Bossing - wenn der Chef mobbt
der Mobbing-Report, die einzige Repräsentativstudie für Deutschland, über die praktischen Strategien der Betroffenen und deren Nachhaltigkeit in der Praxis berichtet. Die meisten Gemobbten (87 Prozent der Befragten) versuchen zunächst, sich unmittelbar zur Wehr zu setzen. Dabei wollen sie eine Aussprache herbeiführen (74 Prozent), setzen sich sprachlich massiv zur Wehr (53 Prozent) und fragen die Mobber nach den Gründen für ihr Verhalten (46 Prozent). Sie fordern diese auf, ihr Verhalten zu unterlassen (44 Prozent) oder machen Lösungsvorschläge für das Problem (35 Prozent). Die Untersuchung stellt zu diesen Handlungsweisen lapidar fest: »In den weitaus meisten Fällen sind die Strategien der Gegenwehr jedoch nicht von Erfolg gekrönt.« Nur knapp 8 Prozent der von Mobbing Betroffenen berichten, dass sie erfolgreich waren. Nimmt man diese Ergebnisse ernst, so stellt sich unweigerlich die Frage, ob es für die Betroffenen überhaupt erfolgreiche Handlungsmöglichkeiten gibt. Es gehört zur Strategie der Mobber, es den Betroffenen schwer zu machen. In der Folge verzichtet jeder achte Betroffene auf Gegenwehr und schätzt diese als chancenlos ein.Viele Gemobbte suchen deshalb nach Möglichkeiten, die Situation zu ertragen. Man ignoriert die Situation (19 Prozent), konzentriert sich auf die Arbeit (18 Prozent) oder meidet die Mobber (17 Prozent). Andere versuchen durch Leistung zu überzeugen (5 Prozent), nehmen Alkohol oder Medikamente (5 Prozent) oder lassen sich krankschreiben (5 Prozent). Diese verdrängenden Ansätze und Handlungsweisen sind nicht nur wenig effektiv, die Betroffenen selbst werten sie rückblickend als Fehler.
Empfehlungen für Gegenmaßnahmen
Welche Maßnahmen helfen nun im Detail? – Das Wichtigste haben wir hier zusammengestellt, für Einzelheiten zum Thema Mobbing halten Sie sich bitte an unsere Literaturliste im Anhang.
Unterstützung holen: Da, wie der Mobbing-Report zeigt, eine direkte Gegenwehr gegenüber den mobbenden Personen selten erfolgreich ist, ist es sinnvoll, sich auf der innerbetrieblichen und außerbetrieblichen Ebene Hilfe zu holen. Das kann der Betriebs- bzw. Personalrat sein, Kolleginnen und Kollegen, die nicht gemobbt haben, und Vorgesetzte. Außerhalb der Arbeit wenden sich Betroffene gern an die Familie bzw. Partner/Partnerin, Freundinnen und Bekannte, aber auch an den Hausarzt, einen Psychologen bzw. Therapeuten oder die Gewerkschaft, an einen Rechtsanwalt oder eine Mobbingberatungsstelle, Selbsthilfegruppen. Das Gefühl, auch wirklich Hilfe bekommen zu haben, war laut Mobbing-Report bei Psychologen/Therapeuten und Selbsthilfegruppen am höchsten, bei den Gewerkschaften am niedrigsten.
Ein Viertel der Betroffenen würde heute schneller den Arbeitsplatz aufgeben und ein Viertel würde unter Hinzuziehen eines Anwalts arbeitsrechtliche Schritte einleiten. Übrigens: 60 Prozent der Mobbingfälle werden erst dadurch beendet, dass die Betroffenen ihren Arbeitsplatz aufgeben, versetzt werden oder aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Um eine Eskalation, die zu diesem Ende führt, zu verhindern, reichen individuelle Unterstützungsstrategien – so wichtig sie sind – nicht aus. Hinzukommenmüssen vielfältige Maßnahmen der Prävention und Intervention auf betrieblicher Ebene, die diesen Kontext im Blick haben.
Offene Kommunikation am Arbeitsplatz: Betroffene brauchen Hilfe. Manchmal genügt es, wenn ein einziger Mensch Unterstützung anbietet. Wenn sich zum Beispiel ein Kollege beherzt dem Mobbingopfer zur Seite stellt und die anderen auf ihr Verhalten kritisch aufmerksam macht, kann die Kampagne zum Stillstand kommen.
Konflikte im Team lösen: Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter sollten lernen, entstehende Konflikte im Team zu bearbeiten.
Handlungsmöglichkeiten für Kolleginnen: Wie sollten Sie sich als Kollegin verhalten, wenn Sie jemand um Hilfe bittet? Die BAuA hat festgestellt, dass Mobbing für manchen gerechtfertigt erscheint oder gar Unterhaltungswert hat. Viele Kollegen haben auch Angst, selbst ins Kreuzfeuer zu geraten, und verhalten sich deshalb neutral. Doch die Handlungsmöglichkeiten unter Kolleginnen und Kollegen sind vielfältig: Man kann Betroffene ansprechen, ihnen raten, Hilfe zu holen, emotionale Unterstützung anbieten, bei Klärungsgesprächen begleiten, Intrigen selbst nicht unterstützen, destruktives Verhalten aufdecken, ein einseitiges Bild zurechtrücken sowie Partei für Betroffene ergreifen. Ebenso hilft es,
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