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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Löbinger gemeinsam geleitet wurde und zu gleichen Teilen aus Beamten beider Dezernate bestand. Dazu kamen ein Experte für Schusswaffen und ein Erkennungsdienstler.
    »Und Täschle?«, fragte Louise.
    »Wer?«, fragte Bermann.
    »Der Leiter des Postens Kirchzarten.«
    »Ich bitte dich. Das ist zu groß für die.«
    »Er kennt den Ort und die Leute.«
    »Luis, die machen um fünf Feierabend, wie soll das gehen?«
    Nach seinem Telefonat mit Schneider hatte Bermann Wilhelm Brenner von der KTU angerufen. Brenner, sagte er freundlich, werde in Zukunft nur noch ihm persönlich Bericht erstatten.
    Falls er auf dem Klo sei, werde Brenner Löbinger informieren, und falls der auch auf dem Klo sei, Schneider. Louise lächelte.
    »Und wenn ihr mal zu dritt aufs Klo wollt?«
    Bermann grinste.
    Auf die Frage nach der Brandursache hatte auch Brenner noch keine Antwort. Brandbeschleuniger wie Benzin waren nicht verwendet worden. In Frage kam eine Selbstentzündung des Heus, bei Bränden in der Landwirtschaft häufig die Ursache.
    Dagegen sprach, dass das Feuer am frühen Morgen bei milden Temperaturen ausgebrochen war.
    »Und wie sind die Waffen in die Luft geflogen?«
    »Das ist die große Frage.«
    »War da unten auch Sprengstoff gelagert?«
    »Wir gehen davon aus.«
    An mehreren Steinen, die vermutlich aus dem Keller auf die Weide geschleudert worden waren, hatte der Erkennungsdienst gelbliche Rückstände festgestellt. Außerdem hatten einige Kripo- und Feuerwehrleute noch eine Weile nach dem Brand vage den Geruch nach Essig, Honig und Wachs wahrgenommen. Beides, die gelblichen Rückstände und der Geruch, deutete auf Semtex hin.

    Eine weitere Frage war offen: Konnte die thermische Entwicklung während des Brandes die Sprengkapseln und damit den Sprengstoff zur Explosion gebracht haben? Brenner glaubte, dass Semtex nicht nur auf Druckschläge, sondem auch auf Thermik reagierte, war aber nicht sicher. Er wollte sich morgen bei einem Sprengstoffexperten der Landespolizeidirektion Stuttgart informieren. Denkbar war theoretisch auch, dass durch den Brand des Schuppens ein Stein oder ein Brett genau auf eine Sprengkapsel gefallen war und die Explosion ausgelöst hatte.
    »Und es gibt natürlich noch eine Möglichkeit«, sagte Bermann zögernd. Louise nickte. Keine sehr wahrscheinliche, keine sehr plausible Möglichkeit, aber eine Möglichkeit.
    Vielleicht hingen der Brand und die Explosionen zusammen.
    Vielleicht hatte jemand Riedingers Schuppen angezündet, um die Waffen in die Luft zu jagen.

    Damit war das inoffizielle Gespräch der dezimierten Ermittlungsgruppe beendet. Sie fuhren mit dem Lift ins Erdgeschoss. »Rottweil 1992 waren Kroaten«, sagte Bermann mehr zu sich selbst, »Rottweil 2002 Waffenfreaks.« Und Kirchzarten 2003?, dachte Louise. Exjugoslawen, Waffennarren, Neonazis, islamische Fundamentalisten? Keine angenehmen Aussichten.
    Sie verließen den Lift, gingen zum Haupteingang. Louise hielt ihre Karte vor den Scanner, Schneider öffnete die Tür zur Schleuse. Sie winkten Gregori, dem Portier, einen Gruß zu. »Wo steht dein Auto, Luis?«, fragte Bermann, als sie ins Freie traten.
    »Bin zu Fuß da.«
    »Ich fahr dich heim.«
    »Danke, ich gehe.«
    »Gut.« Bermann berührte ihren bloßen Arm. »Wir sehen uns morgen um sieben, aber lies dich vorher ein …«
    »Um sieben?. «
    Bermann nickte. Wegen der Hitze waren die täglichen Besprechungen der Ermittlungsgruppe für sieben und neunzehn Uhr angesetzt worden. »Ach ja, und nach der Besprechung brauche ich dich für ein, zwei Stunden.«
    »Warum?«
    »Du fährst mit mir … wohin.«
    »Wohin?«, wiederholte sie.
    Bermann nickte. Er schaute auf die Stelle an ihrem Arm, die er berührt hatte. Dann glitt sein Blick über den Spruch auf ihrem T-Shirt – Please marry me or at least take me out for lunch. Er sah auf. »Es ist, wie es ist. Die Wirklichkeit gehört auch dazu.«
    »Und was heißt das?«
    »Morgen, Luis.«

    Sie war gegen elf zu Hause. Keine Post, keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Auf dem Tisch vor dem Sofa standen noch die Flaschen, als hätten sie auf sie gewartet.
    Sie nahm den Aktivitätenplan, den sie letzte Woche angefertigt hatte, von der Küchenzeile und überflog ihn.
    Vielleicht fand sie etwas, das sich nachts um elf tun ließ und nicht nur gegen den Drang zu trinken gut war, sondern auch gegen die Angst vor Bermanns bedrohlichem »Morgen, Luis«.
    Kino, Theater, Museen, Gottesdienst, VHS-Italienisch, Schauinsland schieden aus, spazieren

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