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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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durch gezielten Medieneinsatz plausibel gemacht werden.
Dissen
    Das Wort stammt ursprünglich aus der amerikanischen Jugendsprache. Es wird auch hierzulande verwendet, um Andersdenkende als anders abzustempeln. Jemand wird »gedisst«, wenn er von anderen systematisch herabgesetzt, ausgegrenzt und schließlich wie ein Sündenbock verfolgt wird.
Shaming
    Dieser Begriff stammt vom englischen Ausdruck to shame für beschämen. Shaming bezieht sich auf öffentlich vermittelte beschämende Behauptungen, um die Reputation von Organisationen dauerhaft zu beschädigen.
Stalking
    Das Wort wird vom englischen to stalk abgeleitet, für sich anpirschen, jemanden verfolgen. Beim Stalking terrorisiert der Täter das Opfer durch ständiges Auflauern, öffentliche Szenen, Gewaltdrohungen oder Telefonterror. Betroffene sind meist frühere (Ehe-)Partner, Personen oder Gruppen, die den Stalker zurückgewiesen oder sonst frustriert haben.
Staffing
    Staffing bedeutet im englischsprachigen Raum ursprünglich »Personalfindung« und »Stellenbesetzung«. Die Fairness-Stiftung verwendet das Wort in anderer Bedeutung für unfaire (Mobbing-)Attacken von Mitarbeitern gegen einzelne Führungskräfte oder die Führungsebene.

IV. Bossing:
Der Chef als Krieger
    Chefs mobben, das ist bekannt. Erstmals wurde das Phänomen Bossing 1990 vom norwegischen Mobbingforscher Svein Kile so benannt. Er bezeichnete die Vorgänge als gesundheitsgefährdende Führerschaft.
    Unternehmensberater Norbert Copray definiert Bossing als »unfaire Attacken von oben (Boss) nach unten«. Dabei geht es um alle Arten von systematischen Attacken, die immer wieder auftreten. Nicht gemeint sind einmalige Unfreundlichkeiten oder Schikanen.
    Wer bosst, übt auf längere Zeit Druck auf seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus. Sie sollen sich anpassen, unterwerfen oder, weitaus häufiger, den Job aufgeben – sei es durch Kündigung, Krankheit oder Verrentung. Im Bossingalltag liegt zwischen den Zielen, jemanden kleinzukriegen oder endgültig fertigzumachen, kaum ein Unterschied. Das eine geht im Bossingverlauf meist nahtlos ins andere über. Allerdings gibt es auch noch das sogenannte »unbewusste Bossing«. Mit der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und dem Mobbingforscher Dieter Zapf unterscheiden wir daher beim Bossing drei Formen:
Bossing, weil ein Konflikt eskaliert.
Bossing, weil Vorgesetzte ihre Persönlichkeitsdefizite wie Aggressionen oder Niedertracht an Untergebenen ausleben – ohne dass die beiden zunächst in einen Konflikt verwickelt sind.
Bossing, weil Vorgesetzte nicht wissen, was sie tun. So genannter unbewusster Psychoterror.
    Für unsere Strategie des Anti-Bossing verwenden wir nur die erste Variante, die Konflikteskalation. Wir geben dabei der Entwicklung von Mobbing- bzw. Bossingkonflikten allerdings andere Vorzeichen im Sinne unseres motivationalen Umwertungs-Coachings . Damit können auch die Fälle der 2. und 3. oben genannten Gruppe behandelt werden, insoweit es sich nicht um psychopathologische und neurotischePersönlichkeitsstörungen auf Seiten der Chefs handelt. Zahlen über das tatsächliche Ausmaß der Neurosen unter den Führungskräften gibt es keine, wir wollen auch nicht spekulieren. Hinweise zu Vorgesetzten und ihren unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen gibt Ralf Brinkmann in seinem Buch »Mobbing, Bullying, Bossing« (2002), in dem er auch die Eigenarten von schizoiden, depressiven, zwangsneurotischen, hysterischen und narzisstischen Führungspersönlichkeiten vorstellt.
    Lässt sich kein Ziel des Bossing identifizieren, können die Motive in der Person des Chefs liegen, die nur psychologisch zu verstehen sind. Es kann sich um Charakterschwächen, neurotisch begründete Eigenarten oder um mangelnde persönliche und ethische Reife handeln.
    Bis heute versteht man merkwürdigerweise unter Mobbing häufiger »Kollegenmobbing« als Bossing. Doch aufgrund seiner Häufigkeit müsste man eher den Ausdruck Bossing verwenden. Mobbingforscher Dieter Zapf zufolge sind Vorgesetzte in etwa 70 Prozent aller Fälle am Mobbing zumindest beteiligt. Auch von anderen Forschern werden die Zahlen bestätigt, in Skandinavien sind es etwa 60 Prozent, in England und Deutschland noch mehr. Die staatliche BAUA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) bilanzierte in ihrem Mobbing-Ratgeber von 2007, dass rund 40 Prozent aller Mobbingfälle ausschließlich auf das Konto der Führungskräfte gehen, weitere

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