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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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und gab zufriedene Laute von sich, während sein Bleistift über das Papier huschte. »Glauben Sie, das sind die Ausbrecher gewesen?«
    » Sie glauben es«, erwiderte Briar, doch es lag kein Vorwurf in ihrer Stimme.
    »Ich vermute es jedenfalls«, erwiderte er, auch wenn er sich dessen auf geradezu leichtfertige Art und Weise sicher war: Der eine Bruder hatte ihm erzählt, dass sie Maynards Haus ordentlich hinterlassen und auch nichts gestohlen hätten. Er hatte erklärt, dass sie Maynard auf das Bett gelegt und sein Gesicht zugedeckt hätten. Von niemandem sonst waren diese Einzelheiten je erwähnt worden, in den gesamten Spekulationen und Berichten nicht. Und was war im Laufe der Jahre nicht an Seiten gefüllt worden über den sogenannten »Massenausbruch, als der Fraß kam«.
    »Und dann …«, versuchte er, Briar zum Weiterreden zu bewegen.
    »Ich habe ihn nach hinten in den Garten geschleppt und unter dem Baum begraben, neben seinem Hund. Ein paar Tage später kamen zwei städtische Polizisten und buddelten ihn wieder aus.«
    »Um sicherzugehen?«
    Briar schnaubte. »Um sicherzugehen, dass er sich nicht in den Osten abgesetzt hatte; um sicherzugehen, dass ihn der Fraß nicht bald wieder herumlaufen lassen würde; um sicherzugehen, dass ich ihn da hingetan hatte, wo ich sagte. Suchen Sie es sich aus.«
    Hale hörte auf, Briars Worten mit dem Stift hinterherzujagen, und hob den Blick. »Was Sie eben gesagt haben, über den Fraß. Wusste man wirklich so schnell, was er für Auswirkungen hatte?«
    »Man wusste es. Man hat sich das ziemlich schnell zusammenreimen können. Nicht alle Fraßtoten fingen an, sich zu bewegen, aber diejenigen, die es doch taten, stiegen ziemlich schnell wieder aus ihren Gräbern und schlichen umher, binnen weniger Tage. Aber vor allem wollte man sichergehen, dass Maynard nicht womöglich ungeschoren davongekommen war. Und als sie erfreut feststellten, dass dem nicht so war, da haben sie ihn hinten liegen lassen. Sie haben ihn nicht einmal wieder eingebuddelt. Er lag einfach da hinten unterm Baum. Ich musste ihn zweimal begraben.«
    Hales Stift schwebte unentschlossen unter seinem Kinn. »Verzeihung, meinten Sie eben … Wollen Sie damit sagen …?«
    »Nun machen Sie kein so schockiertes Gesicht.« Briar setzte sich anders hin, und das Leder quietschte dabei. »Immerhin haben sie die Grube nicht wieder zugeschaufelt. Beim zweiten Mal ging es wesentlich schneller. Aber nun will ich Ihnen mal eine Frage stellen, Mr. Quarter.«
    »Hale, bitte.«
    »Hale. Wie Sie wollen. Sagen Sie, wie alt waren Sie, als der Fraß kam?«
    Mit zitternder Hand legte Hale den Stift aufs Notizbuch. »Ich war fast sechs.«
    »Das war auch ungefähr meine Einschätzung. Dann waren Sie damals also noch klein. Sie erinnern sich nicht einmal mehr daran, oder? Wie es vor der Mauer gewesen ist?«
    Hale schüttelte vorsichtig den Kopf; nein, er erinnerte sich nicht. Nicht richtig. »Aber ich weiß noch, wie sie die Mauer hochgezogen haben, Meter für Meter, rings um die verseuchten Straßen herum. Ich weiß noch, wie ich zugeschaut habe. Die ganzen sechzig Meter, einmal komplett um die evakuierten Viertel.«
    »Ich weiß es auch noch. Ich habe es von hier aus beobachtet. Man konnte es vom Hinterfenster aus sehen, bei der Küche.« Briar deutete zum Herd und zu einem kleinen rechteckigen Durchgang dahinter. »Tag und Nacht haben sie daran gearbeitet, sieben Monate, zwei Wochen und drei Tage lang.«
    »Das ist sehr präzise. Zählen Sie bei solchen Dingen immer mit?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Aber es ließ sich leicht einprägen. Sie haben den Bau genau an dem Tag abgeschlossen, als mein Sohn auf die Welt kam. Ich habe mich immer gefragt, ob es ihm nicht fehlen würde – der ganze Lärm, den die Arbeiter gemacht haben. Er hatte ja nie etwas anderes gehört, während ich mit ihm schwanger war, immer nur das Klirren der Hämmer, das Klopfen der Meißel der Steinmetze. Kaum war das arme Kind geboren, da verstummte die Welt.«
    Ihr schien etwas einzufallen, und sie setzte sich auf.
    Sie sah zur Tür. »Da wir gerade von dem Jungen reden, es wird allmählich spät. Ich frage mich, wo er sich wieder herumtreibt. Normalerweise ist er um diese Zeit zu Hause.« Briar berichtigte sich. »Er ist oft um diese Zeit zu Hause, und draußen ist es scheußlich kalt.«
    Hale presste den Rücken gegen die harte Stuhllehne. »Es ist ein Jammer, dass er seinen Großvater nie kennengelernt hat. Maynard wäre gewiss stolz auf ihn

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