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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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Scherben schlittern, die Kroketten prallten gegen die Fußleisten, kreisten um sich selbst. Sigerius saß da wie ein Taubstummer.
    «So eine Scheiß bemerkung.» Sie brüllte den Satz, und doch klang er verhalten. Sie fing an zu weinen, kurz, eher war es ein wütendes Gegreine. Alle vier sahen, wie sie mit bebenden Schultern dastand und den furiosen Blick auf ihren Vater gerichtet hatte.
    « Feigling . Du bist so falsch.»
    Dass Sigerius angesichts dieses Verhaltens kein Machtwort sprach, auch das verstand Aaron nicht. Der Mann, der vor anderthalb Stunden erfahren hatte, dass er Minister werden würde, der Mann, der ein Managementteam leitete, das aus zwölf unausstehlichen Dekanen bestand – es war, als hätte er geheult und nicht gelacht.
    «Verdammt noch mal», rief Joni. Sie drehte sich um und verließ, nun heftig schluchzend, raschen Schritts den Wintergarten. Die am Tisch Verbliebenen hörten, wie sie durchs Wohnzimmer und in die breite Diele ging und auf ihren Slippern die Treppe hinaufrannte. Oben knallte eine Tür.
    Die Geräusche aus dem Garten, das Rauschen der Pappeln, drangen in den Wintergarten. Sigerius rieb sich übers stoppelige Kinn. «Tja», sagte er, und dann herrschte wieder Stille, eine ungezwungene Stille, eine allzu ungezwungene. «Wir hätten in Amerika bleiben sollen. Wir hätten niemals zurückkehren dürfen. Nie. Wären wir doch bloß noch in Berkeley. Was meinst du, Tien?»

7
    Doch wieder nach feckin’ Dallas. Víctor Sotomayor machte um die Bürgschaft der Bank ein Riesenbuhei, weigerte sich, die Sache mit dem Notar abzuwickeln, den Rusty und ich vorgeschlagen hatten, ein Teil der Millionen musste außerdem unbedingt über eine Bank in Havanna an eine GmbH in Amsterdam überwiesen werden, und so gab es einigen Hickhack, den wir in Kauf nahmen, aus Angst, die Barracks könnten uns doch noch durch die Lappen gehen. Ich kam nicht drum herum, ein weiteres Mal nach Dallas zu fliegen. Kurz bevor ich den Sunset Boulevard verließ, um zum LAX Airport zu fahren, checkte ich meine E-Mails und war leicht beunruhigt, als ich feststellte, dass Aaron mir in den vergangenen Tagen sieben Nachrichten geschickt hatte. Ich hatte keinen Bedarf an einem Brieffreund. Die älteste Nachricht war die längste, Zeilen, die ich hastig las; was er danach geschickt hatte, waren kurze Ergänzungen. «Wieso höre ich nichts von dir?», stand in der letzten Nachricht, die von vorgestern Abend stammte, «du bist doch nicht etwa krank? Oder in Urlaub? Das könnte natürlich auch sein.»
    Ich beschloss, erst einmal nicht zu antworten. Im Flugzeug dachte ich über das, was er mir geschrieben hatte, nach. In der ersten, ziemlich plumpen Nachricht lud er sich selbst nach Los Angeles ein, was er in der nächsten prompt widerrief, weil seine «Gesundheit» lange Reisen «wahrscheinlich» nicht zulasse. In der dritten oder vierten E-Mail schien es ihm dann «etwas ganz und gar Besonderes» zu sein, mich zu sehen, aber nicht nur das, wir könnten doch auch nach Berkeley fahren, jetzt, da alles so lange her sei und sich gesetzt habe, könnte es sich für uns beide doch «läuternd» auswirken, er sei «rasend neugierig» auf die Orte meiner Jugend, früher habe er ja so viel darüber gehört. Ich sei dort besonders glücklich gewesen, daran erinnere er sich noch, könnten wir nicht zusammen … – usw.
    Nein, natürlich können wir das nicht.
    Nachdem ich in Dallas auf der obersten Etage des Stone Tower die Falten zwischen mir und Sotomayor glattgebügelt hatte (ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er mich einfach nur noch mal in seinem nach Mahagonipolitur riechenden Büro empfangen wollte, um mich spüren zu lassen, wer hier der Chef war, denn nach quälend langen Vorbemerkungen seinerseits waren die geschäftlichen Probleme innerhalb von drei Minuten aus der Welt geschafft, woraufhin er mich durch zwei schwere, unmittelbar hintereinander angebrachte Zwischentüren in einen benachbarten Raum führte. Guten Geschäftsfreunden, sagte er zufrieden, wolle er nicht vorenthalten, was er mir nun zeigen werde. Was hast du vor, dicker Kubaner?, dachte ich, und einen Moment lang fürchtete ich, dass Víctor dahintergekommen war, was wir mit seinen Barracks vorhatten, dass Rusty sein Schollenmaul nicht hatte halten können. Er ließ mir den Vortritt in etwas, das ein Büro zu sein schien, auch wenn es auf unheilverkündende Weise altmodisch aussah: große verstaubte Fettpflanzen in braunem Granulat, vor den Fenstern

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