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Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1

Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1

Titel: Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Asteroidenkrieg
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muss wie ein Terrorist aussehen, Ike«, murmelte sie, wobei das Gewebe der Maske auf den Lippen kitzelte.
    »Gleich wirst du nach gar nichts mehr aussehen«, sagte er. »Öffne den Sicherheitsverschluss am Gürtel und drück auf den Schalter.«
    Pancho ließ die kleine Plastikabdeckung aufschnappen und berührte den darunter verborgenen Schalter. »In Ordnung, und was nun?«, fragte sie.
    »Warte fünfzehn Sekunden.«
    Pancho wartete. »Na und?«
    »Halt dir die Hand vors Gesicht«, sagte Walton mit einem schiefen Grinsen.
    Pancho hob den Arm. Ein Schreck durchfuhr sie. »Ich sehe ihn nicht!«
    »Natürlich nicht. Du bist doch unsichtbar.«
    »Echt?«
    »Siehst du dich denn?«
    Pancho sah sich nicht. Arme, Beine, gestiefelte Füße: Sie spürte sie ganz normal, sah sie aber nicht.
    »Hast du einen Ganzkörperspiegel im Spind?«, fragte sie aufgeregt.
    »Wieso, zum Teufel, sollte ich einen Ganzkörperspiegel im Spind haben?«
    »Ich will sehen, wie ich aussehe.«
    »Verdammt, Pancho, du siehst nach überhaupt nichts aus. Du bist komplett unsichtbar.«
    Pancho lachte überdreht. In diesem Moment beschloss sie, sich Ike’s Tarnanzug auszuleihen. Natürlich ohne es ihm zu sagen.

Forschungszentrum des Humphries Trust
    Die in den Tarnanzug gehüllte Pancho schlich langsam und lautlos durch den Gang von Martin Humphries’ unterirdischem Palast. Sie war mit Amanda hierher gekommen, nur dass Mandy davon nichts gewusst hatte.
    Schon seit Wochen hatte Pancho förmlich danach gelechzt, in Humphries’ Anwesen herumzuschnüffeln. Der Mann war so stinkreich, mächtig und selbstsicher, dass er nach Panchos Auffassung ein paar Dutzend Leichen im Keller haben musste.
    Vielleicht fand sie etwas, das Dan helfen würde. Vielleicht fand sie auch etwas, das ihr nützen würde. Oder vielleicht war der Einbruch in Humphries’ Haus auch nur ein Gag, sagte sie sich, eine willkommene Abwechslung von der langweiligen Paukerei, der sie und Mandy sich unterzogen. Außerdem würde es ihr Genugtuung verschaffen, wenn dieses selbstgefällige Grinsen einmal aus dem Gesicht des Stechers verschwand.
    Also hatte sie sich gleich am nächsten Morgen, nachdem Walton ihn ihr gezeigt hatte, den Tarnanzug aus seinem Spind geborgt.
    Pancho war in der Nacht zuvor mit der quälenden Frage ins Bett gegangen, ob sie Ike wegen der Benutzung des Anzugs um Erlaubnis bitten solle oder nicht. Am Morgen war sie dann in der festen Überzeugung aufgewacht, dass es für sie beide am besten wäre, wenn Ike nichts davon wusste. Also hatte sie sich eine Einkaufstasche umgehängt und war in die Katakomben gegangen anstatt mit Mandy zur Arbeit. Von dort war sie in den staubigen, kaum benutzten Korridor abgebogen, wo Walton den Anzug verstaut hatte. Sie erinnerte sich an die Melodie des elektronischen Sicherheitscodes des Spinds und gab sie auf Anhieb richtig ein. Die Sicherheitsleute können nicht ständig jeden Bildschirm im Auge behalten, sagte sie sich. Und selbst wenn mich einer sieht, tue ich nichts, was den Alarm auslösen würde.
    Pancho ging dann wieder in ihre Unterkunft zurück. Amanda arbeitete fleißig im Simulations-Labor, so dass Pancho das Apartment für sich allein hatte. Sie schlüpfte sofort in den Tarnanzug.
    Nachdem sie ihn übergezogen hatte - und im Ganzkörper-Spiegel des Schlafzimmers sah, dass sie wirklich unsichtbar war -, ging sie aus, um den Anzug zu testen. Es klappte wunderbar. Pancho spazierte gemächlich und vorsichtig durch Selenes Korridore und schlängelte sich zwischen den Fußgängern hindurch. Hin und wieder schaute jemand in ihre Richtung, als ob die betreffende Person aus dem Augenwinkel etwas gesehen hätte. Ein Lichtreflex von den Oberlichtern, sagte Pancho sich, ein unvermeidliches Funkeln der vielen Nanokameras und Projektoren. Niemand sah sie aber wirklich; sie driftete wie ein Phantom durch die Menge.
    Sie verbrachte den Tag damit, wie ein Geist durch Selene zu wandern und sich mit den vielfältigen Möglichkeiten des Anzugs vertraut zu machen. Der Anzug selbst passte ihr gut, aber die angeschweißten Stiefel hatten Ikes Größe und waren zu groß für sie.
    Pancho hatte Abhilfe geschaffen, indem sie die Stiefel mit Socken ausstopfte. Sehr bequem war das zwar nicht, aber sie vermochte wenigstens ordentlich zu gehen.
    Als Nervenkitzel klaute sie einen Sojaburger von der Theke der Selbstbedienungs-Cafeteria oben in der Grand Plaza, wo aber niemand zugange war außer einem hirnlosen Roboter. Doch dann wurde sie sich bewusst, dass

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