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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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einer Armbeuge, und Besorgnis stand in ihren Zügen.
    Er wollte sprechen, doch dann machte er den Mund sofort wieder zu. Obwohl Indrani mehrere Monate im Dach verbracht hatte, erinnerte sie sich an die Jagdzeichen für Still! und Gefahr!
    Er schwieg und horchte. Das Schnarchen alter Menschen erfüllte den dunklen kleinen Raum. Und da war noch etwas: ein leises Zischen im Hintergrund.
    Aufstehen! , signalisierte Indrani mit erhobener Hand. Aufstehen!
    Im Raum roch es nach dicht gedrängten Körpern, durchsetzt von einer bitteren Note, die mit dem hohen Alter der meisten Anwesenden zu tun haben mochte.
    Aufstehen!
    Er nickte. Jetzt war er vollständig wach, suchte aber immer noch nach Hinweisen auf die Gefahr, die seiner Frau so große Sorgen machte. Lautlos führte sie ihn zum Ausgang und zeigte auf den Boden. Hier war das Zischen lauter, und auch der bittere Geruch war stärker. Ein seltsamer Rauch quoll durch eine Ritze am Boden. Stolperzunge bückte sich, als wollte er ihn mit der Nase prüfen. Indrani packte ihn an den Haaren und zog ihn wieder hoch. Er biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien, und unterdrückte die Wut und den Schmerz, den sie ihm bereitet hatte.
    Sie brachte ihren Mund an sein Ohr und flüsterte: »Atme diesen Rauch auf keinen Fall ein. Der Feind ist hier.« Während sie sprach, wippte sie das Baby auf und ab. Offensichtlich befürchtete sie, Wandbrechers Kind könnte sie verraten.
    »Sie tragen Gesichtsmasken, um sich vor dem Rauch zu schützen.«
    Er flüsterte zurück: »Dann nehmen wir sie ihnen ab!«
    Indrani lächelte so strahlend, dass er noch einmal sein Herz an sie verlor. Doch dann streckte sie einen Arm aus und hielt ihn von der Tür zurück. Das ergab Sinn. Wenn man von den Dämpfen bewusstlos wurde, würden die Männer auf der anderen Seite abwarten und davon ausgehen, dass ihre Opfer schon bald hilflos in dem kleinen Raum lagen. Der Rauch war bereits hüfthoch gestiegen. Er spürte schon jetzt ein Kitzeln in der Nase und in der Kehle. Die wirbelnden Schwaden erinnerten ihn an etwas – er kam jedoch nicht darauf, woran.
    Stolperzunge beobachtete, wie Indrani das Kind oben auf einem der Regale ablegte, die an den Wänden des Raumes standen, doch der Rauch stieg immer höher. Er zeigte auf die Tür, und sie nickte mit entschlossener Miene. Sie hatten bereits gemeinsam gekämpft. Er konnte sich auf sie verlassen. Indrani griff durch den Rauch nach dem Türknauf und drehte ihn vorsichtig. Jetzt fiel ihm ein, woran die Gasschwaden ihn erinnerten. An das Wasser des Feuchtpfades, in dem er vor langer Zeit beinahe ertrunken wäre, als blasse Bestien versucht hatten, ihn hineinzuziehen.
    »Atme«, sagte Indrani zu ihm. Er tat es, als sie die Tür aufriss – er nahm einen tiefen Zug.
    Ein Mann und eine Frau, beide in Schwarz gekleidet, kippten vornüber auf den Boden. Sie trugen dunkle Masken über den Gesichtern, aber nicht mehr lange. Indrani riss sie ihnen ab und warf ihre Opfer zu Boden, wo sie husteten und würgten.
    Der junge Jäger stürmte bereits an ihr vorbei in das Zwielicht, in dem drei weitere Gestalten warteten. Sie trugen ähnliche Uniformen wie die Wärter, nur dass sie mit hellroten Linien an den Beinen und Armen versehen waren. Stolperzunge rammte seine Faust in die Maske des ersten Mannes. Sie bestand aus einer weichen Haut, und die Augen lagen hinter durchsichtigen, zerbrechlichen Kreisen, die unter seinen Fingerknöcheln zersplitterten. Der Mann ging zu Boden und hielt sich das Gesicht, während er wie eine Welpe der Haarigen maunzte, bevor das Messer zustach. Wenigstens brauchte Stolperzunge selber die Maske jetzt nicht mehr, da das Zischen des Schlafrauchs offenbar aufgehört hatte.
    Doch die übrigen Wärter, ein Mann und eine weitere Frau, gerieten nicht in Panik, auch nicht, als Indrani aus dem Raum kam und sich neben ihrem Mann aufbaute. Es war schon sehr lange her, seit die zwei Flüchtlinge das letzte Mal so gute Chancen in einem Kampf gehabt hatten. Dennoch schien Indrani große Angst zu haben. Der Grund war das Kind, das sie im Raum zurückgelassen hatte, entschied Stolperzunge. Nur das konnte es sein. Normalerweise hätte sie diese zwei Gegner auch ganz allein überwältigt.
    Der männliche Wärter sprach mit einer Stimme, die fast zu rau war, um echt sein zu können. »Leichte Beute für uns.« Beide lachten. Viel zu selbstsicher und genauso dumm wie Sergeant Tarak.
    Indrani spuckte auf den Boden. Dann schoss ihr Fuß hoch und zielte auf das Gesicht

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