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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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nicht zu mir herübergeschaut. Wir hatten uns nur ein-,
zweimal getroffen, und sehr wahrscheinlich hätte sie mich sowieso nicht
wiedererkannt. Wenn sie nicht mit Catherine zusammen hereingekommen wäre, hätte
ich sie auch nicht erkannt.
    Ich schlang mein Essen hinunter, so
schnell wie anstandshalber möglich, und bezahlte die Rechnung. Catherine hatte
man an einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants platziert. Ich konnte sie
nicht sehen und legte es auch nicht darauf an. Langsam schlenderte ich nach
Hause, setzte mich an meinen Schreibtisch, holte meinen dürftigen Geschäftsplan
hervor und kritzelte noch ein paar Bemerkungen an den Rand. Als Catherine eine
halbe Stunde später nach Hause kam, grübelte ich immer noch über meinem Plan.

Ich hörte sie kommen und die Haustür
schließen. Danach ging sie in die Küche, etwas später pfiff der Wasserkessel.
Ich ließ etwas Zeit verstreichen, ging dann rüber und steckte den Kopf durch
die Küchentür. Catherine saß mit einem Becher Tee am Tisch und rauchte eine
Zigarette, was nur höchst selten vorkam. Sie lächelte nicht und sagte auch
nichts, als sie mich sah.
    »Komischer Zufall«, sagte ich, »der
Mann, mit dem ich verabredet war, hat mich versetzt. Er musste zu einer
Besprechung und rief mich auf dem Handy an, als ich mich gerade an den Tisch gesetzt
hatte. Dann habe ich mir gedacht, wo ich schon mal da bin, kann ich auch
alleine essen. Haha.«
    Catherine schwieg lange. Dann sagte
sie: »Du hast so verdammt ... hinterhältig ausgesehen.«
    »Wie bitte?«
    Catherine starrte mich an. Vorher
war sie meinem Blick ausgewichen, aber jetzt starrte sie mich an; so wie Andy
damals, als ich ihm sagte, ich würde die Firma verkaufen, ohne dass ich es
vorher mit ihm besprochen hätte: so wie Ed Simmonds, als ich zugab, mich mit
Catherine zu treffen, ohne sein Wissen. Es war ein müder, selbstgerechter
Gesichtsausdruck. »Du hast dich überhaupt nie mit anderen Leuten zu
irgendwelchen Geschäftsessen getroffen!«, sagte sie. »Ich war mir ziemlich
sicher, dass alles frei erfunden war, aber jetzt weiß ich, was aus dir geworden
ist.«
    Ich fragte lieber nicht, was ihrer
Meinung nach aus mir geworden war. Ich wollte nicht aus ihrem Mund hören, dass
ich ein Säufer war, ich hätte mich nur wieder geärgert. Meine Miene wurde
steif und frostig.
    »Mein Gott!«, sagte Catherine. »Wenn
Sarah dich gesehen hätte. Wie du am Tisch sitzt, mit hochrotem Kopf, eine
Flasche Wein vor dir, ganz allein. Ich wäre gestorben vor Scham.«
    »Wenn du sonst nichts zu sagen
hast«, meldete ich mich dazwischen, »würde ich gerne wieder an meine Arbeit
gehen.«
    Catherine erwiderte nichts. Sie
blieb sitzen, rauchte ihre Zigarette, im Gesicht denselben abweisenden
Ausdruck. Ich kehrte zurück an meinen Schreibtisch. Ein paar Minuten später
hörte ich die Haustür ins Schloss fallen.
    Spätabends kam sie wieder nach
Hause. Ich saß in der Küche, guckte fern, trank ein Glas Wein. »Wo warst du?«,
fragte ich sie.
    »Draußen.«
    »Möchtest du was essen?«, fragte
ich. »Wir könnten zum Shepherds Market gehen und uns da was suchen.«
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte
Catherine.
    »Ich eigentlich auch nicht.«
    Sie zog den Mantel aus, hängte ihn
an die Garderobe und ging nach oben. Ein paar Minuten später kam sie wieder
herunter und setzte sich mir gegenüber. »Gieß mir etwas Wein ein«, kommandierte
sie.
    »Sofort«, sagte ich. »Was möchtest
du haben? Ich habe einen offenen Bordeaux, aber es gibt auch noch eine Flasche
...«
    »Was gerade offen ist«, sagte sie,
also goss ich ihr ein Glas ein und schenkte mir selbst nach.
    Sie trank einen Schluck, ohne viel
Genuss, dann sagte sie: »Was ist los mit uns, Wilberforce?«
    »Wie meinst du das?«
    Sie trank noch einen Schluck und
blickte mich forschend an. »Das hatte ich mir eigentlich nicht unter einer Ehe
vorgestellt. Ich hätte dich vorher besser kennenlernen sollen, was?«
    »Was gibt es da groß
kennenzulernen?«, fragte ich sie. »Ich habe mich nicht verändert.«
    »Tja, vielleicht hast du recht«,
sagte sie. »Vielleicht gibt es wirklich nichts an dir kennenzulernen. Ich habe
nur immer gedacht, es gäbe da noch etwas. Aber vielleicht ist ja nichts dran.
Vielleicht bist du vollkommen hohl innen drin. Musst du dich deswegen jeden Tag
mit Wein abfüllen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. Ich war
überhaupt nicht wütend. Es erschien mir nur plötzlich absolut wichtig zu
verstehen, was Catherine mir eigentlich sagen wollte, aber ihre

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