Boys Dont Cry
unter meinem Kinn fühlte sich weich und seidig an.
Und ich hasste es.
Dad setzte sich aufs Sofa. »Erzähl mir alles, was heute Morgen vorgefallen ist«, sagte er mit schneidender Stimme.
Also berichtete ich – eine zensierte, geschönte Version, aber selbst in der kam ich nicht gut weg.
Als ich geendet hatte, schüttelte er erneut den Kopf, und seine Augen, die auf mir ruhten, wurden schmal. Wütend war gar kein Ausdruck für seinen Zustand, aber anders als die meisten Menschen wurde er immer ruhiger, je wütender er war.
»Du und Melanie, habt ihr regelmäßig miteinander geschlafen?«
Mein Gesicht wurde ganz heiß. Solche Sachen wollte ich nicht mit meinem Vater bereden.
»Ein einziges Mal, Dad. Nur ein Mal. Bei Ricks Party. Und wir hatten beide zu viel getrunken.«
»Nicht zu viel getrunken, um Sex zu haben, aber zu viel, um ein Kondom zu benutzen?«, fragte Dad vernichtend.
»Es war nur das eine Mal …«, nuschelte ich.
»Ein Mal reicht, Dante. Den Beweis dafür hältst du in den Armen«, sagte Dad. »Oder könnte es sein, dass Collette oder irgendein anderes Mädchen demnächst mit einem weiteren Kind von dir auf meiner Schwelle steht?«
»Nein, Dad. Ich habe es nur … mit Melanie gemacht und es war nur das eine Mal.« Meine Stimme war nicht einmal mehr ein Flüstern. Dad verstand mich nur mit Mühe. Aber verdammt, mein Gesicht glühte, ich hätte die ganze Stadt beheizen können. Dad sah mich kritisch an. Offenbar kam er zu dem Schluss, dass ich die Wahrheit sagte – und so war es ja auch. Seine Miene entspannte sich, wenn auch nur ein wenig. »Ich kann es nicht fassen, dass du mit Melanie ein Kind hast und ich das jetzt erst erfahre.«
»Ich weiß es selbst erst seit heute«, versuchte ich mich zu verteidigen.
»Du wusstest nichts von Mels Schwangerschaft?«, fragte Dad bissig.
Ich schüttelte den Kopf.
»Hast du dir denn überhaupt die Mühe gemacht, es herauszufinden?«
Bei diesen Worten glühte mein Gesicht noch mehr. Mein Schweigen war Antwort genug für uns beide.
»Dante, ich habe eigentlich geglaubt, ich hätte dich ganz gut erzogen, nicht einfach nur durchgebracht. Wir haben uns doch darüber unterhalten, dass man in einer Beziehung Vorkehrungen treffen und sich verantwortungsvoll verhalten muss. Warum zum Teufel hast du nicht auf mich gehört?« Ehrlich gesagt tat mir die Enttäuschung in seiner Stimme viel mehr weh als laute Worte des Zorns es vermocht hätten. Ich würde wohl mindestens den Mount Everest erklimmen müssen, um auch nur annähernd wieder den Status von Abschaum zu erreichen.
»Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass sie schwanger sein könnte«, protestierte ich.
»Dann weißt du also gar nicht, wie Babys entstehen?«, fragte Dad. »Immer wenn ich mit dir darüber reden wollte, wie das mit den Bienen und den Blumen ist, hast du behauptet, du hättest es schon in der Schule durchgenommen. War das gelogen?«
Inzwischen glühte mein ganzer Körper, ich hätte jederzeit in Flammen aufgehen können.
»Wir haben es in der Schule durchgenommen«, erwiderte ich.
»Hast du diese Stunden geschwänzt?«
»Nein, Dad.«
»Und warum ist es dir dann nicht in den Sinn gekommen?«
»Ich dachte … ich dachte, Mel nimmt bestimmt die Pille oder so was.« Das klang ziemlich jämmerlich, sogar in meinen Ohren. »Sie hat mit keinem Wort erwähnt, dass sie schwanger ist. Nicht einmal die Möglichkeit hat sie angedeutet. Und dann ist sie von der Schule abgegangen und das war’s.«
»Damit ein Baby kommt, braucht es zwei, Dante. Was du dachtest oder angenommen hast, spielt keine Rolle. Du hättest verdammt noch mal ein Kondom benutzen müssen, um sicherzugehen, dass sie nicht schwanger wird.«
Das Baby in meinen Armen regte sich. Ich zog meinen Kopf zurück, um den Kontakt mit ihm auf ein Minimum zu reduzieren.
»Dante, halt deine Tochter richtig. Sie ist kein stinkender Abfallsack.«
Ich holte tief Luft und hörte auf, mich zurückzuziehen. Es war still im Zimmer, während Dad und ich das Ganze zu verdauen versuchten.
»Dad, was soll ich jetzt bloß tun?« Zitternd kamen die Worte aus meinem Mund. Kein Wunder, denn ich saß in der Klemme, ich war erledigt und hatte die Schnauze voll, und ich sah absolut keinen Ausweg. Innerlich flatterte ich und mir fiel rein gar nichts ein, um das abzustellen. »In ein paar Wochen bin ich weg, an der Uni. Wie soll ich mich um ein Baby kümmern, wenn ich an der Uni bin?«
Er starrte durch mich hindurch.
»Dad?«, flüsterte ich nach
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