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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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sich gegen Stricke stemmten, was sie noch viel mehr begeisterte. »Sieh, Schto-pe-sung! Sieh, das ist viel sehr gut! Räder! Du siehst? Für dich gut!«
    Doch er sah nur Kreise, und als sie immer wieder rollende Bewegungen mit den Händen machte, konnte er nur mit den Schultern zucken und lächeln. Also ließ sie ihn vor einer Wand zurück und warf ihm kleine Holzstücke zu, bis seine unbeholfenen Versuche, zur Seite zu humpeln, sie beide in schallendes Gelächter ausbrechen ließen. Selbst das Baby wachte auf und gurrte lächelnd.
    Doch Stolperzunge war sich ständig bewusst, wie ihm die Zeit davonlief, und konnte sich nicht entspannen, bis im Fackelschein ein Raum voller Steinsäulen auftauchte. Schleimströme hatten tiefe Löcher in den Boden geschnitten. Wenn sie Glück hatten, konnten sie dem Zeug vielleicht sogar bis ins Untergeschoss folgen.
    »Wir binden das Seil um eine dieser Säulen«, sagte er. »Dann werde ich dich hinunterlassen.«
    »Wie …?«, fragte sie. »Wie kommst du?« Sie zeigte in das Loch.
    »Ich werde es schaffen«, sagte er und hoffte, dass es stimmte. »Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich wieder hinaufklettern kann, wenn ich feststelle, dass das Seil nicht lang genug ist.«
    »Ist gut«, sagte sie.
    Wie alle Mitglieder seines Stamms konnte Stolperzunge geschickt mit Stricken umgehen. Die meisten waren jedoch aus Häuten oder Rinde hergestellt, und ganz gleich, wie lange die Frauen sie durchkauten, um sie weicher zu machen, sie erreichten niemals die Geschmeidigkeit des Seils, das er den Wärtern abgenommen hatte.
    »Ich bitte euch, Vorfahren«, betete er, »lasst dieses Seil so stark sein, wie ich hoffe!« Er schämte sich für seine Verletzung. Er hätte als Erster nach unten gehen sollen und nicht seine Frau.
    Doch zuallererst warf er die Fackel in das Loch. Sie landete wenig später auf dem Boden, der nicht mehr als vier Mannslängen unter ihnen lag. Ein paar dunkle Gegenstände, die Indrani als Kisten bezeichnete – keine Gefahr, wie sie hinzufügte – standen im Lichtkreis der Fackel neben einer kleinen Pfütze Schleim. Mehr konnten sie nicht erkennen.
    Er befestigte das Seil an einer Säule. Dann knotete er eine große Schlaufe, in die sich seine Frau setzen konnte, während er und das Baby oben in der Finsternis zurückblieben. Wandbrecher hatte große Angst im Dunkeln gehabt, aber sein Kind schien gut damit zurechtzukommen. Stolperzunge hörte das Mädchen gurren und sah, wie es unter Jagadambas Decke mit den Füßen strampelte. Es war ein sehr schönes Kind, dachte er. Darüber hätte er sich freuen sollen, aber es machte ihn traurig.
    »Ist gut«, hörte er Indrani rufen, als sie den Boden erreicht hatte.
    » Es ist gut!«, rief er zurück und hörte sie schnaufen. Trotzdem war er ihretwegen in Sorge. Er hatte ihr aufgetragen, die Fackel zu nehmen und nach einem Ausgang oder einem weiteren Loch im Boden zu suchen. Im günstigsten Fall hatte sich der Schleim einen Weg bis ganz nach unten gesucht. Sie mussten es nur vermeiden, irgendwann in einer Sackgasse zu landen.
    »Oh!«, hörte er Indrani rufen.
    Verzweifelt kroch er bis an den Rand des Lochs und reckte den Hals, auf der Suche nach dem Fackelschein. Im nächsten Moment sah er das Licht, und Indranis Gesicht blickte grinsend zu ihm auf.
    »Ist gut, Schto-pe-sung! Es ist gut – viel sehr gut! Komm! Mit Flammenhaar komm!« Sie hüpfte aufgeregt.
    Zuerst ließ Stolperzunge das kleine warme Bündel herab, bis es von den Armen seiner Mutter in Empfang genommen wurde. Dann folgte er. Sein Knöchel bereitete ihm immer noch gewisse Schwierigkeiten, aber es lief besser, als er erwartet hatte. War vielleicht doch nicht so schlimm, wie es sich angefühlt hat! Als er auf dem Boden stand und am Seil zog, um den Knoten zu lösen, küsste Indrani ihn. Er fühlte sich genauso glücklich, wie sie aussah.
    »Du bist völlig verschleimt!«, sagte er.
    Sie hatte versucht, sich das Zeug abzuwischen. Es musste ziemlich heftig auf der Haut brennen.
    »Wir wollen dich zuerst säubern«, sagte er. »Komm, dazu benutzen wir eins der anderen Seile. Wir …«
    Sie reagierte mit verzweifelter Abwehr. »Nicht gut«, sagte sie. »Nicht gut. Du sehen.«
    Hier war es noch kälter als oben. Die Fackel flackerte bedenklich in einem Luftstrom, der von rechts kam. Dort glaubte Stolperzunge ein schwaches Schimmern zu sehen. Indrani zerrte ihn in diese Richtung. Hier gab es keine Leichen und nur wenige Schleimpfützen außer der genau unter dem Loch.

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