Bradshaw Gillian - Artus 02
großer Herr, und er ist froh, wenn er es an den Pendragon verkaufen kann, genauso froh wie ich, weil ich hier bin.«
Artus grinste plötzlich. »Gut gesagt, Mann. Du wirst keine Schwierigkeiten haben, wenn dein Herr dich auf eine Reise mitnimmt.« Er setzte sich an den Tisch, nahm ein Glas Wein und nickte den anderen zu, sich auch zu setzen. »Und, was die Reisen betrifft, da muß ich mit dir sprechen«, sprach er jetzt wieder Gawain an. »Was die Reise nach Kaledonien betrifft, da gibt es noch ein paar Dinge, die du mir weiter erklären sollst. Lieber Gott, du brauchst keine Angst zu haben; ich werde dich noch nicht dahin zurückschicken.«
»Dafür danke ich dir, dieses eine Mal. Mein Pferd braucht eine Ruhepause.«
»Weniger als du. Freu dich. Bis der Frühling kommt, werde ich dir nichts anderes mehr zu tun geben, als Briefe zu schreiben, und außerdem sollst du mit Botschaftern konferieren, Irisch in gutes Latein und gutes Latein in Irisch übersetzen und dich um dein Pferd kümmern. Mein Freund, du warst ein Narr, als du mir den Treueeid geschworen hast.«
»Das sehe ich anders. Soll ich also keine Rechnungen führen, deine Bücher nicht in Ordnung bringen und dir auch bei den neuen Bauplänen keinen Rat geben? Wie verläuft denn die Arbeit?«
»Wenn du willst, dann werde ich dich auch das noch tun lassen, ausgenommen das Führen der Rechnungsbücher. Gwynhwyfar sagt immer wieder, daß alle die Bücher völlig durcheinanderbrächten, sie macht es jetzt selbst. Aber die Baupläne – nun, nach dem Tauwetter beginnen wir mit dem neuen Lagerhaus. Ich habe mich entschlossen, es nicht neben das alte zu setzen, sondern weiter unten am Hügel zu bauen…«
»In der Nähe von Gereints Haus?«
»Nein, weiter östlich…« Nach ein paar Minuten war Artus es leid, das geplante Gebäude mit weinfeuchtem Finger auf die Tischplatte zu zeichnen, und sprang auf, während er Gawain anbot, ihm zu zeigen, was er meinte. Der Gedanke, in der Festung herumzulaufen, machte mir im Augenblick allerdings keine große Freude, denn meine Beine waren von dem unendlich langen Ritt noch immer schmerzhaft und verkrampft. Ich bot Gawain statt dessen an, unsere Ausrüstung überall dahin zu bringen, wo er es wünschte. Agravain meinte überraschend, er wolle mir das Haus zeigen, das er mit seinem Bruder und einem anderen berühmten Krieger teilte. Während also Artus, Gawain und Bedwyr losgingen, um den Bauplatz zu besichtigen, nahm ich die beiden Satteltaschen auf und begann, die Speere einzusammeln.
Agravain beobachtete mich ungeduldig und rief endlich aus: »Diener meines Bruders, du hast ja überhaupt keine Ahnung, wie man einen Speer trägt! Sieh mal zu.« Er nahm die Speere auf, aber ich konnte nicht den geringsten Unterschied entdecken. Dann ging er energisch weg. Ich fummelte herum, ergriff den Schild und rannte hinter ihm her. Ich ließ fast eine der Satteltaschen fallen, während ich losrannte, um ihn wieder einzuholen.
Das Haus war sehr hübsch. Es war solide aus Lehm und Flechtwerk erbaut, die Wände waren säuberlich gekalkt, und das Strohdach war dick. Es stand östlich von der Halle, und von der Tür aus konnte man die Burg von Ynys Witrin sehen, die wie ein Wachturm über der feuchten Ebene stand, die an die sächsischen Königreiche grenzt. Im Haus allerdings war alles in schrecklicher Unordnung. Bettzeug, Kleidung und Waffen lagen überall verstreut. Später fand ich heraus, daß Agravain bis zum vergangenen Jahr einen Diener gehabt hatte, aber dann war der Mann an einem Fieber gestorben, und niemand hatte seitdem das Haus wieder gereinigt. Ich stellte die Satteltaschen ab und fragte mich, wo ich wohl alles hinräumen sollte. Agravain lehnte mit tiefer Zufriedenheit die Speere an die Wand.
»So«, sagte er. »Und jetzt, Rhys, oder wie immer dein Name auch ist…«
»Ich heiße Rhys.«
»Wie immer du auch heißen magst, du bist der Diener meines Bruders, und es gibt ein oder zwei Dinge, die ich dir sagen werde.«
Das wunderte mich. Er schaute mich an, während er sich die Knöchel der einen Hand rieb.
»Ich nehme an, du hast meinen Bruder dazu überredet, dich als Diener anzunehmen. Gut und schön, er braucht einen Diener. Er tut immer Dinge, die ein Krieger nicht tun sollte, und er kümmert sich gar nicht um sich selbst. Aber was er braucht, das ist ein Diener. Ein Mann, der tut, was ihm gesagt wird, und der keine Allüren hat. Du bist nach Camlann gekommen, als ob du dich für eine Art Gast hältst, und die ganze Zeit hast
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