Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
Vom Netzwerk:
Gawain begann zu singen, ein langsames, melancholisches Lied auf irisch, und seine Stimme klang reich und klar in der Stille, die über dem Wald lastete. Eine seltsame Welt, dachte ich, und die Menschen darin sind das seltsamste. Eine komplizierte Welt, wo Handeln vielleicht falsch handeln bedeutet und wo nicht zu handeln noch schlimmer ist. Es würde dauern, bis ich mich daran gewöhnt hatte.
6
    Gawain wollte jetzt nach Camlann, und von Maeldyfi hatte er vor, bis nach Ynys Witrin zu kommen, das gute fünfzig Meilen entfernt lag. In Ynys Witrin konnten wir von dem Herrn des Ortes Gastfreundschaft fordern, und er würde sie dem Neffen des Pendragon auch gezwungenermaßen reichlich anbieten. Aber Llwyd war müde, er konnte nicht mehr so schnell, und die Entfernung war zu groß – so sagte ich wenigstens. Schließlich verbrachten wir die Nacht auf einem Bauernhof, ungefähr zehn Meilen südlich von Baddon. Mit dem Bauern war schlecht handeln. Er war nicht gewillt, auch nur irgendein Teil von unseren Gütern anzunehmen, bis Gawain den goldbesetzten Stirnriemen von Ceincaleds Geschirr abmachte. Da bot der Bauer uns mehr, als wir brauchten, denn er wollte noch mehr Gold. Ich nahm zwei bronzene Armreifen und einen silbernen Ring zum Ausgleich – kein besserer Handel, als der andere sich erhofft hatte – und Gawain knotete ein Stück Seil ein, um den Stirnriemen zu ersetzen. Aber er war nicht erfreut darüber. Lieber hätte er seine ganze eigene Ausrüstung verkauft, als das Geschirr des Pferdes anzurühren.
    Am nächsten Tag ritten wir weiter nach Camlann. Kurz nach Mittag erreichten wir die Festung. Am Vormittag bogen wir von der Römerstraße auf die unbefestigte Straße ab, die durch Ynys Witrin führt und durch die Sumpfwiesen. Über die unregelmäßigen Hügel, die den Horizont ausfüllen, kamen wir gut voran. Das Land um uns her war dicht besiedelt. Es gab keinen Wald, und die Felder waren gut bestellt. Es war wieder ein strahlender, klarer Tag, und Schafe und anderes Vieh waren auf den Weiden. Dadurch bekam das Land einen fröhlichen, bewohnten Anblick, der uns nach der langen Straße und dem Wald sehr willkommen war. Während wir nach Westen ritten, nahm Camlann langsam über den Hügeln der Umgebung Form an. Es schien größer zu werden, während wir näher herankamen. Gawain drängte sein Pferd zum Trab, dann zum kurzen Galopp, und das Pferd bewegte sich mit leichtem Schritt und aufgerichteten Ohren. Ceincaled wußte genau, wohin er ging. Llwyd war nicht so begeistert, aber er folgte dem anderen Tier. Er hatte sich daran gewöhnt.
    Die Festhalle war deutlich vor dem Himmel zu sehen. Sie bekrönte den großen Hügel. Erst als ich sie bemerkt hatte, erkannte ich auch die Mauern und die Ringwälle und Grabenbefestigungen der Festung. Aber die Wälle waren gewaltig genug, als wir herankamen, und die Mauern waren in gutem Zustand, anders als die Mauern der Städte, die ich schon gesehen hatte. Auch das Tor war neu, und nur ein einziger Wachturm stand darüber. Es war aus Eiche und Eisen gebaut. Aber es öffnete sich schon, ehe wir herangekommen waren, und Gawain zügelte sein Pferd direkt dahinter, um die Wachen zu begrüßen. Sein Hengst tänzelte, weil er wirklich nach Hause wollte. Ich nahm Llwyd zurück, der von seinem Lauf schwitzte. Beide Wachen, die am Tor postiert waren, kamen vom Wachturm herunter und riefen Gawain zu.
    »Hunderttausendmal willkommen zu Hause!« sagte einer von ihnen. »Wir haben uns schon gefragt, wen wir aussenden könnten, um deinen Tod zu rächen. Dein Bruder sagte, nein, es sähe dir ähnlich, im Winter zu reisen. Aber als es um die Rache für dich ging, da war er der Eifrigste von allen.«
    Gawain lachte. »Wirklich? Das sieht meinem Bruder ähnlich. Geht’s ihm gut? Auch meinem Herrn Artus? Und der Königin?«
Ja, ja, es ging ihnen allen gut, und es gäbe auch Neuigkeiten. Gewisse Dinge seien passiert, und Cei hätte zu Agravain gesagt »aber das hörst du ja alles noch früh genug« – , der Wachposten unterbrach sich selbst – »und der Tag ist zu kalt, um herumzustehen und zu reden. Ich sehe dich heute abend, beim Fest.«
»Gibt es ein Fest heute abend?«
»Jetzt ja. Denn es gibt jetzt keine Ausrede mehr wie in den letzten zwei Wochen. Oh, wer ist denn der Kerl, den du da bei dir hast?«
»Mein Diener. Rhys ap Sion.«
Der Wachposten zog eine Augenbraue hoch und schaute mich an, als ob ich ein neuerworbenes Pferd wäre. »Gawain der Goldenzüngige hat einen Diener angenommen?

Weitere Kostenlose Bücher