Bordeuax
Vergnügen.«
Catherine nahm das Foto vom Tisch,
wo ich es hingelegt hatte, und betrachtete es. »Seltsam«, sagte sie, »als das
Foto aufgenommen wurde, hatte ich nur Partys im Kopf, und du hast schon am
Computer gesessen und Programme geschrieben. Du hast wohl nie viel Freude in
deinem Leben gehabt, was?«
»Nein, aber das wird sich jetzt
ändern.«
»Ja. Das wird eine Erleichterung
sein, wenn wir erst mal verheiratet sind, nicht? Dann hören die Leute endlich
auf, so ein Theater um Ed zu machen, und wir können einfach in Ruhe unser Leben
leben.«
Es gab viel böses Blut, als
Catherine Ed Simmonds eröffnete, dass sie ihn doch nicht heiraten werde. Ich
war nur froh, dass ich nicht dabei war, als dieses Gespräch in Hartlepool Hall
stattfand. Catherine hatte den vereinten Kräften von Ed und ihren Eltern mit
einer gehörigen Portion Mut und Entschlossenheit getrotzt. Dafür bewunderte ich
sie.
Ihre Eltern redeten nicht mehr mit
mir, und Ed auch nicht. Man war allgemein der Ansicht, ich hätte Ed
hintergangen und das Vertrauen eines Freundes missbraucht. So sah ich das
naturgemäß nicht. Solche Dinge passieren nun mal. Außerdem war Ed auch nicht
gerade ein Unschuldsengel. Zum Beispiel weiß ich, dass er in der Vergangenheit
hinter meinem Rücken schlecht über mich geredet hat.
Damals waren Catherine und ich sehr
glücklich zusammen, wir schmiedeten Pläne, verwarfen sie dann wieder, und wir
hatten viel Freude, wie Catherine es sich gewünscht hatte. Sie hatte mir mal
gesagt, ich hätte nicht viel Freude in meinem Leben, aber ob sie selbst mehr
Freude hatte, seit sie mit Ed Simmonds verlobt war, durfte man bezweifeln.
Nachdem Catherine ihren Eltern
eröffnet hatte, dass sie Ed nicht heiraten würde, fuhren wir in Urlaub; das gab
allen etwas Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, und wir waren erst mal außer
Reichweite. Es ging für drei Wochen nach Indien, Catherine hatte alles geplant.
Ich hätte nicht gewusst, wohin, noch wie man hingekommen wäre. Ich gab mich
damit zufrieden, die Schecks auszustellen, und überließ Catherine die ganze
Vorbereitung.
»Eine Hochzeitsreise auf Probe«,
sagte sie.
Die Leute gewöhnten sich jedoch
nicht an den Gedanken, dass Catherine ihre Verlobung mit Ed gelöst hatte. Ihre
Eltern drohten ihrer Tochter damit, sie zu enterben, wenn sie mich heiratete,
auf jeden Fall würden sie nicht zur Hochzeit kommen.
Zu meinem Erstaunen meldete selbst
meine Pflegemutter Vorbehalte an. »Sie mag ja ganz nett sein, mein Lieber«,
sagte sie, als ich ihr gestand, dass Catherine und ich heiraten würden. »Aber
ich glaube, zur Hochzeit kann ich nicht kommen. Es ist einfach nicht fair
gegenüber dem armen jungen Mann, mit dem sie verlobt war.«
»Du kennst den armen jungen Mann
doch gar nicht«, entgegnete ich aufgebracht. »Und außerdem: Was macht das
schon? Catherine will mich heiraten. Sie ist dem
anderen nicht davongelaufen. Sie war nie mit ihm verheiratet. Und jetzt hat sie
ihre Meinung geändert.«
»Ich finde aber, man sollte seine
Meinung nicht einfach so ändern«, sagte Mary. Ich gab auf. Was kümmerte es
mich, was meine Pflegemutter davon hielt? Ich konnte mich nicht daran erinnern,
dass sie sich jemals für meine Gedanken und meine Gefühle interessiert hätte.
Der Einzige, der uns nicht verstieß,
war Eck Chetwode-Talbot, Francis' Patenkind. Eck war vor Jahren aus dem
Militärdienst ausgeschieden, hielt sich aber immer noch so, als müsste er eine
Parade abhalten: sehr aufrecht und zackig in seinen Bewegungen. Kurz nachdem
die Nachricht ihn erreicht hatte, besuchte er uns auf ein Glas in Caerlyon.
Catherine war oben in Francis' Wohnung, ich war unten in dem Raum, der früher
der Laden gewesen war und den ich jetzt als Büro benutzte.
»Wo ist Catherine?«, fragte er, als
er es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte. Ich öffnete eine Flasche
Weißwein, reichte ihm ein Glas und sagte: »Sie ist oben, sich umziehen. Wir
haben die Möbel aus meiner Wohnung hergebracht.«
»Und? Geht es euch beiden gut? Haben
die Simmonds schon ihre Todesschwadron ausgeschickt? Und wie haben die Plenders
eigentlich die Nachricht verkraftet?«
»Wir reden nicht mehr miteinander.
Leider. Ich bin froh, dass wenigstens du noch mit uns redest. Du bist fast der
Einzige.«
Eck lachte. »Ich finde das Ganze
absolut köstlich. Bevor Catherine mit dir durchgebrannt ist, herrschte hier
ein ausgesprochener Mangel an gediegenem Klatsch. Jetzt haben alle was zu
tratschen. Es wird über nichts
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