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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Hexe zu schützen …« Sie klopfte dem Jäger auf die Schulter, um ihren Worten die Spitze zu nehmen, um ihm zu zeigen, dass sie nicht so gemeint waren. »Aber wir haben nicht damit gerechnet, wie … wie unerbittlich sie nach ihr suchen würden. Und nachdem Indrani immer verletzlicher wurde …«
    »Verletzlich?«
    Sie bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick und öffnete den Mund, als wollte sie zum Sprechen ansetzen. Doch dann schloss sie ihn noch einmal, bevor sie sagte: »Dazu kommen wir später.« Sie berührte ihn erneut. »Schließlich wurde uns klar, dass sich hier, im Herzen der Leere, der einzige Ort befindet, wo die Kommission Indrani nicht aufspüren kann. Im Obergeschoss ist es still. Hier ist es sicher. Die Götter wachen über uns, wie es Maschinen niemals tun könnten … Aber deine Frau besteht darauf, unverzüglich zurückzukehren, und du musst sie davon überzeugen hierzubleiben. Hast du verstanden, junger Mann? Im Untergeschoss können wir sie nicht mehr beschützen. Hier! Nimm den Sprecher. Er wird dir helfen, wenn du mit ihr redest.«
    Stolperzunge hatte nicht die Absicht, im Dach zu bleiben – und erst recht nicht im Untergeschoss! Er brauchte auch keinen Sprecher, um Indranis entzückendes Gesicht zu betrachten und ihren warmen Körper in den Armen zu halten. Aber er wollte keine weitere Zeit mit Diskussionen vergeuden und nahm die Kugel widerspruchslos an.
    »Sie ist … heiß«, sagte er.
    »Ja«, stimmte die alte Frau ihm zu. »Und sei nicht überrascht, wenn sie gelegentlich nicht mehr für dich übersetzt. Jetzt komm. Aber tritt vorsichtig auf.« Sie nahm den Jäger an der Hand und führte ihn durch eine Metalltür in den offenbar einzigen anderen Raum, den es hier gab.
    Sein Herz schlug rasend. Matratzen lagen auf dem Boden. Auf einer schlief Indrani, und ihm stockte der Atem, als er sie sah.
    Wie hatte er dieser Frau nur erlauben können, ihn zu verlassen? Ihre Züge kamen ihm im schwachen Licht unendlich zart vor. Die Wimpern waren so fein wie die Flügel eines Mooswesens, ihr Haar so schwarz, dass er dachte, er könnte hineinstürzen. Er sehnte sich danach, sich darin zu verlieren. Und irgendwie schien er vergessen zu haben, wie glatt ihre Haut war und in welch sanften Kurven sie ihren Körper umfloss. Stolperzunge kam näher und achtete nicht mehr auf die alte Dame, die immer noch neben ihm stand. Er legte sich neben seine Frau und stützte den Kopf auf dem Unterarm ab. Er konnte es gar nicht erwarten, sie zu küssen, doch er hatte Angst, diesen perfekten Moment zu verderben.
    Sie rührte sich. Beziehungsweise rührte sich etwas neben ihr. Eine winzige Hand, die sich aus einer Decke schob, die der Jäger für einen Haufen Kleidung gehalten hatte. Sie öffnete und schloss sich ein paarmal. Ein Baby? Indrani hatte immer gern Kinder um sich gehabt. Als eine kleine Gruppe von Religiösen auf die Oberfläche verbannt worden war, hatte sie die Waisen um sich geschart und sie beschützt. In gewisser Weise hatte sie auch Stolperzunge adoptiert, als sie sich in ihn verliebt hatte – zumindest hatte sie das behauptet –, während er hilflos und schwach gewesen war.
    Das Baby war aufgewacht, aber es schrie nicht. Stattdessen blickte es Stolperzunge an, und der Kopf … Der Jäger schnappte keuchend nach Luft. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er seit seiner Ankunft im Dach niemanden mehr gesehen hatte, der so helle Haut hatte wie die Bewohner von Menschen-Wege. Niemanden bis auf dieses Baby.
    Das winzige Wesen gähnte und schlief wieder ein.
    Die alte Frau stand immer noch hinter ihm. »Indrani?«, sagte sie. »Du hast Besuch.«
    Indrani erwachte blinzelnd und schrie. Sie setzte sich auf und schlug sich die Hände vor das Gesicht. So hatte Stolperzunge genügend Zeit, sich an die Gelegenheiten zu erinnern, als sie sich vor seiner Wildheit gefürchtet hatte, immer wenn sie ihn zurückgewiesen hatte. Aber erkannte sie ihn überhaupt wieder, nachdem sich seine Hautfarbe geändert hatte?
    Dann warf sie sich auf ihn, und er spürte ihre kühle Haut auf seiner. Sie lachten und weinten und küssten sich. Sie flüsterte einen Schwall von Zärtlichkeiten an seiner Wange, raunte immer wieder seinen Namen. Der Sprecher fiel unbeachtet zu Boden. Er hörte, wie sich hinter ihm die alte Frau leise zurückzog. Sie küssten sich noch eine Weile, jetzt leidenschaftlicher, bis das Baby wieder aufwachte und weinte.
    Indrani löste sich von ihm, und plötzlich wurde ihre Miene ernst. Sie beruhigte das

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