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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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der Frau. Die Wärterin lenkte den Tritt ab und trieb Indrani mit einer Serie von Schlägen zurück, denen sie kaum ausweichen konnte. Diese beiden waren keine muskelbepackten Schlafmützen wie Sergeant Tarak, so viel stand fest.
    Doch dem Jäger blieb nur wenig Zeit, überrascht zu reagieren, denn nun wurde er vom Mann angegriffen. Er hielt ein glänzendes Messer, ähnlich wie die Waffen, die er auf den Bildern der blauen Menschen gesehen hatte. Es zerschnitt die Luft vor Stolperzunges Gesicht, der nur zurückweichen konnte, bis er gegen die Leiter stieß. Dann flog das Messer an seiner Wange vorbei, durchtrennte eine Metallsprosse und bohrte sich bis zum Heft in die Wand. Der Mann lachte, und dem jungen Jäger wurde klar, dass sein Angreifer ihn absichtlich verfehlt hatte.
    Im Hintergrund hatte die Frau Indranis Deckung durchbrochen und bearbeitete sie mit lässigen Tritten und Hieben.
    »Die Gaskartuschen sind leer«, sagte der Mann. Dann traten er und seine Kameradin einen Schritt zurück und nahmen die Masken ab. Die Wärter waren jung und trugen ihr Haar lang. Stolperzunges Gegner überragte seine Kameradin um einen Kopf. Er hatte Narben auf der Wange, vermutlich von einem Messer wie dem, das er geworfen hatte.
    Eine weitere Narbe verlief quer über seine Kehle. Es musste eine schreckliche Wunde gewesen sein, die ihn eigentlich hätte töten müssen. Doch jetzt grinste er, und seine Zähne schimmerten viel zu perfekt, um echt sein zu können. Sehr deutlich sagte er: »Aktivieren!«
    Stolperzunge hatte dieses Wort schon einmal gehört. Und tatsächlich schimmerte in einer Ecke des Raums, nicht weit vom leeren Gasbehälter entfernt, eine faustgroße Kugel. Sie hatten ihren eigenen Sprecher mitgebracht.
    »Das dürfte interessant werden«, sagte der vernarbte Mann. Die Worte klangen in seiner jungen Kehle gebrochen und schmerzerfüllt. Er sprach Indrani an, wobei er Stolperzunge misstrauisch im Auge behielt.
    »Du hast meinen Trupp übel zugerichtet, Hure. Ein Mann ist auf der Oberfläche verschollen. Zwei meiner Elite-Leute werden für mehrere Tage schlafen, und einer heult wie ein Baby, weil er ein erbärmliches Auge verloren hat!« Er trat dem Wärter am Boden verächtlich in die Rippen. »Nun hör endlich auf! Du kannst dir ein neues wachsen lassen, wenn die Krise vorbei ist, aber du wirst auf keinen Fall zum Trupp zurückkehren. Hast du verstanden?« Ein weiterer Tritt, diesmal so schmerzhaft, dass der Mann vorläufig sein Auge vergaß.
    »Dharam hat entschieden, dich und deinen Wilden am Leben zu lassen, Indrani. Vielleicht erlaubt er dir sogar, hier im Dach zu bleiben.«
    »Dharam?«, sagte Stolperzunge, der sich an den seltsamen Mann erinnerte, der ihn im weißen Raum besucht hatte. Doch niemand beachtete ihn.
    Im Licht des Sprechers sah er, dass Indranis Gesicht zerschunden und blutig war. Aber nicht schlimm – noch nicht. »Ich weiß nicht, auf welche Informationen er es abgesehen hat, Krishnan.« Sie stand aufrecht da, wie eine Heldin aus einer Legende der Vorfahren, bereit, ihre Kinder zu verteidigen, ganz gleich, welche Bestien durch die Tür stürmen würden. »Außerdem würde ich sie dir sowieso nicht verraten.«
    Krishnan spuckte aus. »Du wirst schon noch reden.« Jetzt sah er Stolperzunge an, und dem Jäger lief ein eiskalter Schauder über den Rücken. Er hatte befürchtet, dass es im Dach viele Männer wie Varaha geben würde, doch bis jetzt war er keinem einzigen begegnet. Die Elite – so hatte Kubar sie bezeichnet. Kein gewöhnlicher Mensch konnte sie besiegen, und nur die Ankunft eines hungrigen Rudels Vierbeiner hatte Stolperzunge gerettet, als er das letzte Mal mit einem zu tun hatte.
    Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. Sein Feind grinste, aber in den Augen des Wärters stand noch etwas anderes als Siegesgewissheit. Verachtung , dachte Stolperzunge. Dieser Krishnan hasst mich von ganzem Herzen . Das vernarbte Gesicht verzerrte sich, als würde der bloße Anblick eines Wilden ihm Übelkeit verursachen.
    »Die Bewegung der Religiösen ist von uns unterwandert«, sagte Krishnan. »Nur dieses Loch ist geheim geblieben. Aber Dharam weiß genau, was er tut. Er hat deinen …« Wieder dieser Blick. »… deinen Kannibalen entkommen lassen und nur vorgetäuscht, ihn ein bisschen zu jagen.« Er grinste. »Aber wir wussten die ganze Zeit, wo er sich befindet …«
    Wie? , fragte sich Stolperzunge. Woher wussten sie es? Seit dem ersten Tag seiner Flucht aus dem weißen Raum hatte es

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