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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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schwitzte und brauchte unbedingt eine Pause. Aber er lächelte so unerschütterlich wie immer. »Das Paradies. Ich habe es dir gesagt … Es wird zurückkehren … das gesamte Dach.«
    »Um der Götter willen!«, sagte Jagadamba. »Lass mich runter! Lass mich sofort runter!«
    Stolperzunge stellte fest, dass er sehr froh war, sie absetzen zu können. Nun zehrte die Anstrengung doch an ihm, und er hatte plötzlich Hunger, so sehr, dass er einen kompletten Haarigen allein hätte aufessen können. Er stellte Jagadamba auf die Füße und ließ sich neben ihr auf den Boden fallen.
    Der Jäger spürte, wie etwas gegen seinen Oberschenkel tippte. Als er seinen Kopf hob, sah er, dass Jagadamba ihm anscheinend das verpasste, was sie für eine ordentliche Tracht Prügel hielt. Als sie schließlich erschöpft damit aufhörte und wieder einmal ihre Atemwege befreite, drehte sie sich um und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Ja … der Feind verfolgt immer noch die anderen drei … Gut. Jetzt steht auf, ihr Faultiere. Wir müssen weiter, die Hexe finden. Und wir wollen nicht oben auf einem Hügel in der Falle sitzen, wenn die Kommission ihren Fehler erkennt.«

7
    In Erwartung von Fleisch
    Hiresh wurde schwindlig, als er hinter Stolperzunge und Jagadamba hertrottete. Oben auf dem Hügel fühlte er sich besonders unwohl, was er zuerst auf die Abwesenheit von Menschen geschoben hatte. Doch dann hatten sie den Gipfel erreicht, und der gesamte Park breitete sich unter ihnen aus: künstliche Seen, in denen die Kinder der Flüchtlinge schwammen und lachten, wunderschöne Brücken, die den Fluss überspannten, Sportplätze, die man kaum unter der Masse von Zehntausenden Träumern erkennen konnte; diese Leute waren in ihrem ganzen Leben nie weiter als ein paar Meter gelaufen.
    Aber das alles interessierte den Wilden gar nicht. Stattdessen staunte er in kindlicher Freude mit offenem Mund, als er mit den Handflächen über das Biometall der Decke strich. Hiresh musste springen, um heranzukommen, selbst auf dem höchsten Punkt des Hügels. Sie fühlte sich viel kälter an, als es der Fall hätte sein dürfen. Seine Finger waren feucht von Kondenswasser, das eigentlich vom Metall absorbiert und recycelt werden sollte.
    Während seines ganzes Lebens waren Dinge zusammengebrochen: Die gewaltige Macht der Dachgöttin schwand dahin. Obwohl es nun angeblich ein Heilmittel für all diese Probleme gab, verspürte er jedes Mal großes Unbehagen, wenn er erneut mit der Nase darauf gestoßen wurde.
    »Und diese flauschigen Dinger!«, sagte Stolperzunge gerade. »Sind sie lebendig?«
    »Dummer Kannibale!«, erwiderte Jagadamba und blickte grinsend zu Hiresh. »Das sind einfach nur Hologramme von Wolken.«
    » Wolken …« Der Wilde lächelte. Er hatte große Zähne, so kräftig und gerade wie die eines Gottes aus der Zeit vor der Krise. Aber Hiresh fühlte sich nicht imstande, es ihm übel zu nehmen. Stolperzunge auf der Oberfläche jagen und töten zu sehen, war eine Sache, doch ihn aus unmittelbarer Nähe zu erleben, seine Sanftheit und Hilfsbereitschaft, seine … Unschuld … Wie war solch ein Unterschied möglich?
    Hiresh war schon oft als Verräter beschimpft worden, als er aufgewachsen war. Aber so hatte er sich selbst nie gefühlt – bis jetzt. Es war, als wäre er zu einem Kriecher geworden, und das verwirrte ihn, weil all seine Taten aus den besten Motiven erfolgt waren. Er hatte der Kommission gedient, wovon er immer geträumt hatte. Viel wichtiger war, dass er Tarini geholfen hatte.
    Aber warum war nicht jemand anderer auserwählt worden, den Wilden zu verraten? Das bin ich nicht – so bin ich nie gewesen! Und dennoch war er derjenige mit der neuen Beule am Arm, die einen primitiven Sender knapp unter der Haut verbarg. Von Menschen gebaut, weil das Dach bei der Herstellung von Spionagetechnik niemals kooperiert hätte. Es war vor langer Zeit darauf programmiert worden, sich nicht in die Angelegenheiten seiner Bewohner einzumischen.
    Aber ich mache es ganz gut , dachte Hiresh. Wirklich. Er hatte nicht einmal darum bitten müssen, dass sie ihn mitnahmen, als die Wärter so getan hatten, als würden sie die kleine Gruppe durch die Korridore verfolgen. Ich werde meine Schuld begleichen, Tarini, mach dir keine Sorgen.
    Sie legten eine kurze Rast ein, bevor sie den Abstieg in Angriff nahmen. Auf der Hügelkuppe zog Jagadamba ein Fläschchen unter ihrem Gewand hervor. »Weißt du, was das ist, Haarlippe?«, fragte sie ihn.

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