Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
Vom Netzwerk:
Purami, musst du wissen.«
    »Und ich bin nicht Chakrapani.«
    »Die Götter mögen sie beide verfluchen!«, sagte sie.
    »Die Götten mögen sie verfluchen und zu sich nehmen!«

14
    Tag fünf
    Stolperzunges Haut brannte und juckte. Sein Kopf dröhnte, und sein Knöchel schmerzte selbst während der unruhigen Momente des Traumschlafs und der unheilverkündenden Botschaften, die von den Vorfahren geschickt wurden und einem das Leben retten sollten, die man am Morgen aber stets vergessen hatte. Das Brennen wurde stärker, bis es ihn schließlich weckte.
    Er öffnete die Augen und schloss sie sofort wieder mit einem ängstlichen Schrei.
    Eine riesige lodernde Sphäre hing über ihm in der Luft. Sie strahlte heller als das sengende Dach und brannte sich durch seine Pupillen. Selbst als er sich mit einem Arm schützte, tanzte das Nachbild der Sphäre immer noch vor seinen Augen.
    »Schto-pe-sung! Schto-pe-sung!«, hörte er von rechts. Indrani war neben ihm, mit Wandbrechers Kind. Nachdem jetzt alle Sprecher ausgefallen waren, ebenso wie das Dach, zumindest im Obergeschoss, war es schwierig, sie zu verstehen. »Ist gut, Schto-pe-sung. Nicht … rennen geh.«
    Helle Punkte flimmerten noch hundert furchtsame Herzschläge lang hinter seinen Augenlidern. Er hatte nie zuvor etwas so Erschreckendes gesehen, dachte er. Aber Indrani blieb bei ihm und redete in ihrem gebrochenen Menschlich beruhigend auf ihn ein. Als er es wieder wagte, die Augen zu öffnen, schirmte er sie vorsichtig mit einer Hand ab.
    »Unser Name für dies ist … Sonne , Schto-pe-sung. Sonne . Wir schauen durch Fenster im Dach. Gut, ja?«
    Die Decke rund um die glühende Sphäre war blau geworden. Von den wahllos verteilten Lichtern der vergangenen Nacht war keine Spur mehr zu erkennen. Es fühlte sich äußerst seltsam an, dass es nur ein einziges grelles Licht gab und kein leuchtendes, schützendes Dach. Aber das hieß nicht, dass es sich für ihn falsch anfühlte. Seltsam, aber keineswegs falsch.
    Um ihn herum breitete sich eine Szene der Verwüstung aus, die wunderschön erhellt wurde von der brennenden … Sonne . Leichen, Hunderte von Leichen, die tausend Schritte weit in allen Richtungen in der Hitze brieten. Manche hatten sich halb in Schleimpfützen aufgelöst, und Stolperzunge hatte den Eindruck, dass sie langsam im Boden versanken. Das erklärte den widerlichen Geruch, den er in der vergangenen Nacht bemerkt hatte. Hinter ihm lagen die Leichen der beiden Männer, die er getötet hatte – oder deren Tod er verursacht hatte. Der Anblick regte seinen Magen zu einem hungrigen Knurren an. Gleichzeitig erinnerten die Leichen ihn an etwas anderes, etwas Schreckliches.
    »Bei den Vorfahren«, flüsterte er und griff nach Indranis Arm. »Haben wir eine ganze Nacht hier verbracht?«
    »Warum, Schto-pe-sung?«
    Er hätte sich am liebsten übergeben. Stattdessen versuchte er sich aufzurichten, aber sein Knöchel weigerte sich, sein ganzes Körpergewicht zu tragen. »Vorfahren, Vorfahren. Indrani?«
    Ihre Miene zeigte Verwirrung und Besorgnis.
    »Es ist schon der fünfte Tag, Indrani.« Zumindest glaubte er das. Im Obergeschoss hatte er jedes Zeitgefühl verloren, und wenn die Sonne den Eindruck erweckte, es sei Morgen, hieß das noch lange nicht, dass es wirklich so war. Aber wenn bereits fünf Tage vergangen waren, blieb seinem Volk nur noch ein Tag bis zum Angriff der Wühler.
    »Wir müssen gehen, wir müssen uns auf den Weg machen! Hilf mir! Hilf mir aufzustehen!«
    Sie löste Stolperzunges Finger von ihrem Arm und legte das Baby neben ihm auf den Boden. Flammenhaar gefiel das ganz und gar nicht, und sie heulte los. Die weiche, zarte Haut des Kindes war rot geworden, wo es sich mit den eigenen Fingernägeln gekratzt hatte.
    »Wohin gehst du?«, fragte er Indrani. »Was ist mit dem Stamm?« Idiotische Gedanken schossen ihm durch den Kopf: Warum waren sie letzte Nacht eingeschlafen, obwohl sie sich auf den Rückweg machen sollten? Wie hatte er es geschehen lassen können? Doch sie waren erschöpft gewesen und hätten sich ohne das Licht des Sprechers in der Dunkelheit nicht zurechtgefunden.
    Indrani kehrte mit einem Stock zurück, den Stolperzunge als Krücke benutzen sollte. Natürlich blieb sie vernünftig, während er in Panik geriet. Dann umwickelte sie seinen Knöchel mit einem Verband aus Stofffetzen, die von der Leiche eines getöteten Wärters stammten.
    »Nein«, sagte er, frustriert über jeden Herzschlag, den sie länger aufgehalten wurden.

Weitere Kostenlose Bücher