Bradshaw Gillian - Artus 02
trat sie zurück und wischte sich die Hände.
»Wie geht es Eivlin?« fragte ich sie. »Der Frau, mit der ich gekommen bin.«
»Sie schläft noch. Wir halten sie warm und machen es ihr bequem.«
Ich schwieg einen Augenblick. »Wird sie wieder aufwachen?« fragte ich.
Anstatt zu antworten, schaute sie mich fest an. »Ist dir das so wichtig?«
»Ja.« Ich mußte wieder das sagen, was ich schon in der vergangenen Nacht gesagt hatte. »Ich liebe sie.«
Die Frau schaute mich noch einen Augenblick an, lächelte dann in einer Art, durch die mir klar wurde, daß sie mir vorher mißtraut hatte. Es war ein warmes, offenes Lächeln, das ihr Gesicht atemberaubend schön machte. »Du sprichst die Wahrheit«, sagte sie. »Verzeih mir – in diesen dunklen Tagen wird Frauen soviel Böses angetan, daß man dazu neigt, mißtrauisch zu sein, wo es nicht angebracht ist. Du… deine Freundin hat Glück.« Sie hob wieder das Tablett auf. »Und jetzt«, sagte sie energisch, »jetzt mußt du im Bett bleiben und dich ausruhen. Teleri sagt, das ist die beste Behandlung gegen Kopfverletzungen.«
»Also bleibe ich im Bett.« Obwohl das ohne Gwyn auf die Dauer zum Verrücktwerden sein würde. Und falls Gwyn kam, würde es schwierig werden, das Thema Camlann nicht anzuschneiden. »Wirst du mir einen Priester schicken, der mir das Sakrament reicht?« Gwyns Pater Gilla schien ein netter Mensch zu sein.
Darüber lächelte sie wieder. »Ich will mit Pater Carnedyr reden, wenn er den Kindern ihre Lektionen erteilt hat. Teleri wird wahrscheinlich später auch kommen, und mit ihr kannst du auch reden, denn das ist es doch, was du willst, nicht? Du kannst Teleri sagen, daß ich – Elidan, meine ich – sich um den Priester kümmert… Was hast du?«
Elidan.
Nach all der langen Zeit, die mein Herr gesucht hatte, war ich derjenige, der sie gefunden hatte, durch Zufall. Aber sie mußte es sein. Wenn sie das Gelübde abgelegt hatte, nachdem Gwyn geboren war, oder kurz vor seiner Geburt, dann waren es jetzt acht Jahre oder so… genau die richtige Zeit…
Und das bedeutete, daß Gwyn Gawains Sohn war. Es erklärte auch, wie Bran Elidans wohlgehütetes Geheimnis herausbekommen hatte. Lieber Gott.
»Herrin«, sagte ich, »ich habe deinen Namen schon einmal gehört.«
Sie war erstaunt, und einen Augenblick dachte ich, hatte sie auch Angst. Aber wenn sie Angst hatte, dann verbarg sie das schnell. Nur ihre Augen wurden ein wenig schmaler, während sie sagte: »Möglich. Mein Name ist nicht allzu häufig, aber unbekannt ist er auch nicht. Ich weiß nur nicht, wo du von mir gehört haben könntest. Ich bin nur eine Schwester der Abtei Sankt Elena.«
»Deren Vater Caw hieß, und deren Bruder einmal König von Ebrauc war.«
Ihr Gesicht erstarrte. »Das ist Unsinn«, sagte sie sofort, während sie sich faßte. »Du hast von einer anderen gehört.«
»Herrin, ich wußte, daß man glaubte, du wärst irgendwo in Arfon, und dein Akzent stammt aus dem Norden. Gleichgültig, wie sehr du versuchst, die Sprache von Gwynedd nachzuahmen. Und du mußt zur rechten Zeit dein Gelübde abgelegt haben. Warum solltest du abstreiten, daß du Elidan, die Tochter des Caw, bist?«
Sie stellte eilig das Tablett ab. »Nun gut«, gab sie zu und biß sich auf die Lippen. Sie richtete sich auf und fuhr ruhiger und mit großer Würde fort: »Ich bin Elidan, die Tochter des Caw. Aber ich habe die Welt verleugnet und alle Dinge der Welt, und… ich habe Feinde. Du darfst mich nicht an die Welt verraten.«
»Das ist keine Frage, wenn es um die Welt im ganzen geht, Herrin. Aber ich fürchte, ich muß es meinem Herrn sagen.«
»Deinem Herrn? Wessen Diener bist du denn?«
»Der Diener Gawain ap Lots. Er hat dich gesucht, Herrin.«
»Nein!« schrie sie. »Nicht ihm… Nein, ich will ihn nie wiedersehen. Ich habe geschworen, eher zu sterben! Du… hör zu, er hat mich betrogen, er hat mich angelogen, er ist eidbrüchig geworden und hat meinen Bruder ermordet. Er hat mich entehrt, mich und mein Haus. Ich habe geschworen, ihn nie wiederzusehen. Sag ihm, ich halte meine Eide!«
Ihr Zorn und ihr Schrecken machten mich einen Augenblick lang sprachlos. Dann kam mir der Gedanke, daß Gawain, wäre er dagewesen, zu ihren Füßen niedergekniet und ihr zugestimmt hätte. Das wiederum machte mich wütend. »Er hat dich schlecht behandelt«, sagte ich, »aber so schlecht nun auch wieder nicht. Bei jedem Streit gibt es zwei Seiten, und deine Unehre war deine wie seine Schuld.«
Bei diesen Worten verschwand der
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