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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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sein
sollte: Wir leben in meiner Wohnung, von meinem Geld gekauft, durch meine ehrliche
Arbeit verdient, in einer der teuersten Straßen Londons. Ich kann tun und
lassen, was ich will. Das ist mein gutes Recht.« Dann verließ ich die Wohnung,
knallte die Tür hinter mir zu und drehte ein paar Runden im Hyde Park, bis ich
mich so weit abreagiert hatte, dass ich nach Hause zurückkehren konnte.
    Ich ging zu Catherine, die im
Wohnzimmer saß und einen Roman las, und küsste sie auf die Wange. »Tut mir
leid«, sagte ich. »Ich wollte nicht so gemein sein.«
    »Ich habe deine Unterlagen
aufgehoben«, sagte sie. »Ich hoffe, ich habe sie wieder in der richtigen
Reihenfolge zusammengelegt.«
    »Das habe ich schon gesehen«, sagte
ich. »Vielen Dank, Darling. «
    Sie war sehr still den ganzen Abend
über, doch schon am nächsten Tag war es, als hätte es keinen Streit gegeben,
und alles war wie immer zwischen uns. Bloß, es war nicht so wie immer. Es war,
als wäre ein haarfeiner Riss entstanden, in einer perfekten Porzellanschale. Der
Schaden war behoben, er war nicht mehr zu erkennen, aber die Schale, die früher
mal makellos gewesen war, hatte jetzt einen Sprung.
    Einige Wochen lang gab ich mir
redlich Mühe, beim Mittagessen weniger zu trinken, jedenfalls, wenn Catherine
da war. Ich vereinbarte einige Termine für Besprechungen, traf mich auch mit
Leuten, die meine neue Geschäftsidee vielleicht unterstützen würden, aber ich
war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache. Ich konnte mich nicht zu der
Überzeugung durchringen, dass diese Software-Beratung wirklich etwas für mich
war, und aus diesem Grund konnte ich auch die anderen nicht davon überzeugen.
    »Melden Sie sich«, sagten sie, wenn
wir auseinandergingen, aber meinten es nicht ernst.
    Dann hatte ich eine andere Idee:
Statt die Qual auf mich zu nehmen, immer wieder neue Geschäftstermine
anzuberaumen, auf die ich sowieso keine Lust hatte, weil mir nichts Neues mehr
einfiel, würde ich Catherine einfach sagen, ich träfe mich zu Mittag mit diesem
oder jenem ehemaligen Kunden, und würde dann allein irgendwo essen gehen.
    Der Nachteil an diesem Plan: Es war
gar nicht so leicht, immer ein Restaurant zu finden, das auch eine brauchbare
Weinkarte führte. Es ging mir gegen den Strich, mein Geld für überteuerte Weine
auszugeben, die ich zu Hause nicht mal öffnen würde. Aber ich musste
realistisch sein, also lieber etwas mehr Geld für einen anständigen Wein
bezahlen, auch wenn ich dabei übers Ohr gehauen wurde. Das klappte ganz gut.
Zu meiner Überraschung entdeckte ich einige Weinkarten, die ziemlich
interessant waren, wenn auch teuer, mit Weinen, die sogar mir unbekannt waren.
    Zuerst war Catherine ganz zufrieden
mit mir. »Siehst du«, sagte sie, als ich nach einer meiner einsamen, aber
angenehmen Mittagsmahlzeiten munter wieder in unserer Wohnung einlief. »Es
macht doch viel aus, wenn man rausgeht und sich mit Leuten trifft. Seitdem du
ausgehst und rumkommst, bist du viel besser gelaunt.«
    »Ja, Darling«, sagte ich. »Du hast
völlig recht.«
    »Und? Was halten sie von deiner
neuen Geschäftsidee?«
    »Ich glaube, sie springen drauf an.«
    »Das ist ja toll!«, sagte Catherine,
sprang vom Sofa auf und schlang ihre Arme um mich. Dann roch sie an mir. »Was
hast du denn gegessen?«
    »Pfefferminz«, sagte ich und zog
eine Tüte aus meiner Tasche. »Hier. Willst du eins?«
    Nach einiger Zeit war es zu viel des
Guten mit meiner neuen Idee. Catherine sagte nichts, aber die anfängliche
Begeisterung darüber, dass ich aus dem Haus ging und mich mit Leuten traf,
klang allmählich ab. Es hätte noch ein paar Wochen so weitergehen können, wenn
ich mich nicht eines Tages für ein Lokal in der Walton Street entschieden
hätte, das so was wie mein Lieblingsrestaurant geworden war. Ich bestellte eine
Vorspeise, dazu eine Flasche weißen Rhônewein. Gerade wollte ich den Bordeaux
probieren, den der Sommelier mir eingegossen hatte, bevor der nächste Gang serviert
wurde - da betrat Catherine zusammen mit Sarah, einer ihrer Freundinnen, das
Restaurant. Ich hätte mir denken können, dass es ein Fehler war, in der Nähe
der Sloane Street essen zu gehen. Ich wusste, dass Catherine an dem Tag shoppen
wollte und sich mittags mit jemandem verabredet hatte.
    Ich sah sie, und im selben Moment
sah sie mich. Schon legte ich mir die Worte zurecht, die ich sagen würde, wenn
sie an meinen Tisch käme. Aber sie kam nicht an meinen Tisch. Sie drehte sich
um. Und Sarah hatte gar

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