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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Gelegenheit gehabt, ihn kennen zu lernen. Ein großer, etwas linkischer Polizeihauptkommissar in den Fünfzigern, in Kirchzarten geboren, in Kirchzarten zur Schule gegangen, in Kirchzarten verheiratet. Misstrauisch war er neben Bermann hergelaufen, die Kappe in der Hand. Später hatte er aus dem Dienstwagen zugesehen, wie die Kripo seine Weide Zentimeter für Zentimeter durchkämmte. Die alte Rivalität zwischen Schutzpolizei und Kriminalpolizei. Gegen sieben war er gefahren und seitdem drei-, viermal vorbeigekommen.
    Ihr Handy spielte Erik Satie. Sie brauchte eine Weile, um es zwischen den leeren Plastikflaschen in der Tasche zu finden.
    Das Telefon war neu, sie hatte nur wenige Nummern schon gespeichert, diese war nicht darunter. Wilhelm Brenner, einer der Schusswaffenexperten der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle. »Hab gehört, du bist zurück. Wie war’s bei den Buddhisten?«
    »Wie’s bei Buddhisten so ist.«
    »Und, wird jetzt täglich meditiert?« Sie lachte höflich. »Musst bei Gelegenheit mal erzählen«, sagte Brenner.
    »Ja.« Einen Moment lang ging sie davon aus, dass es eine solche Gelegenheit tatsächlich geben würde. Sie schmunzelte.
    War sie im Kanzan-an naiv geworden? Oder nur nicht mehr an die Alltagsfloskeln gewöhnt?
    Schneider trat neben sie und ging in die Hocke. Auf seinem Gesicht lag, wenn sie die rötliche Färbung in der Abenddämmerung richtig deutete, ein Schimmer Verlegenheit oder Nervosität. Sie formte die Buchstaben K-T-U mit den Lippen. Schneider streckte die Hand nach dem Telefon aus, aber die Bewegung war nicht besonders selbstbewusst.
    Richtig, offiziell »assistierte« sie nur.
    Sie lächelte drohend, und Schneider zog die Hand zurück.
    Brenner hatte die ersten zerstörten Waffen untersucht und auf einigen Herstellerkennzeichen sowie Modellbezeichnungen gefunden: Pistolen vom Typ Modell 57, der jugoslawischen Lizenzversion der russischen 7,62-Millimeter-Tokarew. Klein-Maschinenpistolen vom Typ Modell 61, der jugoslawischen Lizenzversion der tschechoslowakischen Skorpion.
    Kalaschnikows ohne Modellbezeichnung, aber die Bauart ließ darauf schließen, dass es ebenfalls jugoslawische Lizenzversionen des russischen Originals waren.
    »Jugos«, informierte Louise Schneider.
    »Ja«, sagte Brenner.
    »Die Waffen?«, fragte Schneider.
    Sie nickte.

    »Rottweil«, sagten Brenner und Schneider gleichzeitig.
    Brenner ergänzte »Anfang der Neunziger«, Schneider »letztes Jahr«. Sie nickte erneut. Der Waffenfund in einer Rottweiler Garage im vergangenen Jahr war zu vernachlässigen.
    Waffennarren, die sich offenbar auf den dritten Weltkrieg vorbereiten wollten, hatten Maschinenpistolen, Maschinengewehre, Pistolen, Munition gehortet. Interessanter war wohl Rottweil Anfang der Neunziger: Das LKA war auf einen kroatischen Waffenhändlerring gestoßen. Wenn sie sich richtig erinnerte, war ein Teil der Waffen aus Jugoslawien gekommen.
    Brenner versprach herauszufinden, um welche Typen und Modelle es sich damals gehandelt hatte.
    »Habt ihr das Zeug schon gezählt?«, fragte sie.
    »Ja. Vierundzwanzig Kartons.«
    »Und?«, flüsterte Schneider.
    »Sie haben noch nicht gezählt.«
    »Mit wem sprichst du?«, fragte Brenner.
    »Mit Schneider.«
    »Schneider, Schneider … Welcher war das noch gleich?«
    »Der Schöne. Wann bekommen wir das Behördengutachten?«
    Schneider runzelte die Stirn, Brenner seufzte. »In vierzehn Tagen.«
    »Ihr seid nicht eben schneller geworden, während ich bei den Buddhisten war.«
    »Doch. Wir sind nur wieder langsamer geworden, seit du zurück bist.«
    Lächelnd verabschiedete sie sich.
    Schneider erhob sich mit knackenden Kniegelenken, und sie dachte, dass unter seinem hübschen Äußeren wider Erwarten das hässliche Alter zu wüten begann. Er war Ende Vierzig, was von außen kein Problem war, nur von innen.
    In diesem Moment sah sie den Geist. Er stand kaum zwanzig Meter hinter Schneider reglos in der Abenddämmerung und starrte sie an.
    Der Tag der reglosen Männer.

    Sie hatte mit Baudy gerechnet, dem Kommandanten der Kirchzartener freiwilligen Feuerwehr, nun war Riedinger gekommen, der Bauer. Auch gut, dachte sie.
    Als sie am Nachmittag bei der Brandfläche eingetroffen war, hatte Riedinger am Rand des Waldstreifens gestanden und das Treiben beobachtet. Bermann hatte gesagt, er sei den ganzen Tag lang befragt worden, von Kripo, Erkennungsdienst, Feuerwehr, Bürgermeister, Staatsanwalt, Presse, »dem Dings, dem Däschle«. Mittlerweile sei er so

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