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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Nahrung wachsen. Und seit dem Angriff sterben sie ab. Zuerst in einem Bereich und dann im nächsten. So haben wir das Obergeschoss verloren. Und eine neue Ebene, die das Dach für uns eingerichtet hat, weil es hier bereits zu eng wurde.«
    Die Kommission hatte allen Bewohnern die Anweisung erteilt, die oberen Levels zu verlassen. Darauf war es zur Verknappung und zur Rebellion gekommen. Hiresh erinnerte sich lebhaft daran. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits von zu Hause fortgelaufen und hatte versucht, sich der Elite anzuschließen.
    »Aber jetzt ist alles fast wieder in Ordnung«, fuhr er fort. »Ich habe gehört, dass die Kommission das Heilmittel inzwischen zur Anwendung gebracht hat. Die ersten Verbesserungen stehen kurz bevor, sagen sie.« Er wandte sich Jagadamba zu. »Dann werden wir ja sehen, wie lange die vor Kurzem Konvertierten bei den Religiösen bleiben! Wir werden wieder so viel Medizin haben, wie wir wollen. Wir werden wieder ewig leben!«
    »Aber nur, wenn es zuvor eine neue Regierung gibt«, zischte sie.
    »Das ist Verrat.«
    »Ja, großer Mann. Verrat. Genau das tun wir jetzt, wenn wir diesen Wilden zu seiner Hexe bringen, falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Willkommen in der Rebellion! Sobald wir die Kommission gestürzt haben, werden wir nicht mehr unter der Verfolgung zu leiden haben! Wir können wieder so leben, wie wir wollen!«
    Glaub doch, was du willst, alte Frau , dachte Hiresh. Er würde als Letzter lachen. Er sah Stolperzunge an. Als der Wilde ihm mit einem Nicken antwortete, wurde ihm für einen Moment vor Selbstekel übel. Entweder er oder Tarini. Kein Wettstreit. Kein Wettstreit.
    Stolperzunge war klar, dass er nicht hierhergehörte. Er konnte sich immer nur für ein paar Hundert Schritte mit der Menge, mit dem Lärm und selbst mit dem Gestank abfinden. Aber dann änderte sich irgendetwas – die Form einer Wand, die Kleidung eines Dachbewohners, etwas ganz Kleines –, und ihm wurden die Knie weich, sodass er strauchelte. Noch seltsamer war, wie seine Haut allmählich dunkler zu werden schien.
    Was würde Indrani davon halten, wenn sie es sah? Würde sie ihn wiedererkennen? Vielleicht begehrte sie ihn sogar noch mehr, wenn er wie ein zivilisierter Mensch aussah. Er hatte Angst vor dem entscheidenden Moment, aber er wollte sie unbedingt wiedersehen und sie von hier fortbringen, wo es viel zu viel Lärm und viel zu viele Menschen gab. Und Nahrung, von der man nie satt wurde.
    Dann kamen sie in einen Park, und er blickte zur Decke hinauf. Er konnte nichts dagegen tun: Jedes Mal jubelte er entzückt über das, was Jagadamba als Wolken bezeichnet hatte. Noch schöner war der hellblaue Hintergrund. Er hatte genau die Farbe der Augen seiner Mutter. Bei diesem Anblick entspannte sich sein gesamter Körper. Es sah so schön aus, so richtig ! Er spürte Tränen in den Augen und wusste gar nicht, warum.
    »Der Himmel der alten Erde«, sagte Hiresh irgendwann.
    »Ja«, sagte Stolperzunge, obwohl er es nicht ganz verstand. »Danke, vielen Dank.« Er senkte nur so lange den Blick, um sich zu vergewissern, wie es um seine Begleiter stand. Jagadambas alte Beine konnten sich nur noch humpelnd fortbewegen, und dennoch schien sie niemals zu ermüden. Sie lief langsam, aber stetig. Hiresh jedoch keuchte schon wieder. Der Schleier klebte an seinem tropfnassen Gesicht.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Stolperzunge, weil er sich Sorgen machte, sein neuer Gefährte könnte zusammenbrechen. Er mochte den Jungen immer mehr. Oft wirkte er noch wie ein Kind, aber er war sehr mutig – Stolperzunge hatte genug Erfahrung, um das zu erkennen. Niemand sonst war bereit gewesen, die Hand auszustrecken, um ihn nach Hause zu bringen. Und nun stand dieser Junge vor ihm, sein magerer Körper zitterte vor Erschöpfung, doch er hatte sich kein einziges Mal beklagt.
    »Oh, mir geht es … gut … danke … Häuptling«, bekam er zur Antwort. Doch Stolperzunge wusste es besser und erkannte, dass es nur eine Möglichkeit gab, Abhilfe zu schaffen.
    »Ich bin erschöpft«, sagte er zu Jagadamba.
    »Wirklich?«, fragte sie in misstrauischem Tonfall. Sie liefen zwischen den Skeletten vertrockneter Bäume, auf deren gefährlich schwankenden Ästen Kinder hockten.
    »Lasst uns etwas essen«, sagte er. »Haben wir Nahrung dabei?«
    Jagadamba nickte und ließ sich neben einem zersplitterten Baumstamm im Matsch nieder. Hiresh blickte sich zunächst in aller Ruhe um, aber Stolperzunge erkannte, wie sehr seine Gliedmaßen

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