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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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gewesen.«
    Briar beugte sich nach vorn und stützte die Ellbogen auf die Knie. Dann legte sie das Gesicht in die Hände und rieb sich die Augen. »Ich weiß es nicht«, sagte sie, richtete sich wieder auf und wischte sich mit dem Ärmel die Stirn ab. Sie zog ihre Handschuhe aus und legte sie auf den niedrigen, runden Tisch zwischen Sessel und Kamin.
    »Sie wissen es nicht? Aber es gibt doch keine anderen Enkel, oder? Hatte er etwa noch weitere Kinder?«
    »Soweit ich weiß nicht, aber das lässt sich schwer sagen.« Briar beugte sich vor und löste ihre Schnürsenkel. »Ich hoffe, Sie werden mich jetzt entschuldigen«, sagte sie. »Ich stecke schon seit sechs Uhr früh in diesen Stiefeln.«
    »Gewiss doch, kümmern Sie sich gar nicht um mich«, erwiderte Hale und hielt seinen Blick auf das Feuer gerichtet. »Bitte verzeihen Sie. Ich weiß, dass ich störe.«
    »Sie stören durchaus, aber ich habe Sie hereingelassen, also liegt der Fehler bei mir.« Mit einem Schmatzen löste sich der erste Stiefel von ihrem Fuß, und Briar nahm sich den anderen vor. »Ich weiß wirklich nicht, ob sich Maynard sonderlich für Zeke interessiert hätte oder umgekehrt. Sie sind nicht aus demselben Holz.«
    »Ist Zeke …« Hale betrat gefährliches Terrain, und er wusste es, aber er konnte nicht anders. »Kommt er vielleicht zu sehr nach seinem Vater?«
    Briar fuhr weder auf noch runzelte sie die Stirn. Sie setzte wieder dieses ausdruckslose Gesicht von vorhin auf, während sie den zweiten Stiefel auszog und neben den ersten stellte. »Wäre möglich. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, aber noch ist er nur ein Kind. Er hat noch Zeit genug, sich über sich selbst klar zu werden. Aber was Sie betrifft, Mr. Hale, so fürchte ich, dass Sie sich langsam auf den Weg machen müssen. Es wird spät, und bald bricht die Nacht herein.«
    Hale nickte seufzend. Er hatte sie zu sehr bedrängt und obendrein die falsche Richtung eingeschlagen. Er hätte beim Thema bleiben sollen, bei ihrem verstorbenen Vater – und nicht zu ihrem verstorbenen Ehemann wechseln.
    »Verzeihung.« Er stand auf und klemmte sich das Notizbuch unter den Arm. Dann setzte er sich den Hut auf und zog den Mantel über der Brust zusammen. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich weiß die Informationen, die Sie mir gegeben haben, sehr zu schätzen, und sollte mein Buch je verlegt werden, werde ich Ihre Unterstützung dankend erwähnen.«
    »Gut«, erwiderte Briar und entließ Hale nach draußen in die Dunkelheit.
    Er zog sich den Schal enger um den Hals, zupfte seine Wollhandschuhe zurecht und stellte sich dem windigen Winterabend.

Zwei

    Ein Schatten schoss hinter die Hausecke, versteckte sich. Dann ein Flüstern: »He. He, Sie .«
    Hale blieb stehen und wartete, bis ein Kopf mit struppigen braunen Haaren um die Ecke lugte. Dem Kopf folgte der dürre, aber dick eingepackte Körper eines Jungen mit hohlen Wangen und beinahe wilden Augen. Der Feuerschein aus dem Fenster ließ zuckende Schatten über sein Gesicht tanzen.
    »Haben Sie nach meinem Großvater gefragt?«
    »Ezekiel?«, riet Hale, ohne großartig nachdenken zu müssen.
    Der Junge schlich näher heran, peinlich genau darauf bedacht, sich von dem Spalt zwischen den Vorhängen im Fenster fernzuhalten, damit er von drinnen nicht gesehen werden konnte. »Was hat meine Mutter Ihnen erzählt?«
    »Nicht viel.«
    »Hat sie gesagt, dass er ein Held war?«
    »Nein. Das hat sie mir nicht gesagt.«
    Der Junge schnaubte wütend und fuhr sich mit der behandschuhten Hand durch die verfilzten Haare. »Natürlich nicht. Weil sie es nicht glaubt – oder wenn doch, dann ist es ihr egal.«
    »Das kann ich nicht beurteilen.«
    »Ich aber. Sie tut so, als hätte er nie was Gutes getan. Sie tut so, als ob alle recht hätten und er die Gefangenen rausgelassen hat, weil ihn jemand dafür bezahlt hat – aber wenn das so war, wo ist dann das Geld geblieben? Sehen wir vielleicht so aus, als ob wir Geld hätten?«
    Zeke ließ dem Biografen genug Zeit, um zu antworten, aber Hale wusste nicht, was er sagen sollte.
    Der Junge fuhr fort. »Sobald alle über den Fraß Bescheid wussten, haben sie alles evakuiert, was nur ging, richtig? Sie haben das Krankenhaus geräumt und sogar das Gefängnis, aber die Leute, die auf dem Revier festsaßen – die man festgenommen, aber noch überhaupt nicht angeklagt hatte –, die hat man dort eingesperrt sitzen lassen. Und sie konnten da nicht weg. Der Fraß kam, und alle wussten es. Die

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