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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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über mit ausgestrichenen Krakeleien beschrieben, während auf allen anderen Fächern nur die Namen der Besitzer standen.
    In dem Fach lagen Handschuhe, aber als Hale sie herausnehmen wollte, merkte er, dass sie am Holz festklebten. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und lugte hinein – sie waren in einer Lache aus blauer Farbe festgetrocknet. Hale ließ die Handschuhe, wo sie waren, und griff dahinter. Vielleicht fand sich ja dort eine Spur von Briars Leben.
    Aus der hintersten Ecke beförderte er ein rundes Glas hervor, das von einer billigen Schutzbrille stammte, den abgerissenen Riemen einer Tasche sowie einen Umschlag, auf dem Briars Name stand. Er war leer.
    Mehr fand Hale nicht, also trat er einen Schritt zurück und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen seinen Gürtel, weil ihm das beim Denken half. Aber es wollte ihm partout nichts Neues einfallen. Er war schlichtweg mit seiner Weisheit am Ende. Wohin immer Briar verschwunden war, sie hatte schnell gemacht. Ohne sich zu verabschieden, ohne Kündigung, ohne ihre Sachen zu packen oder irgendjemandem auch nur ein Wort über ihre Pläne zu verraten.
    Und von ihrem Sohn fehlte ebenfalls jede Spur.
    Hale beschloss, ein letztes Mal zu ihrem Haus zu gehen. Selbst wenn niemand zu Hause war, konnte er vielleicht heraus finden, ob jemand zu Hause gewesen war oder jemand vorbeigeschaut hatte. Oder vielleicht lungerte wenigstens einer von Ezekiels Freunden beim Grundstück herum. Zumindest könnte Hale durch die Fenster spähen, um das Offensichtliche noch einmal bestätigt zu finden: Wohin auch immer Briar Wilkes verschwunden war, sie würde nicht zurückkehren.
    Er klemmte sein Notizbuch fest unter den Arm und machte sich auf den langen Weg von der Küste durch die aufgeweichten Straßen der Vorstadt hinauf in das Viertel, in dem Maynard Wilkes in seinem eigenen Hinterhof begraben lag. Es war noch früh und der Sprühregen einigermaßen erträglich. Die Sonne schien schwach durch die adernartigen Risse in den Wolken und warf dunkle Schatten in die Huf- und Wagenspuren, die sich in den weichen Boden gegraben hatten.
    Der Wind schob Hale voran. Er war kalt, aber nicht so schlimm wie an manchen anderen Tagen, und er zog nicht allzu heftig an seinen Unterlagen.
    Als Hale beim Haus der Wilkes’ ankam, wurde es bereits dun kel, wie immer um diese Jahreszeit. Weiter unten in der Straße entzündeten Jungen für einen Penny das Stück die Straßenlaternen, aber was vom Tageslicht noch übrig war, genügte, damit er das Haus in all seiner verlassenen Pracht sehen konnte.
    Es war ein gedrungener Bau, grau wie alles hier. Die Wände waren vom fraßverseuchten Regenwasser in Streifen ausgewaschen, und auch die Fenster waren verätzt wie von Säure.
    Die Vordertür war zu, aber nicht abgeschlossen. So viel wuss te Hale bereits. Er legte eine Hand auf den Knauf und hielt inne. Stattdessen ging er zum nächsten Fenster und spähte hindurch. Als er drinnen nicht das Geringste erkennen konnte, kehrte er wieder zur Tür zurück. Seine Hand lag feucht auf dem eiskalten Metallknauf. Er drehte ihn ein Stück, entschied sich zum hundertsten Mal um und ließ ihn wieder los.
    Der Regen nahm zu, stach ihn wie mit kalten Nadeln ins Gesicht. Viel Schutz bot die Veranda nicht, aber eine Zeit lang würde es schon gehen. Hale hielt sein ledernes Notizbuch fest, dessen Einband das Papier vor der Witterung schützte, und dachte über die unverriegelte Tür nach.
    Mit dem Rücken an die Tür gelehnt, um sich so gut vor dem Regen zu schützen, wie es eben ging, setzte er sich auf die Veranda und legte das Notizbuch in den Schoß. Der Wind strich durch die Bäume um das baufällige Haus, der Regen kam und ging wie ein Theatervorhang, der sich nach jedem Akt aufs Neue schloss, nur um sich kurz darauf wieder zu heben.
    Hale Quarter befeuchtete seinen Bleistift mit der Zunge und begann zu schreiben.

Nachwort

    Wie die Prämisse von Boneshaker wohl deutlich zeigt, handelt es sich bei den geschilderten Ereignissen und Umständen um freie Erfindung – aber es hat mir schon immer Spaß gemacht, Lokalkolorit in meine Romane einfließen zu lassen, und dieser stellt keine Ausnahme dar. Gestatten Sie mir jedenfalls, Ihnen an dieser Stelle kurz zu versichern, dass ich mir absolut darüber im Klaren bin, wie schwerwiegend und schamlos in diesem Buch Schindluder mit geschichtlichen, geografischen und technischen Fakten getrieben wird.
    Meine Motive waren ebenso schlicht wie egoistisch: Ich benötigte ein

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