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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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ihn.
    Das Grinsen auf dem Gesicht meines Bruders erlosch. »Sie will mich zu einer Blutuntersuchung ins Krankenhaus überweisen.«
    »Was fehlt dir denn?«
    »Nichts – außer dass du mein Bruder bist«, antwortete Adam.
    Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, wie Adam sie verdiente, als ein unverkennbares Geräusch aus dem Wohnzimmer drang. Nicht so kräftig wie vorhin, aber ebenso vernehmlich und wenig willkommen. Adams Kopf fuhr herum. Dass das Geräusch gerade unvermittelt eingesetzt hatte, bedeutete, dass es nicht vom Fernseher oder der Stereoanlage kommen konnte. Aus diesem Schlamassel konnte ich mich nicht so leicht herausmogeln.
    »Was um alles in der Welt …?« Dad tauchte aus der Küche auf.
    Ich erhob mich langsam, das Herz klopfte mir bis zum Hals und mein Magen spielte verrückt. Dad stürzte ins Wohnzimmer, Adam dicht auf den Fersen. Ich schleppte mich mit bleischweren Schritten nach unten.
    »Dante, was geht hier vor? Warum ist hier drin ein Baby?«
    Ich stand im Türrahmen, während Dad finster auf das Baby hinabstarrte. Als ich keine Antwort gab, nahm er mich ins Visier.
    »Dante?«
    »Das ist … Melanie hat es hergebracht. Heute Morgen. Erinnerst du dich noch an sie? Melanie Dyson. Es heißt … Das Baby heißt Emma. Emma Dyson.«
    »Melanie ist hier?« Dad sah mit gerunzelter Stirn an die Decke. »Ist sie oben?«
    »Oho! Dante hat eine Freundin oben im Zimmer.« Adam grinste breit.
    In diesem Augenblick hätte ich ihn wirklich zu gern verprügelt.
    »Sie ist nicht meine Freundin. Und sie ist nicht oben. Sie ist gegangen …«
    »Wohin?«, fragte Dad.
    »Sie hat gesagt, sie wollte Windeln und anderen Kram für das Baby kaufen«, erwiderte ich. »Aber sie … sie …«
    »Was?« Dads Stirnfalten wurden noch tiefer.
    Ich schluckte schwer. »Sie kommt nicht zurück.«
    »Was zum Teufel …?« Dad blickte zwischen mir und dem Baby hin und her. »Warum sollte sie ihre kleine Schwester hierlassen? Hat es einen Unfall gegeben?«
    »Das ist nicht ihre Schwester.« Ich holte tief Luft. »Das ist ihre Tochter.«
    »Ihre Tochter? Warum sollte sie denn ihre Tochter …?« Dad musterte mich, seine Augen wurden schmal. »Adam, geh rauf in dein Zimmer und mach irgendwas.«
    »Zum Beispiel was?«
    »Ich weiß nicht. Lass dir was einfallen«, fuhr Dad ihn an. »Und schließ die Tür hinter dir.«
    Dads wütender Blick glitt über mich hinweg wie ein Suchscheinwerfer, unter dessen Strahl ich mich nirgends verstecken konnte.

9 ADAM
    Dad schnauzte mich nicht oft dermaßen an, deshalb wusste ich, dass es ernst war. Ich blickte zwischen Dad und Dante hin und her. Sie starrten einander an. Ich und meine Kopfschmerzen waren vergessen. Aber wenigstens legten sich die Schmerzen allmählich, Gott sei Dank. Und sollte ich wieder welche bekommen, würde ich die Info strikt für mich behalten.
    Was ging hier vor?
    Ich verließ das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu, ohne sie ganz zu schließen. Dann trampelte ich die ersten beiden Stufen der Treppe hinauf und hinunter, immer leiser, um den Eindruck zu erwecken, als ginge ich hoch. Auf Zehenspitzen schlich ich zurück zu der angelehnten Wohnzimmertür. Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Haufenweise Fragen schwirrten mir durch den Kopf, und in seliger Unwissenheit zu schwelgen, war echt nicht mein Ding. Ich hatte zwar keinen Schimmer, was hier vor sich ging, aber ich würde es herausfinden, hundertpro.

10 DANTE
    Zögernd ging ich zum Sessel und setzte mich. Dad wandte sich wieder dem Buggy zu und starrte auf dessen Inhalt hinab, während die Sekunden verstrichen. Ich hätte einiges darum gegeben, seine Gedanken lesen zu können. Das Baby erwiderte seinen Blick und streckte die Arme nach ihm aus. Dad nahm das schluchzende Bündel aus dem Wagen und drückte es an seine Brust. Das Weinen verstummte fast augenblicklich. Die Kleine legte ihren Kopf an Dads Schulter. Dieser schaute aus dem Fenster, mit dem Rücken zu mir. Die Zeit verging in dumpfen Herzschlägen. Schließlich drehte er sich um.
    »Dante, was geht hier vor?«, fragte Dad leise.
    »Heute Morgen ist Melanie vorbeigekommen …«, fing ich an.
    »Das hast du schon gesagt«, unterbrach mich Dad. »Warum hat sie ihr Baby hiergelassen? Und was soll das heißen, sie kommt nicht mehr zurück?«
    »Mel hat es hiergelassen, weil sie … sie sagt, sie schafft es nicht.« Ich sah Dad nicht mehr an. Ich konnte einfach nicht. Vornübergebeugt, fast zusammengekrümmt unter der Last auf meinen

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