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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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weg, ruf an, wo bist du bloß … Ich bin jetzt am Flughafen, ich ruf dich in ein paar Tagen aus Japan an, wo bist du? …
    Anne Wallmer musterte sie schweigend. Louise zuckte die Achseln.
    Sie gingen zur Tür.
    »Wenn du jemanden brauchst, der die Verbände wechselt.«
    Anne Wallmer klopfte ihr auf die Schulter. Schien sie umarmen zu wollen und tat es nicht.
    Louise wartete, bis ihre Schritte im Erdgeschoss verklungen waren. Dann ging sie zur Tür der Nachbarwohnung. Einen Moment lang blickte sie auf das Namensschild.
    Marcel Meier.
    Sie klingelte.
    Niemand öffnete.

    Am Abend rief Richard Landen an. Er hatte einen Sohn, er war glücklich, er vermisste sie. Er war, dachte sie, weit, weit weg.
    Sie gratulierte, ließ schöne Grüße an die Mutter ausrichten.
    Während er von der Geburt und dem zerknautschten Gesichtchen seines Sohnes sprach, sah sie die Wiese am Rappeneck vor sich, Jamal, der tötete und getötet wurde, all das Blut, Marcels warnende Augen, bevor er das Messer in sie stieß, die Lichtung bei Heuweiler, den rufenden, lachenden Bo, die Finger von Peter Mladic, die sich bewegten, als hätte er im Sterben Klavier gespielt ohne Klavier. Wie sollten diese beiden Leben jemals zusammen gehen? Am Tag die Toten und die Mörder, am Abend ins traute Heim zurückkehren, gemeinsam essen, erzähl doch mal, was hast du deinen Studenten heute Tolles erzählt, was hast du Tolles geschrieben, was macht das zerknautschte Gesichtchen, dann die Yucca-Palmen, die Alpenveilchen, die Orchideen gießen, und wie das Zeug so hieß.
    Auch mit Mick war es doch nicht zusammen gegangen, und seitdem hatte sich noch einmal viel verändert. Calambert, der Alkohol, die Neigung zur Selbstzerstörung. Zwei Mal innerhalb weniger Monate verletzt im Krankenhaus, da konnte man sich schon die Frage stellen, wohin das noch führen würde.
    Warum sie es so weit kommen ließ.
    »Louise?«
    »Ja.«
    »Vielleicht war das jetzt nicht so deutlich herauszuhören, aber ich freue mich auf dich.«
    Sie trat ans Küchenfenster, blickte auf den kleinen Platz rechts von ihrem Haus hinunter. Cafétische, Stühle, aufgespannte bunte Sonnenschirme, Palmen in Plastikkübeln. Junge Bedienungen eilten hin und her, am Bächle spielten Kinder. Ich freue mich auf dich. Sie dachte an die Wunde, den furchtbaren Moment, in dem sie gespürt hatte, wie das Messer in sie drang.
    »Wie soll das zusammen gehen, Richard?«, fragte sie sanft. »Ich meine …«
    Sie hörte, dass er sich räusperte. Aber er sagte nichts.
    »Sechs Tote in fünf Tagen. So sieht mein Leben manchmal aus. Soll ich dir beim Abendessen davon erzählen?«
    Wieder das Räuspern, wieder das Schweigen.
    »Wenn ich überhaupt zum Abendessen kommen kann.«
    »Lass es uns versuchen. Lass uns einen Weg finden.«
    »Der springende Punkt ist: Ich will dir nicht davon erzählen.«
    »Weil ich es nicht verstehe?«
    »Ja. Und weil ich mich nicht rechtfertigen will. Es ist, wie es ist. Ich tue, was ich tue.«
    »Leben im Zen.« Sein Lachen klang traurig.
    Sie kehrte zum Sofa zurück, ließ sich auf den Rücken sinken.
    Ein kalter Schmerz zuckte durch ihre linke Bauchseite. Sie legte die Hand auf den Verband, hielt den Atem an, dann war der Schmerz fort. »Und ich verstehe dein Leben nicht.«
    »Trotzdem. Lass es uns versuchen, Louise. Lass doch einfach weiterlaufen, was letzte Woche angefangen hat. Dann sehen wir, was daraus wird.«
    Sie schwieg.
    »Es ist mir wichtig. Ich meine, du bist mir wichtig.«
    »Weil ich so bin, wie ich bin.«
    »Und weil ich so bin, wie ich bin.«
    Sie nickte. »Ich bringe dein Leben durcheinander, und du bringst ein bisschen Ruhe in meins. Am Anfang ist das toll, aber irgendwann werden wir uns genau deswegen nicht mehr mögen.«
    »Wir leben nicht irgendwann, sondern jetzt.«
    »Alles Zen, was?«
    »Richtig. Leider hilft uns das nicht weiter. Das scheint mir das Problem mit Zen zu sein – kurzfristig hilft es nie.«
    Sie rollte sich auf die rechte Seite. Der Schmerz kam, ging wieder. Sie starrte auf den Couchtisch. Die Flaschen waren fort, die Dämonen auch. Vielleicht nicht für immer, aber immerhin schon seit einer Weile. Das war das Gute an Tagen und Nächten wie denen der vergangenen Woche. An Verletzungen, Krankenhausaufenthalten, der großen, großen Müdigkeit. An all der Euphorie, dem Adrenalin.
    Keine Zeit für die Versuchung. Keine Lust auf den Ersatz.
    Keine Einsamkeit.
    »Lass es uns versuchen, Louise. Bitte.«
    »Wann bist du wieder hier?«
    »In zwei Wochen.«
    »Dann

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