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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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die Augen, fühlte, wie der Strom ihres Lebens noch einmal langsam wallte, noch einmal, Pause, noch einmal. Sie lebte noch. Danke, Gott.
Aber sie konnte jede Minute sterben. Ich mußte einen Platz finden, wo es Wärme, Feuer und Essen gab und Menschen, die sich um sie kümmerten. Ich mußte weg vom Sonnenuntergang und von der leeren Straße. Ich schaute zum Straßenrand auf, versuchte mich zu erinnern. Ja, das Pony war anscheinend nach Westen gelaufen. Gut. Wenn es nach Osten gerannt wäre, dann wahrscheinlich bis nach Degganwy in seinen eigenen Stall. So aber würde es anhalten und auf seinen Herrn warten. Ponys sind gesellige Tiere.
Ich richtete Eivlins schlaffe Gestalt auf und hievte sie mir über die Schulter wie einen Mehlsack. Dann stand ich auf. Sie war nicht leicht. Sie war außerdem tropfnaß und glitschig vom Schlamm. Na, ich ja auch. Wenn nur das Pony nicht so weit gelaufen war. Ich torkelte den Hang hinauf an die Straße.
Als ich hundert Schritte gegangen war, dröhnte mein Kopf fürchterlich, und mir war schlecht. Offenbar konnte ich sie nicht weit tragen. Verdammter Medraut, oder wer auch immer der Kerl gewesen war. Verdammt sollte er sein, daß er so fest zugeschlagen hatte. Aber ich konnte nichts anderes tun als weiterlaufen und um Kraft beten.
Ich hatte Glück. Es dauerte nicht allzulange, bis ich das Pony wiederfand. Es stand mitten auf der Straße und zitterte, und es hatte die Ohren flach an den Kopf gelegt. Es scheute vor mir, aber es rannte nicht weg. Ich legte Eivlin nieder und ging zu dem Tier hinüber. Es trabte ein Stückchen weg und beäugte mich. Ich schoß auf es los, und es scheute. Ich stürzte fast und mußte still stehenbleiben. Ich hielt mir den Kopf. »Sei still«, sagte ich laut zu mir. Tiere sind angespannt und fürchten sich, wenn die Menschen es tun. Ich streckte also die Hand aus und begann, dem Pony beruhigend zuzureden. Schließlich ließ das kleine Tier mich an die Zügel heran, und ich tätschelte seinen Hals. Es stellte sogar die Ohren wieder nach vorn. Ich führte es zu Eivlin hinüber, hob sie auf und legte sie dem Pony auf den Rücken. Ihr Haar hatte sich aus der Spange gelöst und war ihr übers Gesicht gefallen. Ich strich es zurück, und dann gingen wir weiter. Ich hielt die Zügel des Ponys mit einer Hand und balancierte Eivlin mit der anderen auf dem Sattel. Die Sonne war fast untergegangen, aber es war noch hell. Ein Teil von mir bestand aus Wut gegen Morgas, aber ich begann zu beten, um Kraft, damit ich weitergehen konnte, und um einen Ort, wo ich anhalten konnte. Hauptsächlich betete ich, daß Eivlin nicht sterben mußte. Die Hufe des Ponys klapperten gleichmäßig vorwärts.
Die Straße wurde zu einer Nebelspur von mir, zu einem Ort, wohin ich meine Füße setzen konnte. Der Kopfschmerz blendete mich fast. Das müde Pony war störrisch und nervös. Ich mußte mit ihm reden, sowohl meinetwegen als auch seinetwegen.
»Komm weiter«, sagte ich. »Nur noch ein Stückchen, dann suche ich dir einen Platz in einem schönen Stall und haufenweise Korn und auch ein bißchen Roggenschrot, weil du so ein braves Tier gewesen bist. Komm weiter…« Die Sonne sank, aber der Himmel im Westen war noch hell. Eivlin sah im Halblicht gespenstisch aus. Ich hatte den Drang, stehenzubleiben und ihren Puls zu fühlen, aber andererseits hatte ich Angst anzuhalten. »Komm weiter…«, sagte ich dem Pony.
Und dann kam ein Blitz, ein Zischen, ein dumpfer Schlag, und ein Wurfspeer stand aufrecht vor uns auf der Straße.
Ich hielt an und starrte das Ding mit leerem Blick an. Ich hatte das Gefühl, als ob ich wie ein Kind weinen könnte, vor reinem Zorn. Nicht nur, daß Medraut uns jetzt einfing. Aber nach so einer schrecklichen Strapaze war es einfach nicht recht. Das Pony schnaubte und legte die Ohren an.
Ich drehte mich um und schaute hinter mich. Die Straße lag da, leer, wild und öde. Der Speer mußte von der Seite gekommen sein. Sie mußten auf uns gewartet haben.
Ich biß die Zähne zusammen, lehnte Eivlins Kopf gegen den Nacken des Ponys, so daß sie nicht herunterfallen konnte, und ging vorwärts, um den Speer aus dem Boden zu ziehen. Ich umklammerte ihn hart, damit meine Hände nicht so zitterten, und brüllte: »Wenn ihr den zurückwollt, dann kommt und holt ihn euch!«
Schweigen. Die Berge lagen grün und still um uns her.
Dann sah ich an einem Hang eine schnelle Bewegung. Ich richtete den Speer auf. Es war am besten, ihn als Lanze zu benutzen; so daß er nicht verschwendet

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