Bradshaw Gillian - Artus 02
ging. Er stritt sich gerne, und beim Handeln war er großartig. Wegen der Art, wie ich die Gegenstände im Haus eingeräumt hatte, kam es zwischen uns zu herrlichen Streitereien. Er hatte einen ätzenden Humor und ein feines Gefühl für Sarkasmus, aber er verstand auch zu lachen.
Agravain war völlig anders. Er versuchte in der Tat, seinen »Stand klarzumachen«. Anscheinend hatte er das Gefühl, er müsse diesen Stand um jeden Preis verteidigen. Ich fragte mich, ob diese Angewohnheit vielleicht etwas damit zu tun hatte, daß er ursprünglich einmal als Geisel für den Friedenseid seines Vaters nach Camlann gekommen war. Es gab wenig, was er nicht für seine Freunde tun würde und besonders für seinen Bruder, aber für alle anderen rührte er keinen Finger, und er wich auch keinen Viertelschritt von dem hohen, ruhmreichen Standpunkt eines Kriegers und erstgeborenen Sohns eines Königs ab. An manchen Tagen brütete er vor sich hin, oder er bekam einen Tobsuchtsanfall wegen der eingebildeten Andeutung eines schiefen Blicks. Das geschah natürlich nur bei seinen Untergebenen und nicht bei den anderen Kriegern. Die einzige Möglichkeit, dann mit ihm fertig zu werden, bestand darin, ihm zu geben, was er wollte. Trotzdem, nach dem ersten Tag ließ er mich in Ruhe. Ich nehme an, daß Gawain eine ernste Unterredung mit ihm hatte, wenn auch weder Gawain noch Agravain das jemals gesagt haben.
Ich war froh, daß man mich meiner Arbeit überließ, denn ich hatte mehr als genug Arbeit, um immer beschäftigt zu sein. Um das Haus mußte ich mich kümmern: Das Feuer mußte brennen, und der Raum mußte sauber und ordentlich gehalten werden, und hin und wieder war das Dach zu reparieren. Außerdem nahmen Agravain und Cei an, daß ich natürlicherweise, da ich ja dort lebte, auch all ihre persönliche Arbeit zu erledigen hätte, zusätzlich zu dem, was Gawain von mir verlangte. Ich mußte dafür sorgen, daß ihre Kleidung zur Wäscherin gebracht wurde. Ich hatte ihre kleinen Wünsche nach diesem und jenem zu erfüllen, und ich hatte ihre Waffen und ihre Rüstung in gutem Zustand zu halten. Ein anderer Diener, Amren, zeigte mir, wie das zu tun war. Um die Pferde kümmerten sich die Pferdeknechte. Das war eine große Erleichterung. Aber Llwyd mußte trotzdem geritten werden und manchmal auch Agravains und Ceis Pferde. Gawain ließ nur sehr selten irgendeinen an Ceincaled heran, und, um die Wahrheit zu sagen, er machte mir von allen dreien am wenigsten Arbeit.
Wenn ich meine Krieger versorgt hatte, dann gab es in der Festung noch immer sehr viel zu tun. Weil die Familie so lange in ganz Britannien herumgewandert war, hatten nur wenige der Krieger persönliche Diener, und die Diener, die in Camlann arbeiteten, waren nur für eine kleinere Gemeinschaft ausreichend. Nur hundertfünfzig Männer und ungefähr hundert Frauen waren für die ganze Festung da, und wir waren alle beschäftigt. Die öffentlichen Orte wie die Halle und der Wachturm und die Lagerräume mußten saubergehalten werden, Vieh war zu schlachten und Häute zum Gerben vorzubereiten. Die Küchen mußten versorgt werden, es war Met anzusetzen und so weiter, und so weiter. Aber die Arbeit war mir nicht unangenehm, wie ich das am Anfang gedacht hatte. Das Angenehme an der Arbeit als Diener besteht darin, daß sie anders als Bauernarbeit in Gesellschaft erledigt werden kann und daß man sich dabei unterhält. Ich stellte fest, daß die anderen Diener in Camlann gute Gesellschaft waren. Vielleicht zwei Drittel von ihnen waren früher entweder Städter gewesen oder sie stammten aus einer langen Ahnenreihe von Dienern. Aber auch eine ganze Anzahl von Bauern wie ich selbst waren darunter, Bauern, die ihr Land an die Sachsen verloren hatten, nicht anderswo hatten siedeln können oder wollen. Sogar ein paar Sachsen waren darunter, Männer, die bei einem Überfall gefangengenommen worden waren und die um ihr Leben geschworen hatten, dem einen oder anderen Herrn zu dienen. Die anderen kamen aus jedem Teil von Britannien, selbst von jenseits des Meeres, aus Kleinbritannien. Ihre Geschichten zu hören, das war genauso schön, als ob man einem Lied lauschte.
Der Haushalt in Camlann stand unter der Aufsicht der Königin Gwynhwyfar. Sie war eine schlanke, braunäugige junge Frau, hell wie eine Kerzenflamme, warm und leuchtend. Sie hatte Massen von rotem Haar. Es schien, als ob sie nie stillsaß und als ob sie immer wußte, wo jeder Mann und jede Frau des Haushaltes war und was er oder
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