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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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Frühstücksspeck holte er aus dem Kühlschrank, und dann brutzelte es in der Pfanne.
    Nachdem er alles auf einen Teller gepackt hatte, kam er zu mir an den Stehtisch, stellte den Teller vor mich hin, eine Flasche Kühne-Ketchup daneben und wollte wieder abschieben.
    »Wie siehts mit dem Kaffee aus?«
    Er schüttelte genervt den Kopf. »Ach ja, klar.«
    Er kam mit einem großen Kaffeebecher.
    »Besteck?«
    »Da drüben im Kasten. Milch steht auf dem Tresen.«
    »Wollen Sie sich nicht zu mir stellen?«, fragte ich, nachdem ich mir alles besorgt hatte.
    Er sah mich erstaunt an.
    »Der Buchladen drüben auf der anderen Straßenseite ist ausgebrannt.«
    Ich nahm eine Gabel voll Ei mit Schinken und begann zu essen. Schmeckte erstaunlicherweise gut. Auch der Toast dazu war okay. »Ja, und?«
    »Kennen Sie den Besitzer?«
    »Nee.«
    »War ein Brandanschlag.«
    »Ja?« Desinteressiert.
    »Jemand hat vielleicht was gegen Krimis.«
    »Könnte sein.«
    Ich deutete auf meinen Teller. »Wundert mich, dass Sie so was zubereiten. Tierische Produkte, meine ich. Womöglich Massenhaltung.«
    »Was?«
    Ich wies auf einige Plakate an den Wänden, auf denen gequälte Tiere zu sehen waren, die sich bei lebendigem Leib ihr Fell für Hautcremes von zweifelhaftem Nutzen gerben lassen mussten. Auf einem Plakat stand der Slogan: »Reißt die Käfige nieder! Schlagt die Tiermörder, wo ihr sie trefft!«
    »Als militanter Tierschützer sollten Sie eigentlich Veganer sein.«
    »Veganer?«
    »Nur Pflanzen futtern.«
    »Ach so. Klar, mein Bruder ist so 'n Spinner. Deswegen ist er ja im Knast. Und jetzt versuch ich, den Laden hier über Wasser zu halten, aber das geht nur mit normalem Essen. Was weiß ich denn von diesem Veganerzeug?«
    »Die Eier mit Speck sind klasse«, sagte ich.
    »Danke.«
    »Der Laden hier gehört Ihrem Bruder?«
    »Ja, ich bin nur vertretungsweise da.«
    »Und Ihr Bruder mag nicht, dass man Tiere einsperrt, zum Beispiel Schlangen in Terrarien und so?«
    »Ja, klar. Was soll die Fragerei?«
    »Seit wann ist er denn im Knast?«
    »Zwei Wochen. Kommt bald wieder raus. War nur Sachbeschädigung. Hat in Eppendorf Eier geklaut, mit denen sie irgendwie rumklonen wollten.«
    »Geklonte Eier?« Ich stocherte in den Resten auf meinem Teller herum.
    Er grinste. »Schmecken doch ganz normal, oder?«
    Ich knallte Messer und Gabel auf den Tisch, zahlte und machte, dass ich davonkam.
    Am Nachmittag saß ich wieder im Camaro, aber diesmal auf der anderen Straßenseite, gegenüber dem Laden, und beobachtete das Treiben in der Weidenallee. Gegen siebzehn Uhr trottete ein kleiner Skinhead mit Baseballschläger an der Ruine des Buchladens vorbei. Er trug Bomberjacke und Springerstiefel, wie es sich gehörte. Plötzlich blieb er stehen und starrte ins düstere, verkohlte Innere des Geschäfts, beugte sich leicht nach vorn, als wollte er etwas suchen. Heiner war noch immer auf Erholungsurlaub. Der Skinhead trat in den Eingangsbereich und rüttelte an der Tür. Dann bemerkte er das Vorhängeschloss, drehte sich um und ging weiter. Ich stieg aus dem Camaro und folgte ihm. Er hatte es nicht sehr eilig. Den Baseballschläger lässig über die Schulter geworfen, schlenderte er die Straße entlang und pfiff ein Liedchen. Er blieb vor der Videothek stehen und besah sich die Werbung der aktuellsten Filme und lief dann weiter.
    Er warf einen kurzen Blick durch die Tür der Südstaaten-Kneipe »R & B«, hob grinsend den Baseballschläger zum Gruß, als er an einem italienischen Imbiss vorbeikam, und wechselte die Straßenseite. Im Schaufenster eines Fantasyladens sah er sich ein Wikingerspiel und die lebensgroße Siegfriedfigur an. Dann bog er in die Margaretenstraße ein und verschwand durch eine Toreinfahrt im Hinterhof. Als ich an der Einfahrt angekommen war, las ich ein buntes Schild: »Antifa-Kindergarten Die kleinen Rothäute«.
    Scheiße, dachte ich, der will dahin. Ich rannte in den Hinterhof. Vom Kindergarten war nichts zu sehen. Nur düstere Eingänge zu Seitenflügeln. Ich blieb stehen und wusste nicht mehr weiter. Da kam er wieder aus einem Eingang heraus. Jetzt hatte er ein kleines Mädchen bei sich. Die Kleine hielt den Baseballschläger in der Hand.
    »He, was machst du mit dem Kind!«
    Der Skin sah mich verwirrt an.
    »Die Kleine bleibt schön hier«, sagte ich.
    »Was ist?«, fragte er.
    Ich sprang zu der Kleinen und nahm ihr den Baseballschläger ab. Sie fing an zu weinen.
    »He, Mann, was bist'n du für 'n Spinner.«
    »Komm, komm«,

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