Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3
obwohl der wie immer seine Bertulli-Schuhe trug.
Als Pancho Humphries vor über zehn Jahren zum ersten Mal begegnet war, hatte er ein rundes, aufgedunsenes Gesicht und einen schlaffen Körper mit einem leichten Bauchansatz gehabt. Doch die Augen waren auch damals schon hart gewesen und hatten wie spitze graue Feuersteinsplitter in diesem ansonsten nichtssagenden Gesicht gesteckt. Seit der Hochzeit mit Amanda war Humphries schlanker und sportlicher geworden; auch im Gesicht war er schmaler geworden. Pancho vermutete, dass er sich schon ein paar Nanotherapien unterzogen hatte; die plastische Chirurgie war überflüssig, seit Nanomaschinen Muskeln zu kräftigen, Haut zu straffen und Falten zu glätten vermochten. Diese grauen Augen waren jedoch unverändert: brutal und skrupellos.
»Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«, rief Humphries in seinem kräftigen Bariton.
Es wurde still im Raum, und alle drehten sich zu den Gastgebern um.
»Wenn Sie sich für eine Minute von der Bar losreißen würden«, sagte Humphries mit einem breiten Lächeln, »denn Amanda und ich haben im Wohnzimmer etwas zu verkünden.«
Die Gäste gingen pflichtschuldig ins Wohnzimmer. Pancho und George blieben noch an der Bar und folgten dann den anderen. George stellte sogar den Humpen ab. Nun war das Wohnzimmer mit Frauen in edlen Gewändern und blitzendem Schmuck und Männern in schwarzen Anzügen überfüllt. Wie Pfauen und Pinguine, sagte Pancho sich.
Trotz der Weitläufigkeit des Raums fühlte sie sich etwas unwohl angesichts der vielen zusammengepressten Leiber, egal wie gut sie gekleidet waren. Pancho rümpfte die Nase beim sich mischenden Geruch von Parfüm und Schweiß.
Humphries führte Amanda an der Hand zum Flügel in der Mitte des großen Raumes und kletterte dann auf die Bank. Amanda blieb lächelnd neben ihm stehen. Dennoch machte sie in Panchos Augen einen unbehaglichen, unglücklichen und ängstlichen Eindruck.
»Liebe Freunde«, hob Humphries an.
Von wegen Freunde, sagte Pancho sich. Er hat doch gar keine Freunde, nur Leute, die er gekauft oder sich gefügig gemacht hat.
»Es ist schön, Sie alle hier zu sehen. Ich hoffe, Sie amüsieren sich gut.«
Irgendein Speichellecker klatschte Beifall, und sofort applaudierten alle Anwesenden. Sogar Pancho schlug die Hände ein paar Mal zusammen.
Humphries lächelte und gab sich betont bescheiden.
»Das freut mich«, sagte er. »Und ganz besonders freue ich mich darüber, dass ich in der Lage bin, Ihnen eine frohe Kunde zu übermitteln.« Er hielt für einen Moment inne und genoss die offensichtliche Vorfreude der Menge. »Amanda und ich bekommen einen Sohn. Das genaue Datum der Niederkunft steht noch nicht fest, aber es müsste Ende August sein.«
Die Frauen stießen Begeisterungsrufe aus, die Männer Jubelrufe, und dann applaudierten alle und gratulierten lauthals. Pancho vermochte wegen ihrer Größe über die vor ihr wogenden Köpfe hinwegzusehen. Sie konzentrierte sich auf Amanda. Mandy lächelte unzweifelhaft, aber es wirkte dennoch gezwungen und freudlos.
Die Menge formierte sich spontan zu einem Defilee, und jeder Gast schüttelte Humphries die Hand und gratulierte ihm und der werdenden Mutter. Als Pancho an der Reihe war, sah sie den freudlosen und traurigen Ausdruck in Amandas himmelblauen Augen.
Sie kannte Amanda aus der Zeit, als sie beide als Astronauten für die Astro Corporation gearbeitet hatten. Pancho war dabei gewesen, als Mandy die Bekanntschaft von Lars Fuchs gemacht und als Fuchs ihr seinen Antrag gemacht hatte. Sie waren alte Freundinnen, Vertraute – bis Amanda Humphries geheiratet hatte. In den letzten acht Jahren hatte sie Mandy nur selten gesehen und nie allein.
»Glückwunsch, Mandy«, sagte Pancho zu ihr und ergriff ihre Hand mit beiden Händen. Amandas Hand fühlte sich kalt an. Und Pancho spürte, dass sie zitterte.
»Gratulieren Sie mir auch, Pancho«, sagte Humphries jovial und mit einem breiten Lächeln. »Ich bin der Vater. Ohne mich hätte sie es schließlich nicht geschafft.«
»Sicher«, sagte Pancho und ließ Amandas Hand los. »Glückwunsch. Gute Arbeit.«
Sie wollte ihn schon fragen, wieso er acht Jahre dafür gebraucht hätte, doch sie verkniff sich das. Obendrein hätte sie ihm gern gesagt, dass es keine besonders große Leistung sei, eine Frau zu schwängern, doch das verkniff sie sich auch.
»Nun habe ich alles, was ein Mann zu seinem Glück braucht«, sagte Humphries und fasste Amanda besitzergreifend an der
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