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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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hatte Riedinger den Notruf gewählt. Vor dreizehn Minuten hatte Freiburg die Kirchzartener Freiwilligen über den Funkalarm informiert. Vor zehn Minuten hatte er, Lina auf dem Arm, »ohne Zähneputzen?«, die Wohnung verlassen. Vor drei Minuten waren sie vom Gerätehaus losgefahren. Das Feuer musste gegen Viertel vor fünf ausgebrochen sein. Eine halbe Stunde später erlosch es, und der kleine, alte Holzschuppen, den er nie bewusst wahrgenommen hatte, existierte nicht mehr.
    »Fahren wir jetzt wieder nach Hause zu dir?«, fragte Lina.
    »Bald. Schlaf doch noch ein bisschen.«
    Das Handy klingelte. »Kein Treibstoff, keine Gasflaschen, keine Düngemittel«, sagte Martin Andersen. Er hatte mit Riedinger telefoniert. Baudy richtete den Blick auf den Einsatzleitwagen. Andersen hatte die Faust aus dem Seitenfenster gestreckt, Daumen nach oben.
    »Okay«, sagte Baudy.
    Kurz darauf hielten sie. Baudy wandte sich um, zog die Decke über Lina und strich ihr mit den Fingern über die Wange. »Ich muss jetzt ein bisschen arbeiten, Liebes.«
    »Schade, dass Heu nicht wegrennen kann«, flüsterte Lina.

    Baudy wartete neben dem Einsatzleitwagen, bis die beiden Löschfahrzeuge angehalten hatten. Dann gab er Befehl zum Absitzen. Seine Stimme war heiser und tief vor Müdigkeit.
    Während die sechzehn Männer zwischen den Fahrzeugen Aufstellung nahmen, trat er bis auf zehn Meter an die beinahe quadratische Brandfläche heran. Er trug keine Atemschutzmaske. Wegen Kohlendioxid mussten sie sich keine Gedanken machen, dazu war der Brand zu klein gewesen und der Sauerstoffgehalt der Luft im Freien zu hoch. Er atmete konzentriert durch die Nase ein. Kein Benzin. In der Mitte der Brandfläche züngelte eine schmale Flamme hoch, die schon keine Nahrung mehr fand. Urplötzlich war sie fort. Zehn Quadratmeter Glut und ein paar Brandnester. »Zwei B-Rohre«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    Lew Gubnik und der Führer des zweiten Angriffstrupps wiederholten das Kommando.
    Baudy hob den Blick. Mittlerweile waren fünfzig Meter weiter die Umrisse des Waldstreifens zu erkennen, hinter dem die B 31
    lag. Ein schmales Band aus Dunkelheit und Schweigen. Darüber blinkten wie vier synchronisierte Sterne die Warnleuchten der Windräder vom Rosskopf. Im Nordosten flackerte Blaulicht. Ein drittes Löschfahrzeug, die Kameraden aus Zarten.
    Langsam ging er weiter. Keine Menschen, keine Tiere, hatte Riedinger der Leitstelle und auch Martin Andersen berichtet.
    Nur ein paar alte Arbeitsgeräte und ein wenig Heu. Der unbenutzte Holzschuppen hatte inmitten einer Weide gestanden, im Umkreis von zweihundert Metern wohnte niemand. Aber man konnte nie wissen. Wenn man in vierzig Jahren nicht sah, woran man täglich vorbeikam, war alles möglich.
    Als er die Hitze der Glut spürte, blieb er stehen. Keine Verletzten, keine Toten, das war das Wichtigste. Er ließ den Blick über die Brandfläche gleiten. Noch einmal überprüfte er, ob es nach Benzin oder einem anderen Brandbeschleuniger roch.
    Dann trat er zur Seite und gab Befehl zum Löschangriff.
    Rauch stieg auf, die Glut zischte.
    Blieben noch die Glutnester, dann würden sie wieder einrücken. Er würde Lina nach Freiburg in den Kindergarten bringen, sich mit einer Tasse Kaffee in die Tischlerei setzen, Gubniks merkwürdige Schatulle fertig machen. Ein kurzer, harmloser Einsatz. Doch das Gefühl, den Kampf gewonnen zu haben, das er so liebte, blieb aus. Vielleicht wegen der Müdigkeit. Oder, dachte er, weil sie nicht gekämpft hatten.
    Gubnik rief: »Feuer unter Kontrolle!« Ein paar der Männer lachten, und Baudy lachte mit.

    Dann trafen die Zartener ein. Baudy hob die Hand und winkte in Richtung Führerhaus. Fehlte nur noch die Polizei. Er fragte sich, was den Brand ausgelöst haben mochte. Eine Zigarettenkippe?
    Selbstentzündung des Heus? Oder war es Brandstiftung gewesen? Doch wer zündete einen Heuschuppen an? Er dachte an die Asylbewerber vom Keltenbuck, die vielen Holländer auf dem Campingplatz, die amerikanischen Studenten, die im Großen Tal zelteten. An Riedinger, dem alles zuzutrauen war.
    Am Horizont blitzten die ersten Sonnenstrahlen auf. Von einem Moment auf den anderen wurde das Licht im Osten freundlicher. Baudy fand, dass dies die am wenigsten schlimme Zeit für Brände war. Ein neuer Tag brach an. Das Leben ging weiter. Ein Keim der Hoffnung, selbst im Anblick der Zerstörung, die Brände anrichteten.
    Hinter Gubnik und dem jungen Paul Feul am ersten Rohr tat er ein paar Schritte in die

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