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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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schon auf mich?«, fragte Briar.
    Er war stark versucht, zu lügen, aber ihr starrer Blick nagelte ihn an die Wand. »Ein paar Stunden. Ich wollte hier sein, wenn Sie nach Hause kommen.«
    Die Tür klickte, klackte und schwang nach innen auf. »Ich hatte noch eine Zusatzschicht übernommen. Sie hätten ruhig später noch einmal wiederkommen können.«
    »Bitte, Ma’am. Dürfte ich eintreten?«
    Sie sagte nicht ja, schloss ihn aber auch nicht draußen in der Kälte aus; also folgte er ihr, machte die Tür hinter sich zu und blieb stehen, während Briar nach einer Lampe tastete und Licht machte.
    Sie trug die Lampe zum Feuer, das heruntergebrannt war. Neben dem Kamin fanden sich ein Schürhaken und ein Blasebalg sowie ein einfacher Blecheimer mit einem Vorrat gespaltener Scheite. Mit dem Schürhaken stocherte sie in den verkohlten Überresten, bis sie am Boden ein wenig Glut fand, der sie mit einer Handvoll Anmachholz und zwei frischen Scheiten neue Flammen entlockte.
    Briar schälte sich aus ihrem Mantel und hängte ihn an einen Holzhaken. Sie sah mager aus, als würde sie zu viel arbeiten und nicht genug essen, oder nur Arme-Leute-Mahlzeiten. Ihre Handschuhe und hohen braunen Stiefel starrten vom Schmutz der Fabrik, und sie trug Hosen wie ein Mann. Die langen, dunklen Haare trug sie hochgesteckt, aber zwei Arbeitsschichten hatten ihre Spuren hinterlassen; überall hingen dicke Strähnen herab, die sich aus den Steckkämmen gelöst hatten.
    Sie war fünfunddreißig und sah keine Minute jünger aus.
    Vor dem allmählich höher lodernden Kaminfeuer stand ein großer, alter Ledersessel. Briar ließ sich hineinfallen. »Sagen Sie mir, Mr. … Verzeihung. Sie hatten sich nicht vorgestellt.«
    »Hale. Hale Quarter. Und ich muss sagen, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.«
    Einen Moment lang glaubte er, sie würde in Lachen ausbrechen, doch sie tat es nicht.
    Briar beugte sich zu einem Tischchen neben dem Sessel hinüber und griff nach einem Beutel. »Nun gut, Hale Quarter. Erzählen Sie. Warum haben Sie in dieser bitteren Kälte so lange draußen gewartet?« Sie entnahm dem Beutel ein kleines Blatt Papier und eine große Portion Tabak. Dann rollte sie beides zu einer Zigarette und zündete sie an der Lampe an.
    Bis hierher hatte ihn die Wahrheit immerhin gebracht, also riskierte er ein weiteres Geständnis. »Ich bin absichtlich gekommen, als Sie nicht zu Hause waren. Jemand hat mir erzählt, dass Sie sonst durch das Guckloch geschossen hätten, sobald ich klopfe.«
    Briar nickte und presste ihren Hinterkopf gegen das Leder. »Diese Geschichte habe ich auch schon gehört. Sie hält nicht annähernd so viele Leute fern, wie man erwarten sollte.«
    Er konnte nicht sagen, ob diese Antwort als Bestätigung gemeint war oder nicht. »Dann habe ich Ihnen doppelt zu danken. Dafür, dass Sie nicht auf mich geschossen haben, und dafür, dass Sie mich hereingelassen haben.«
    »Keine Ursache.«
    »Dürfte … dürfte ich Platz nehmen? Wäre das in Ordnung?«
    »Machen Sie es sich bequem, aber Sie werden nicht lange bleiben.«
    »Dann möchten Sie nicht reden?«
    »Nein. Jedenfalls nicht über Maynard. Ich habe auf nichts, was seine Handlungen und sein Schicksal betrifft, eine Antwort. Das hat niemand. Aber Sie dürfen fragen, was immer Sie möchten. Und Sie dürfen sich verabschieden, sobald ich Ihrer überdrüssig werde oder Sie von den vielen verschiedenen Arten, auf die ich ›Das weiß ich nicht‹ sagen kann, gelangweilt sind – je nachdem, welches davon zuerst eintritt.«
    Solchermaßen ermutigt zog er einen Holzstuhl mit hoher Rückenlehne heran und setzte sich Briar direkt gegenüber. In seinem aufgeschlagenen Notizbuch war eine leere Seite mit ein paar eilig hingekritzelten Notizen in der ersten Zeile zu sehen.
    Während er seine Sachen zurechtlegte, fragte Briar: »Warum wollen Sie etwas über Maynard wissen? Warum jetzt? Er ist seit fünfzehn Jahren tot. Sechzehn fast.«
    »Warum nicht jetzt?« Hale überflog seine letzten Notizen und griff nach dem Bleistift. »Aber um Ihrer Frage nicht auszuweichen, ich arbeite an einem Buch.«
    »Noch ein Buch?«, fragte sie, und es kam scharf und schnell.
    »Kein Sensationsstück«, stellte er vorsichtig klar. »Ich möchte eine ernsthafte Biografie über Maynard Wilkes schreiben, weil ich überzeugt bin, dass man ihm in keinster Weise gerecht geworden ist. Stimmen Sie mir darin nicht zu?«
    »Nein, durchaus nicht. Er hat absolut bekommen, was zu er warten war. Er hat dreißig

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