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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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du am Tisch gesessen wie der edelste Krieger oder ein König selbst. Mein Bruder wird dir solches Benehmen nicht verbieten. Er neigt sogar dazu, dich so gut zu behandeln, wie er sein Pferd behandelt – wenn ich ihn auch nur ein bißchen kenne. Um dich wird er sich besser kümmern als um sich selbst, einfach weil du von ihm abhängst. Es ist eine Ehre, ihm zu dienen, Diener, vergiß das nicht.«
Ich schluckte den Zorn hinunter, der mir in die Kehle gestiegen war, und nickte. Ich versuchte, so dreinzuschauen, als ob die Ehre mich beeindruckt hätte.
»Und hör zu, Diener« – Agravain trat zu mir herüber und packte den Ausschnitt meines Mantels, während er ihn drehte, so daß ich kaum noch Luft bekam. Er drückte mich gegen die Wand. »Mein Bruder wird nichts tun, um dich für Unverschämtheiten zu bestrafen. Aber wenn du ihm schlecht dienst und ihn leer ausgehen läßt, während du im Luxus lebst, wenn du seine Höflichkeit ausnutzt – dann sorge ich dafür, daß du so oft verprügelt wirst, wie du es verdienst. Hast du mich verstanden?«
»Ich habe dich verstanden«, krächzte ich. Der Wunsch stieg in mir auf, ihm zu sagen, daß ich ein freigeborener Clansmann war, ein Diener aus freier Wahl. Ich hatte den Drang, ihm zu sagen, daß ich ihm seine Privilegien ins Gesicht werfen und einfach gehen konnte. Aber der Gedanke, daß ich das wirklich konnte, brachte mich dazu, daß ich den Mund hielt. Ich hatte gewählt, und ich hatte nicht erwartet, daß alle Krieger wie Gawain oder Bedwyr waren.
»Gut«, sagte Agravain und schlug mich ins Gesicht, nur um zu unterstreichen, was er meinte. Ich hatte die Faust schon oben und war bereit, ihn zurückzuschlagen, ehe mir einfiel, daß er vielleicht alles mögliche tun konnte, wenn ich ihn schlug, und daß er ein ausgebildeter Krieger war. Außerdem hatte ich gewählt… Ich zwang meine Hand, sich wieder zu entspannen. Glücklicherweise hatte Agravain nichts bemerkt. Er schlug mich noch einmal, diesmal mit der flachen Hand, und ließ mich dann los. Ich begann, meinen Mantel wieder glattzustreichen.
»Wo hast du diese Brosche her?« wollte Agravain plötzlich wissen.
Meine Hände erstarrten. »Mein Herr hat sie mir gegeben«, sagte ich und versuchte, mit gleichmütiger Stimme zu sprechen. »Er hat sie einem Städter als Bezahlung für Unterkunft überlassen, und ich habe sie durch Feilschen wieder zurückgewonnen. Dein Bruder hat mir gesagt, ich kann sie behalten.«
»Das ist keine Fibel für einen Diener. Gib sie her.«
Ich hatte das Schmuckstück auch nicht für passend gehalten, aber von Agravain ap Lot würde ich mir das nicht sagen lassen. »Herr, mein Herr hat mir gesagt, ich kann sie behalten. Wenn ich sie weggeben würde, dann wäre das ungehorsam.«
»Du kannst sie mir geben. Ich bin sein Bruder.«
»Das tu ich auch – wenn er es mir sagt.«
Agravain packte einen der Speere am Schaft und hielt ihn mit der Spitze nach unten, wie eine Keule. »Bei der Sonne! Du wirst tun, was dir gesagt wird.«
»Ja, Herr. Mir wurde gesagt, ich soll sie behalten.«
»Habgieriger Narr.« Agravain starrte mich noch einen Augenblick länger an, und ich bereitete mich auf eine weitere Tracht Prügel mit dem Speer vor. Aber er senkte die Waffe. »Ich werde mit meinem Bruder darüber reden. Er sollte solche Dinge nicht verschenken.« Agravain schleuderte den Speer beiseite. »Bring dieses Haus in Ordnung«, warf er mir an den Kopf und schritt hinaus. Ich setzte mich auf eins der niedrigen Betten. Ich zitterte vor Wut, und aus reinem Ärger schlug ich immer wieder mit der Faust auf die Matratze.
»Das hättest du erwarten sollen«, sagte ich laut vor mich hin. Aber es nützte alles nichts. Ich hatte es nicht erwartet. Ich war immer in der Lage gewesen, für mich selbst einzustehen. Ja, gewöhnlich war ich immer der Sieger in einem Streit, auf den ich mich einließ. Aber jetzt konnte mich jeder hochgeborene Hund so behandeln, wie er Lust hatte, und ich würde lächeln und »Ja, Herr« sagen müssen. Gawain und, so schien es mir, auch Bedwyr und der Kaiser waren freundlich genug, mich ehrenhaft zu behandeln. Aber ich hatte das starke Gefühl, daß die Agravains häufiger waren. Ich knallte meine Faust noch einmal auf das Bett und verletzte mir die Hand an dem harten hölzernen Bettrahmen.
Während ich dasaß, meine Handknöchel in den Mund nahm und den Bettrahmen und die zerstampfte Matratze anschaute, mußte ich lachen. Noch immer lachend strich ich das Bettzeug wieder glatt, stand auf und

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