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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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Worte ergaben
gar keinen Sinn, genauso gut hätte sie Mandarin mit mir sprechen können. »Ich
bin kein Säufer, wie du anscheinend denkst. Seit ich die Gruft geerbt habe,
interessiere ich mich sehr für Wein.«
    »Gar nichts hast du geerbt«, sagte
Catherine. »Du gehörst nicht zur Familie von Francis. Soweit ich weiß, hast du
überhaupt keine Familie. Du hast den Wein gekauft, als du Caerlyon gekauft
hast, Wilberforce. Hast du mir nicht selbst gesagt, dass es dich alles in allem
eine Million Pfund gekostet hat? Kaufen ist nicht dasselbe wie erben, oder?«
    »Nein. Ich meine nur: Für mich ist
das wie eine Erbschaft.«
    Catherine schob mir ihr Glas zu.
»Gieß mir noch mal nach. Wenn wir zusammenbleiben wollen, muss ich beim Trinken
mithalten.«
    Ich schenkte ihr nach, ohne ihr zu
antworten.
    »Wenn ich Ed Simmonds geheiratet
hätte, hätte ich mich wahrscheinlich zu Tode gelangweilt. Wahrscheinlich hätte
er rumgevögelt. Ganz bestimmt sogar, genau wie sein Vater. Aber wenigstens
hätte ich vorher gewusst, auf was ich mich einlasse. Mit dir, das ist, als
würde man mit einem Toten zusammenwohnen, der nur noch nicht weiß, dass er tot
ist.«
    Ich sah sie an. Ich verstand einfach
nicht, was sie damit meinte. »Ich bin nicht tot, Catherine. Ich bin
fünfunddreißig Jahre alt, und ziemlich fit, alles in allem.«
    Sie lachte. »Armer Wilberforce«,
sagte sie. »Du hast keine Ahnung, was das ist, ein menschliches Wesen.
Deswegen habe ich mich in dich verknallt. Weil ich dachte, du wärst anders als
die anderen. Deswegen habe ich Ed verlassen. Du und anders? Ich weiß ja nicht
mal, zu welcher Spezies du gehörst.«
    Am nächsten Morgen dann hatte sich
alles wieder eingerenkt zwischen uns. Irgendwie.
     
    2
     
    Wir waren gerade von einer mehrtägigen Shoppingtour
nach Paris zurückgekehrt. Es war ein sonniger, warmer Herbstnachmittag, Anfang
Oktober, mit dem strahlenden Licht, das uns kurz vor der dunklen Jahreszeit
beschert wird. Catherine lud die zahllosen Tragetaschen aus dem Taxi, während
ich die Koffer hineintrug. Als ich unser Gepäck im Flur abstellte, hörte ich
das Telefon klingeln. Ich ging in die Küche und nahm ab. »Ja, bitte?«, sagte
ich.
    »Wilberforce? Hier spricht Helen
Plender«, sagte Catherines Mutter. »Waren Sie weg? Ich versuche seit Tagen, Sie
zu erreichen.«
    »Wir haben uns ein paar Tage Urlaub
in Paris gegönnt«, sagte ich. Helen Plender redete, als wäre nichts gewesen,
als hätte sie Catherine nicht jedes Mal aus der Leitung geworfen, wenn die bei
ihr angerufen hatte. Nach ihrem Plauderton zu urteilen, wäre man nicht auf den
Gedanken gekommen, dass sie nicht zur Hochzeit ihrer einzigen Tochter
erschienen war, nur weil sie jemanden heiratete, der ihr nicht genehm war.
    »Schön«, sagte Helen Plender. »Ist
Catherine da?«
    Sie fragte nicht, wie es mir ging,
was ich so machte oder ob wir schönes Wetter in Paris gehabt hätten. Ich legte
die Hand auf die Sprechmuschel und formulierte mit den Lippen für Catherine die
Worte: »Deine Mutter ist dran.«
    »Meine Mutter?!« Catherine kam
angerannt und nahm mir den Hörer aus der Hand.
    Ich ging nach draußen und bezahlte
das Taxi.
    Als ich wieder ins Haus kam, hörte
Catherine andächtig zu, was ihre Mutter zu sagen hatte. Es schien mir eine sehr
einseitige Unterhaltung zu sein. Ich schleppte die Koffer nach oben und fing
an auszupacken.
    Wir hatten den Ausflug nach Paris
unternommen, damit Catherine sich neue Kleider kaufen konnte. Soweit ich das
beurteilen konnte, hätte sie haargenau die gleichen Kleider auch in London
kaufen können, aber es war wichtig für uns, gelegentlich wegzufahren. Obwohl
wir unsere Beziehung wieder gekittet hatten, nachdem Catherine meine
Geschichte mit den Geschäftsessen als Notlüge entlarvt hatte, ging es in
unserem gemeinsamen Leben nicht mehr so entspannt zu wie vorher. Paris hatte
den unschlagbaren Vorteil, jedenfalls in meinen Augen, dass niemand, nicht
einmal Catherine, etwas dagegen einwenden konnte, wenn ich Wein trank. Wo
sonst, wenn nicht in Paris, darf man Bordeaux trinken, ohne blöde Bemerkungen
zu riskieren? Und vorausgesetzt, ich tolerierte großzügig Catherines Shopping,
war sie bereit, mir meine ein, zwei Flaschen mittags und meine ein, zwei
Flaschen abends zu gestatten. Immerhin gab es dort in einigen Restaurants
Weine, von denen ich vorher noch nie gehört hatte, von Verkostung ganz zu
schweigen. Manche waren wundervoll.
    Als ich mit dem Auspacken fertig
war, ging ich nach unten, um zu

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