Brandung des Herzens
Botschaft. Willow kämpfte gegen die Glut an, die sie auf ihren Wangen brennen fühlte. Es widerstrebte ihr sehr, lügen zu müssen, aber der Krieg hatte sie gelehrt, daß Überleben vieles erforderte, was zu tun sie mit Widerwillen erfüllte.
»Ist das so wichtig?« fragte sie.
Ein sardonisches Lächeln spielte um Calebs Mundwinkel. »Für mich nicht. Sie sehen nur ein bißchen jung für eine verheiratete Frau aus. Kaum dem Spielanzug entwachsen, wenn Sie mich fragen.«
»Ich bin zwanzig«, entgegnete sie bestimmt. »Viele Frauen meines Alters haben bereits Kinder.«
Caleb knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. »Wie alt ist Ihr Mann?«
»Fünfundzwanzig«, erwiderte sie, eifrig darauf bedacht, nach Möglichkeit die Wahrheit zu sagen. »Matt ist der jüngste meiner... das heißt...« Sie korrigierte sich hastig. »Er ist der jüngste von fünf Söhnen.«
Caleb musterte Willow einen Moment mit hochgezogenen Brauen und bot ihr dann seinen Arm. Sie ignorierte den unterschwelligen Spott in seiner höflichen Geste, denn sie war überzeugt, Caleb war nicht der Mann, dessen Tun von Höflichkeit bestimmt wurde. Trotzdem legte sie ihre Fingerspitzen auf seinen Ärmel in einer graziösen Bewegung, die man ihr in den Jahren eingedrillt hatte, bevor der Krieg die Notwendigkeit feiner Manieren überflüssig machte.
»Danke, Mr. Black«, murmelte Willow.
Ihre leicht schleppende Sprechweise und der volle, rauchige Klang ihrer Stimme streiften Calebs Nerven wie eine Liebkosung. Der sanfte Druck ihrer warmen Finger auf seinem Arm erweckte heißes Verlangen in ihm. Zwischen seinen Schenkeln pulsierte es plötzlich mit einer Heftigkeit, die ihn schockierte, weil er sich niemals gestattet hatte, seiner eigenen Wollust auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Es ärgerte ihn, daß sein Körper mit dermaßen primitiver Bereitwilligkeit auf Willows lockende Stimme und verführerische Kurven reagierte.
Mit wesentlich mehr Interesse, als gut für ihn war, fragte Caleb sich, ob Willow sich einem Mann mit aufrichtiger Leidenschaft hingeben würde oder ob Renos »Ehefrau« schlicht und einfach eine kalte, hübsche Hure war, die für jeden hungrigen Mann mit einem Stück Silber in der Hand die Beine spreizte.
Caleb hatte nichts mit Huren im Sinn, ganz gleich, welcher Sorte.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Halle erhob sich ein kleiner, stämmiger Mann von seinem Platz und winkte sie zu sich her. Sein Überzieher war aus stumpfer Baumwolle, sein Hemd weiß, und wie viele Männer im Westen trug er Hosen, die ursprünglich zu einer Militäruniform gehört hatten.
»Da ist Mr. Edwards«, sagte Willow erfreut.
»Sie klingen erleichtert«, stellte Caleb fest.
»Mr. Edwards hat mit sehr viel Wertschätzung von Ihnen gesprochen.«
»Und Sie sind der Meinung, er hat gelogen.«
Willow blieb abrupt stehen und nahm ihre Hand von seinem Arm. Automatisch hielt auch Caleb im Gehen inne, vermißte den sanften Druck ihrer Fingerspitzen auf seinem Unterarm.
»Mr. Black«, begann sie und brach dann ab, als sich seine forschenden, whiskyfarbenen Augen auf sie richteten. Sie holte tief Luft und begann von neuem. »Ich habe mich bereits dafür entschuldigt, Sie gekränkt zu haben. Ich wollte Sie wirklich nicht beleidigen. Ihr Äußeres hat mich nur überrascht, das ist alles. Ich hatte einen viel älteren Mann erwartet, einen Experten in Militärfragen, einen silberhaarigen, altmodischen...«
»Gentleman?« unterbrach Caleb sie.
»...einen gottesfürchtigen Mann«, schloß Willow.
»Wie kommen Sie auf die Idee, ich wäre dies nicht?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich vor irgend etwas fürchten«, gab sie zurück, »noch nicht einmal vor Gott.«
Calebs Lippen verzogen sich erneut, diesmal zu einem echten Lächeln, einem Lächeln, das die harten Linien seines Gesichts überraschend veränderte. Willow hielt verblüfft den Atem an. Wenn Caleb lächelte, war er so attraktiv, wie man es vom Teufel annahm. Impulsiv legte sie wieder ihre Hand auf seinen Arm und erwiderte sein Lächeln.
»Könnten wir nicht noch einmal von vorn beginnen?« fragte sie weich.
Willows schmelzendes Lächeln erweckte abrupt ein fast schmerzliches Gefühl der Begierde in Caleb. Die vehemente Reaktion seines Körpers auf die Geliebte eines anderen Mannes versetzte ihn in Wut. Er preßte die Lippen zu einer Linie zusammen, so schmal und scharf wie die Klinge des langen Messers, das er in seinem Gürtel trug.
»Sparen Sie sich Ihr
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