Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3
Pancho sie kaum hörte. »Wenn er andere Frauen bestellt, die uns im Bett ›Hilfestellung‹ leisten.
Wenn er von mir verlangt, dass ich Aphrodisiaka nehme, um meine Reaktion auf ihn und seine Freundinnen zu verstärken. Ein paar von ihnen sind Videostars, musst du wissen. Du kennst sie sicher, Pancho – sie sind Prominente.«
Pancho merkte, wie ihr die Kinnlade herunterfiel.
»Und wenn Martin ein paar seiner merkwürdigen jungen Freunde mitbringt, brauche ich wirklich Tabletten, um das zu überstehen.
Und für die Videos, die er an die Decke projiziert. Und wenn ich dann einschlafen will, ohne diese ekligen, schrecklichen Szenen immer wieder sehen zu müssen.«
Amanda schluchzte nun; die Tränen rannen ihr die Wangen hinab, und ihre Worte waren nicht mehr zu verstehen. Pancho legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Es wird alles wieder gut, Mandy«, flüsterte sie. »Du wirst sehen. Es wird alles wieder gut.«
Nach einer Weile löste Amanda sich etwas von ihr.
»Siehst du das denn nicht, Pancho? Begreifst du es nicht? Er wird Lars töten, wenn ich ihn nicht befriedige. Er hat mich völlig unter Kontrolle. Es gibt keinen Ausweg für mich.«
Darauf hatte Pancho keine Antwort mehr.
»Nur deshalb war ich damit einverstanden, das Kind zu bekommen, Pancho. Er hat versprochen, mit den Sexspielen aufzuhören, wenn ich seinen Sohn gebäre. Ich werde natürlich auch die Finger von den Drogen lassen müssen. Ich habe schon ein Entgiftungsprogramm angefangen.«
»Was die Nachrichtensender wohl für diese Story geben würden«, murmelte Pancho.
»Das kannst du nicht machen! Das darfst du nicht tun!« Angst blitzte in ihren verweinten Augen auf. »Du bist die Einzige, der ich es erzählt habe …«
Pancho fasste sie an den bebenden Schultern. »Keine Sorge! Ich bin doch deine Freundin, Mandy. Ich werde niemandem ein Sterbenswörtchen erzählen.«
Amanda starrte sie an.
»Nicht einmal, wenn ich dadurch verhindern könnte, dass Astro vom Stecher übernommen wird. Das geht nur uns beide an, Mandy, und niemanden sonst.«
Amanda nickte zögernd.
»Aber ich sag dir eins. Ich würde am liebsten nach unten gehen und diesem selbstgefälligen Hundesohn dermaßen eine reinhauen, dass ihm das Grinsen für immer vergeht.«
Amanda schüttelte matt den Kopf. »Wenn es doch nur so einfach wäre, Pancho. Wenn …«
Das Telefon im Schlafzimmer summte. Amanda holte tief Luft und ging zum Bett. Pancho schloss die Badezimmertür halb und verbarg sich vor der Kamera des Telefons.
»Antworten«, sagte Amanda.
»Wie lang willst du denn noch da oben bleiben«, hörte Pancho Humphries’ gereizte Stimme. »Die ersten Gäste wollen sich verabschieden.«
»Ich bin gleich wieder unten, Martin.«
Amanda ging ins Bad zurück und brachte das Make-up in Ordnung. Doch selbst wenn der Stecher sehen würde, dass sie geweint hat, wäre es ihm völlig egal, sagte Pancho sich.
Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. Wenn Lars das wüsste, würde er Humphries töten. Er würde sich durch alle Armeen im Sonnensystem kämpfen, um Humphries in die Finger zu kriegen und ihm den Garaus zu machen.
Selene: Suite im Hotel Luna
Pancho fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Von einem Sturm der Gefühle wegen Amanda Humphries aufgewühlt, streifte sie durch die Räume und Korridore ihrer Hotelsuite.
Amanda hatte sich über die Jahre daran gewöhnen müssen, dass sie sich als Vorstandsvorsitzende eines der größten Konzerne im Sonnensystem Luxus zu leisten vermochte. Erst als ihre jüngere Schwester zu der Fünfjahres-Expedition zum Saturn aufbrach, kam ihr schließlich die Erkenntnis: Schwesterherz ist nun auf sich allein gestellt, und ich bin nicht mehr für sie verantwortlich. Ich kann nun so leben, wie ich es will.
Sie änderte ihren Lebensstil, aber nur geringfügig. Ihre Garderobe verbesserte sich, aber auch nur in bescheidenem Rahmen. Sie wurde keine Partylöwin und fand auch keine Erwähnung in den Klatschspalten der Boulevardzeitungen. Sie engagierte sich nach wie vor als Vorstandsvorsitzende der Astro Corporation und verbrachte genauso viel Zeit in Fabriken und Labors wie in Büros und Konferenzräumen. Sie kannte noch immer alle Abteilungsleiter und viele Manager der mittleren Ebene mit Vornamen – quasi wie alte Kumpels.
Die einzige sichtbare Veränderung betraf ihr Domizil. Jahrelang hatte Pancho mit ihrer Schwester in zwei aneinander angrenzenden Zweiraum-Apartments im dritten Untergeschoss
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