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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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dich«, sagte mein Herr mit gleichmäßiger Stimme. Der Räuber rappelte sich auf. »Komm, setz dich.« Der Mann erhob sich auf die Knie und starrte uns an. Seine Lippen zitterten, sie waren blau vor Kälte. »Warum hast du uns eben auf der Straße töten wollen?«
Der Mann leckte sich über die Lippen. »Um Geld«, sagte ich. Der Mann nickte zustimmend mit dem Kopf.
»Großer Fürst«, sagte er, »ich habe kein Land.«
»So, du hast kein Land? Dann solltest du dir ein anderes Handwerk suchen als das Morden. Welches ist dein Clan?«
Er leckte sich die Lippen wieder. »Ich habe keinen.«
»Weil du verbannt worden bist, weil man dich aus deiner Familie ausgestoßen hat, weil du einen Verwandten ermordet hast?«
Er starrte uns an, wackelte dann wieder mit dem Kopf. Die meisten Räuber sind aus ihrer Familie ausgestoßen.
Gawain seufzte. »Gibt es einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte?«
»Großer Fürst, ich bin ein armes Schwein. Ich bin hilflos. Und du, du bist der Herr Gawain… Ja, ja, ich habe deinen Diener so sagen hören, und wer sonst hat solch ein Schwert und solch ein Pferd und kämpft so gewaltig? Ist es recht, großer Herr und Meister, daß ein Falke eine Schmeißfliege schlägt?«
»Ja, wenn die Schmeißfliege ihn belästigt. Steh auf. Komm, steh jetzt auf. Ich werde dich nicht töten.« Der Räuber stand auf und zitterte. »Deine Begleiter hier, die sind tot. Hast du noch andere in deiner Bande?«
»Nur noch einen, Fürst. Er ist krank.«
»Dann nimm das, was du an Beute hast, und nimm auch diesen Leichen weg, was du willst. Kauf Ochsen damit. Genug Land liegt brach. Und wenn du nicht Bauer werden willst, dann such dir ein Handwerk, du und der andere. Die Sachsen sind besiegt, Mann, und mein Herr, der Pendragon, sendet schon Männer aus, die die Wölfe jagen sollen, Wölfe wie du, die an den Straßen lauern. Hast du mich gehört?«
»Ich höre dich, großer Fürst.«
»Dann danke deinem Gott, daß du noch lebst, und unternimm etwas, damit du nicht noch einmal so in Bedrängnis gerätst, in einem Kampf, wo alle Chancen gegen dich stehen. Noch einmal wird man dir keine Gnade zeigen.« Gawain wendete Ceincaled und ritt im Galopp davon. Ich folgte ihm. Ich schwieg und wunderte mich. Ich hatte schon geglaubt, daß ich Gawain kannte. Ich hatte ihn für einen sanften, übersensiblen Menschen gehalten, der tapfer, ehrenhaft und viel zu verantwortungsbewußt ist. Ich hatte vergessen, was ich als erstes über ihn erfahren hatte: daß er der tödlichste Reiter in ganz Britannien war, Artus’ Schwerthand auf fast zahllosen Schlachtfeldern. Ich sagte mir, während ich hinter ihm herritt und seinen roten Mantel anschaute, daß diese Tödlichkeit seine Sanftheit und Selbstbeherrschung nur um so größer machte. Aber mir war übel. Trotz all der Lieder, die ich gehört hatte, war mir nie klargeworden, was es bedeutet, Männer im Kampf sterben zu sehen, und die Blicke der fünf Leichen brannten noch immer in meinem Gehirn wie glühende Kohlen.
Eine halbe Stunde ritten wir so, und dann ließ Gawain sein Pferd neben mir laufen. Er trug noch immer das nackte Schwert in der Hand, und Blut war an der Klinge. Er hob mir das Heft in einer kleinen Geste entgegen. »Rhys, hast du irgendwas, womit ich mein Schwert säubern könnte?«
Schweigend hielt ich an, saß ab und holte aus meinem Packen ein Tuch, das meine Mutter mir zum Reinigen des Pferdegeschirrs eingepackt hatte. Gawain saß auch ab, rieb sein Schwert mit Schnee und trocknete dann die saubere Klinge mit dem Tuch meiner Mutter. Er ließ das Schwert zurück in die Scheide gleiten. Das Gold und der Rubin des Hefts glitzerten, während er mir das Tuch zurückreichte. Nur ein ganz kleiner Fleck von Menschenblut war auf dem Stoff. Ich schaute den Fleck einen Augenblick an, steckte dann das Tuch wieder in meinen Packen und stieg auf mein Pferd. Ich nahm Llwyds Zügel, und dann bemerkte ich, daß Gawain noch stand und ein wenig die Stirn runzelte.
»Hast du irgend etwas?« fragte er.
Ich umklammerte die Zügel fest, und Llwyd wurde unruhig und scheute ein wenig zur Seite. Gawain ergriff ihn am Zügel, und das Pferd wurde plötzlich sehr nervös und legte die Ohren zurück. Es rollte die Augen und schnaubte. Ich konnte den Grund erkennen.
»An deiner Hand ist auch Blut«, sagte ich zu ihm. Gawain warf einen Blick auf die Hand und ließ sie vom Zügel sinken, so daß der Geruch mein Pferd nicht mehr beängstigte. Er bückte sich, nahm noch etwas Schnee auf und säuberte

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