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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die Waffe wurde seiner Hand entrissen. Auch die Taschenlampe verlor er, sie flog in die Ecke. Er versuchte zuzuschlagen, aber ehe seine Faust ihren Bogen halb vollendet hatte, spürte er einen schrecklichen Schmerz im Leib, als hätte man ihm mehrere Dolche gleichzeitig in den Leib getrieben, und im gleichen Augenblick wußte er, was mit ihm geschah. Er schrie, schrie, und in der Düsternis ragte das mißgestaltete Gesicht des Schachtelmanns über ihm auf, seine Augen leuchteten gelb, und Teel schrie wieder, schlug um sich, und weitere Dolche bohrten sich jetzt in das weiche Gewebe seiner Kehle ... Ken Dimes war vier Schritte von der Vordertür entfernt, als er Teel schreien hörte. Ein Schrei der Überraschung, der Furcht, des Schmerzes.

    »Scheiße!«
    Es waren Doppeltüren, eichenfarbig eingelassen. Die rechte war mit Riegeln an Schwelle und Rahmen befestigt, während die zur Linken beweglich war - und nicht versperrt. Ken rannte hinein, kurz jede Vorsicht in den Wind schlagend, und blieb dann im düsteren Vorraum stehen. Das Schreien war bereits verstummt. Er schaltete seine Taschenlampe ein. Leeres Wohnzimmer zur Rechten. Leeres Arbeitszimmer zur Linken. Eine Treppe, die ins Obergeschoß führte. Nirgends jemand zu sehen. Stille. Völlige Stille. Wie in einem Vakuum. Einen Augenblick lang zögerte Ken, nach Teel zu rufen, aus Furcht, damit dem Killer seine Position zu verraten. Dann wurde ihm klar, daß die Taschenlampe, ohne die er keinen Schritt weitergehen konnte, ihn ohnedies verriet; ob er Geräusche machte oder nicht, hatte nichts zu besagen.
    »Teel!«
    Der Name hallte durch die leeren Räume.
    »Teel, wo bist du?« Keine Antwort.
    Teel mußte tot sein. Herrgott. Wenn er noch lebte, würde er antworten.
    Aber vielleicht war er nur verletzt oder bewußtlos, verwundet und im Begriff zu sterben. In dem Fall war es vielleicht am besten, wenn er zum Streifenwagen zurückging und eine Ambulanz herbeirief.
    Nein. Wenn sein Partner tatsächlich in Not war, dann mußte Ken ihn schnell finden und Erste Hilfe leisten. Teel könnte in der Zeit sterben, derer es bedurfte, um eine Ambulanz zu rufen. Das Risiko, Zeit zu verlieren, war zu groß. Außerdem mußte er sich um den Killer kümmern. Nur ganz schwaches rauchig-rotes Licht kam jetzt durch die Fenster; der Tag war im Begriff, von der Nacht verschlungen zu werden. Ken mußte sich ganz auf die Taschenlampe verlassen, was nicht ideal war, denn jedesmal, wenn der Lichtkegel sich bewegte, sprangen Schatten, sausten wieder und schufen so die Illusion von Angreifern, unechten Angreifern, die ihn von der echten Gefahr ablenken konnten.
    Die Haustür weit offenstehen lassend, schlich er durch den engen Gang, der zum hinteren Teil des Hauses führte. Er hielt sich dicht an der Wand. Eine seiner Schuhsohlen quietschte bei fast jedem Schritt. Er hielt den Revolver mit dem Lauf nach vorne, nicht gegen Boden oder Decke gerichtet, weil ihm, zumindest für den Augenblick, gestohlen bleiben konnte, was  man ihnen über den richtigen Umgang mit Waffen beigebracht hatte. Zur Rechten stand eine Tür offen. Eine Kammer. Leer. Der Geruch seines eigenen Schweißes überdeckte jetzt den Geruch von Mörtel und Ölfarbe. Er kam zu einer Toilette, zur Linken. Sein Lichtkegel huschte durch den Raum und ließ nichts Ungewöhnliches erkennen, wenn ihn auch sein eigenes angsterfülltes Gesicht erschreckte, das der Wandspiegel ihm zurückwarf. Der hintere Teil des Hauses - Wohnzimmer, Eßbereich, Küche -lag direkt vor ihm, und zu seiner Linken gab es eine weitere Tür, die offenstand. Im Schein seiner Taschenlampe, die plötzlich in seiner Hand heftig zu wackeln begann, sah Ken auf dem Boden einer Wäschekammer Teels Körper liegen und so viel Blut, daß es keinen Zweifel mehr geben konnte. Er war tot. In den Wogen der Angst, die sein Bewußtsein überschwemmten, gab es Unterströmungen von Leid, Wut, Haß und dem wilden Begehren nach Rache. Hinter Ken war ein Stampfen zu hören. Er stieß einen Schrei aus und wirbelte herum, um sich der Drohung zu stellen. Aber der Gang rechts von ihm und das Frühstückszimmer zu seiner Linken waren beide verlassen. Das Geräusch war vom vorderen Teil des Hauses gekommen. Noch während das Echo verhallte, wußte er, was er gehört hatte: Die vordere Tür war geschlossen worden. Ein weiteres Geräusch durchbrach die Stille, nicht so laut wie das erste, aber entnervender: das Klack, mit dem das Türschloß einhakte. Hatte der Killer das Haus verlassen und

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