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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Tatsächlich fiel blaues Licht von oben herein – viele blaue Lichter, die miteinander zu verschmelzen schienen. Und je näher sie kamen, desto kälter wurde es.
    Nun erkannte er, warum sich Indrani nicht vom Schleim säubern wollte. Ein breiter Vorhang aus dem Zeug spannte sich zwischen ihnen und der Quelle des blauen Lichts. Er tropfte in zähen Klumpen herab. Indrani konnte den Vorhang mit den Händen teilen, und die Öffnung blieb mehrere Herzschläge lang bestehen, bis sie sich langsam wieder schloss. Auf der anderen Seite erwartete sie ein gewaltiger Schacht. Glatte Wände erstreckten sich in absolute Finsternis, und das Ganze war bestimmt tausend Schritte breit. Der Schacht schnitt senkrecht durch die Stockwerke des Daches, genauso tief wie die vielen Stufen, die er zusammen mit Hiresh und Jagadamba hinaufgestiegen war. An verschiedenen Stellen strahlten blaue Lichter, die meisten jedoch weiter unten.
    Stolperzunge schüttelte den Kopf. »Das ist unser einziger Fluchtweg? Ein Jäger müsste fliegen können, um sich durch einen solchen Tunnel zu bewegen!«
    Darüber lachte seine Frau, die nichts von ihrer Begeisterung verloren hatte. »Sphäre«, sagte sie.
    Er verstand sofort.
    Während seines gesamten Lebens, das er auf der Oberfläche verbracht hatte, waren er und sein Volk von Sphären ausspioniert worden. Bis zu Indranis Ankunft war niemand darauf gekommen, dass Menschen in diesen seltsamen Objekten flogen, um die Nachkommen der verhassten Deserteure zu beobachten und sich an den Abenteuern der Wilden zu ergötzen.
    Als Stolperzunge die Öffnung im Schleim erweiterte und sich genauer im riesigen Loch umsah, erkannte er, dass der Schein der etwa zehn blauen Lichter an der gegenüberliegenden Wand auf Metalleier fiel, die darin eingebettet zu sein schienen.
    »Auch hier«, sagte Indrani und zeigte zuerst nach oben und dann nach links und rechts.
    »Auch in dieser Wand, meinst du?«, fragte er. »Hier sind überall Sphären?«
    Sie nickte.
    Stolperzunge zog einen Finger durch den fließenden Vorhang. »Müssten nicht alle auf dieser Seite vom Schleim beschädigt sein? Genauso wie der Sprecher? Auch er hat nicht mehr funktioniert, als er damit in Berührung kam.«
    Sie ließ die Schultern sinken. Daran hätte sie natürlich denken müssen, bevor sie beschlossen hatte, sie mit ihrem einzigen Seil an diese Stelle zu bringen. Oder Stolperzunge hätte den Knoten nicht sofort lösen dürfen. Selbst wenn sie sich durch den Glibber abseilen konnten und irgendwie in eine Sphäre gelangten, war es möglich, dass sie kurz danach den Geist aufgab und sie alle in den Tod stürzten. Indrani hatte sich von ihrem Wunsch, ins Untergeschoss zu gelangen, zu einer Unbedachtsamkeit hinreißen lassen.
    »Tut leid«, sagte sie und schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Wir werden einen anderen Ausweg finden.« Gleichzeitig betete er zu den Vorfahren, dass er recht behielt.
    Nachdem Stolperzunge sie trocken gerieben hatte, entzündete sie eine neue Fackel und schaute sich um, während er mit dem Baby wartete. Immer wenn sich die Lücke im Schleim geschlossen hatte, öffnete er sie wieder mit einem verrosteten Metallstück. Er fragte sich, was die Menschen im Untergeschoss taten, um zu verhindern, dass dieses Zeug ihr magisches Spielzeug zerstörte. Wahrscheinlich nichts. Sie lagen vermutlich immer noch in den Parks und waren in irgendeinen Traum vertieft, den das Dach für sie bereitstellte. Dasselbe Dach, das sie ernährte und kleidete, ihnen Unterkunft gab und für sie kämpfte. Wenn es sich nicht gegen dieses fremde Virus verteidigen konnte, wie sollten sie es dann schaffen?
    G leichzeitig behaupteten dieselben nutzlosen Leute jetzt , eine Lösung für die Krise zu haben. Er glaubte nicht daran, aber seine Hauptsorge galt seinem eigenen Stamm.
    Das Baby begann zu weinen.
    »Hör auf damit«, sagte er. Hin und wieder hatte er schon Babys in den Arm genommen und dachte, dass es vielleicht auch bei diesem helfen würde. Aber er wollte es nicht. »Psst!«, sagte er und sah das Mädchen an. »Sei still!« Das blaue Licht war hell genug, dass er ihr Gesicht erkennen konnte. Es hatte eindeutig die Züge seines Brüders, und wenn sie erwachsen war, hatte sie zweifellos seine Grübchen. Dann würde jeder alles tun, um ihre Wünsche zu erfüllen, ungeachtet der Konsequenzen.
    Stolperzunge verspürte Hass auf dieses Kind. Aber es hatte auch viel von Indrani, vor allem die dunklen, stolzen Augen. Wenn sie

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