Brandung des Herzens
fernzuhalten, seit er sie Eddy einige Monate zuvor vorgestellt hatte, freute er sich immer noch, sie zu sehen, wenn er nach Denver kam. Er bewunderte den Mut und den Humor der Witwe und vor allem die Art, wie sie es geschafft hatte, ihre fünf kleinen Kinder ohne die Hilfe und Unterstützung eines Ehemannes aufzuziehen.
Wenn die diskreten Zuwendungen einiger weniger Männer in den drei Jahren, seit Roses Ehemann tot war, mit dazu beigetragen hatten, so achtete Caleb sie deshalb nicht weniger. Er wußte, sie verwendete das Geld ausschließlich zum Wohl ihrer Kinder.
Caleb zog sich den Hut vom Kopf und beugte sich mit der Eleganz langjähriger Übung über Roses Fingerspitzen. Seine höfliche Geste zeigte Willow, wie wenig Caleb sie, Willow, respektierte. Der Mann hatte ausgezeichnete Manieren; trotzdem hatte er es nicht für nötig gehalten, in ihrer Gegenwart auch nur ein einziges Mal den Hut abzunehmen, geschweige denn, sich zur Begrüßung über ihre Hand zu beugen.
»Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie kennen meinen Br... meinen Ehemann nicht«, erklärte Willow, ihre Stimme so kühl und glatt wie die Seide ihres Kleides.
»Ich kenne ihn auch nicht.«
Ihre fein geschwungenen hellbraunen Brauen schossen in die Höhe. »Woher wissen Sie dann, daß Matt gut aussieht?«
»Ich bin noch keinem Mädchen begegnet, das einem häßlichen Kerl hinterhergelaufen wäre, es sei denn, er hätte Geld gehabt. Ist Ihr Ehemann reich?«
»Nein«, erwiderte sie augenblicklich, während sie an die Goldader dachte, die Matthew gefunden hatte und zu schützen versuchte. »Er hat keinen Cent.«
Aber Caleb hörte gar nicht mehr zu. Er wandte sich von Willow ab und reichte Roses Begleiter seine Hand. »Hallo, Eddy. Freut mich, dich wieder auf den Beinen zu sehen. Ich dachte schon, dieser temperamentvolle Hengst wäre dein Tod gewesen.«
»War verflucht, äh, verflixt nahe dran«, antwortete Eddy, als er Calebs Hand vorsichtig ergriff und sich dann mit offensichtlicher Erleichterung hinsetzte. »Meine rechte Hand und mein rechtes Bein sind immer noch fast taub. Nächstes Mal überlasse ich es dir, diesem Gaul die Schrullen auszutreiben.«
»Nein danke. An deiner Stelle würde ich den Hengst auf die gleiche Weise wieder loszuwerden versuchen, wie du ihn bekommen hast - bei einem Pokerspiel. Er hat ein auffallend schönes goldenes Fell.« Calebs Blick schweifte unwillkürlich zu Willows Haar. »Aber innerlich ist er so bösartig wie eine Schlange. Selbst wenn er erstklassige Fohlen zeugt, wirst du ihnen niemals trauen können. Schlechtes Blut ist und bleibt schlechtes Blut, ganz gleich, wie hübsch die Verpackung ist.«
Willow versicherte sich, daß Calebs Bemerkungen nicht beleidigend ihr gegenüber gemeint waren; er machte schlicht Konversation über ein Pferd. Sie redete sich das immer noch ein, als Caleb sich abwandte und ein solches Aufhebens darum machte, einen Stuhl für Rose zurechtzurücken, daß Eddy sich anstrengte, auf die Füße zu kommen, um Willow ebenfalls behilflich zu sein.
»Bitte bemühen Sie sich nicht«, sagte Willow leise, als sie Eddys Schwierigkeiten sah. Sie setzte sich rasch. »Ich bin durchaus in der Lage, allein Platz zu nehmen.«
»Danke, Ma’am.« Eddy seufzte und murmelte bedrückt: »Seit dieser Hengst mich abgeworfen hat, bin ich eine verdammt klägliche Erscheinung von einem Mann.«
Willow wollte Eddys verletzten Stolz wieder aufrichten und sprach mit gedämpfter Stimme, damit die anderen sie nicht hören konnten. »Alter oder Verletzungen ändern nichts am Format eines Mannes. Sie haben mir außerordentliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft bewiesen.«
Calebs scharfem Gehör entging jedoch nicht ein Wort von dem, was Willow sagte. Er warf ihr einen prüfenden Blick zu, sah aber nur Mitgefühl in ihren Augen. Keine neckischen Seitenblicke einer Frau, die partout auf Verführung aus ist. Stirnrunzelnd ließ sich Caleb auf dem letzten Stuhl der kleinen Sitzgruppe nieder. Er hatte erwartet, Willow würde herrisch darauf bestehen, einen Platz angeboten zu bekommen, wie die verwöhnte Südstaatenlady, die sie war. Statt dessen hatte sie sich einfach gesetzt und dabei taktvoll Eddys Verlegenheit über seine Verletzungen überspielt, die ihn daran hinderten, auf die Füße zu springen und seinen Kavalierspflichten nachzukommen. Renos Geliebte entpuppte sich tatsächlich als Überraschung.
Caleb mochte keine Überraschungen. Er hatte zu viele Männer mit einem überraschten Ausdruck auf dem
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