperzunge. Ich hatte Kontakt mit Dharam. Ich habe ihm gesagt, dass er keine Informationen bekommt, bevor wir alle sicher an Bord sind.«
    Stolperzunge öffnete den Mund.

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